• 17.06.2009 09:10

  • von Stefan Ziegler

Vorschau: WTCC in Brünn

In Tschechien steigt das sechste Rennwochenende des Jahres - 'Motorsport-Total.com' blickt voraus auf die beiden WM-Sprintrennen in Brünn

(Motorsport-Total.com) - Nach zwei spannenden und aufregenden WM-Läufen im spanischen Valencia reist die Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) weiter nach Tschechien, wo am Wochenende die Saisonrennen elf und zwölf anstehen. Unmittelbar vor Meisterschaftshälfte hat sich die Situation an den Tabellenspitzen in den Gesamtwertungen zugespitzt - in Augusto Farfus (BMW) hat Titelverteidiger Yvan Muller (SEAT) nun einen ernsten Verfolger. Zudem gilt das Automotodrom Brno als BMW Strecke.

Titel-Bild zur News: Felix Porteiro

In Brünn geht es auf den ersten Metern meist eng und beinhart zur WM-Sache...

Schon seit 2006 gastiert die Tourenwagen-WM in Brünn, wobei es vor allem die BMW Länderteam Piloten waren, welche dort immer wieder groß auftrumpfen konnten. BMW Team Germany Pilot Jörg Müller ist mit zwei Siegen der erfolgreichste Fahrer in Tschechien, Rob Huff (Chevrolet), Félix Porteiro (BMW) und Gabriele Tarquini konnten sich in den vergangenen Jahren ebenfalls in die Siegerlisten eintragen - am meisten Beifall gab es allerdings für Alessandro Zanardi (BMW), der 2008 siegreich war.#w1#


Fotos: Rennwochenende in Valencia


Brünn: Rennsport mit Historie

Der italienische Rennfahrer begeisterte das Publikum am Masaryk Circuit im vergangenen Jahr mit einer fahrerischen Topleistung und rechnet sich auch 2009 wieder gute Chancen auf der 5,403 Kilometer langen Rennstrecke aus. Diese liegt unmittelbar vor den Toren von Brünn, der zweitgrößten Stadt Tschechiens, welche auf eine lange Geschichte zurückblicken kann. Bereits im 11. Jahrhundert wurde die Burg erbaut, der die etwa 370.000 Einwohner starke Stadt ihren Namen verdankt.

Andy Priaulx

Brünn ist eine Rennstrecke vom alten Schlag - da gibt's auch noch Kiesbetten... Zoom

Berühmtheit erlangte die Gegend um Brünn nicht zuletzt durch die Schlacht von Austerlitz, wo die kaiserlichen Truppen von Napoléon Bonaparte ihren österreichischen und russischen Widersachern im Jahr 1805 eine vernichtende Niederlage beibrachten. Heute zählt die 29 Ortsteile umfassende Stadt Brünn zu den Universitätsstandorten mit über 50.000 Studierenden und beherbergt das Mährische Landesmuseum, das zweitgrößte Museum seiner Art in Tschechien.

Auch der Rennsport hat in Brünn schon frühzeitig eine Heimat gefunden. Bereits 1930 wurden auf einem knapp 29 Kilometer messenden Kurs zwischen Brünn und Prag erste Autorennen ausgetragen, ehe die Strecke nach dem Zweiten Weltkrieg auf 17,8 Kilometer verkürzt wurde und 1949 erstmals den Großen Preis von Tschechien ausrichten durfte. In den 1950er-Jahren entdeckten auch die Motorradfahrer diesen Kurs, der zeitweise sogar mitten durch die Innenstadt Brünns führte.

Tim Coronel mit Gaststart in Tschechien

In den 1980er-Jahren flog die erneut verkürzte Rennstrecke wieder aus dem Kalender der Zweiräder, weil die Sicherheitsbestimmungen nicht mehr erfüllt werden konnten. So wurde in Windeseile ein neues Automotodrom mit einer Länge von 5,403 Kilometern errichtet, das Mensch und Material in insgesamt 14 Kurven und bei bis zu 7,5 Prozent Steigung auf eine harte Probe stellt. 2006 stellte sich die WTCC schließlich erstmals dieser Rennstrecke, die vor allem bei den Motorradfahrern sehr beliebt ist.

Robert Huff

Auf der Berg- und Talbahn von Brünn bietet die WTCC stets viele spannende Duelle Zoom

Auch bei den Tourenwagen-Piloten steht die tschechische Piste hoch im Kurs, gehen an diesem Wochenende doch 27 Rennautos an den Start. Neu dabei ist Tim Coronel (SEAT), der bei seinem Eurocup-Auftritt in Valencia den begehrten WTCC-Gaststart für diese Veranstaltung sichern konnte. Kurioserweise wird der Niederländer in Brünn ausgerechnet als Teamkollege seines Zwillingsbruders Tom Coronel (SEAT) beim spanischen Sunred-Team fungieren und einen León pilotieren.

Darüber hinaus werden in Tschechien die beiden Proteam-Fahrer George Tanev und Vito Postiglione (beide BMW) wohl ihr Renncomeback geben. Die beiden WM-Neulinge hatten sich in Marrakesch schwere Beschädigungen an ihren Rennwagen zugezogen und mussten in der Folge die Events in Pau und Valencia auslassen - Privatier-Favorit Félix Porteiro agierte in den vergangenen Wochen daher als einziger Vertreter seines Rennstalls und bekommt nun wieder zwei Teamkollegen.

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Topteams allesamt mit 40 Kilogramm Zuladung

Für ausreichend Konkurrenz dürfte aber auch an der Spitze des WTCC-Feldes gesorgt sein: In Brünn fahren sowohl BMW, Chevrolet als auch SEAT mit dem maximalen Kompensationsgweicht von 40 Kilogramm. Der 320si aus München erwies sich in Marrkaesch, Pau und Valencia im Schnitt als das schnellste Auto, Cruze und León waren allerdings nur unwesentlich langsamer und erhalten folgerichtig die gleiche Gewichtslast wie die BMW Fahrzeuge - nur Lada darf wieder ausladen.

Mario Theissen (BMW Motorsport Direktor), Alessandro Zanardi, Alain Menu, Felix Porteiro

Mario Theissen konnte im Vorjahr einen BMW Doppelsieg in Tschechien bejubeln Zoom

Das russische Werksteam lag bei den vergangenen drei Wochenenden durchschnittlich 2,3 Sekunden hinter den Rivalen zurück und geht damit weiterhin mit einer Erleichterung von 20 Kilogramm in die beiden Sprintrennen. Die SEAT-Privatiers dürfen von Minimalgewicht ihres Benziner-Leóns zehn Kilogramm abziehen, Alessandro Zanardi und sein mit einem sequentiellen Getriebe ausgestatteter BMW starten komplett ohne Zusatzgewichte und sind daher mit dem Mindestgewicht unterwegs.

Man darf also durchaus gespannt sein, wie sich das Kräfteverhältnis in Tschechien darstellen wird. Zumindest in den vergangenen Jahren hatte BMW die Konkurrenz meist gut um Griff - 2007 führte der damalige Werkspilot Porteiro gar einen Vierfachsieg für die Münchener an. Auffällig dabei: Vor allem das BMW Team Italy-Spain scheint bei der Setup-Findung auf dem Automotodrom Brno stets ein gutes Händchen zu haben, was die jüngsten Brünn-Siege von Porteiro und Zanardi unterstreichen.

Ausgiebige Testfahrten vor Brünn

Doch die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht und hat die dreiwöchige Rennpause nach Valencia dazu genutzt, um einige Testrunden in Europa zu drehen. Chevrolet hielt sich zu diesem Zweck noch einen weiteren Tag lang in Spanien auf und schickte seinen Cruze auch im britischen Pembrey erneut auf die Strecke, um weitere Informationen und Daten zu sammeln. Davon verspricht sich die Mannschaft um Chevrolet Europa Manager Eric Nève einige Fortschritte in den kommenden Rennen.

Jörg Müller

Das Wetter ist in Brünn stets ein Thema - Regen kann nicht ausgeschlossen werden Zoom

Auch BMW war in den vergangenen Wochen nicht untätig und mietete sich für einige Probefahrten in Vallelunga ein. Neben dem BMW Team Italy-Spain Duo um Zanardi und Sergio Hernández waren auch die beiden BMW Team Germany Fahrer Müller und Augusto Farfus vor Ort, um den 320si weiter voran zu bringen. Meilensteine haben die Länderteam Piloten nach Auskunft von Lokalmatador Zanardi dabei nicht erzielt, konnten aber zumindest einige Abstimmungsarten durchspielen.

Auch die deutsche Privatmannschaft Wiechers hat sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen, in Valencia zu bleiben und vor Ort einige Testrunden zu drehen. Dabei gelangen der Crew um Teammanager Dominik Greiner und dem Technischen Direktor Thomas Schiemann einige Verbesserungen. Pilot Stefano D'Aste (BMW) konnte an seiner Qualifikation feilen - zudem gab's in der Rennpause einen neuen Chef: Wolfgang Kruse ist der neue Eigentümer bei Wiechers.

Fakten zum Rennwochenende in Tschechien:

Streckenlänge: 5,403 Kilometer
Renndistanz: Zwei Rennen à 10 Runden

Die Sieger in Brünn 2005-2008:
2005: nicht im Kalender
2006: Jörg Müller (BMW), Rob Huff (Chevrolet)
2007: Félix Porteiro (BMW), Jörg Müller (BMW)
2008: Alessandro Zanardi (BMW), Gabriele Tarquini (SEAT)

Rundenrekorde:
Qualifikation: 2:08.913 Minuten (Alessandro Zanardi, BMW, 2008)
Rennen: 2:10.108 Minuten (Félix Porteiro, BMW, 2008)

Der Zeitplan in der Übersicht (MESZ):

Samstag, 21. März 2009
08:30-09:00 Uhr - 1. Freies Training
11:00-11:30 Uhr - 2. Freies Training
15:00-15:20 Uhr - Qualifikation Q1
15:25-15:35 Uhr - Qualifikation Q2

Sonntag, 22. März 2009
08:30-08:45 Uhr - Warmup
12:50-13:20 Uhr - Rennen 1
15:05-15:35 Uhr - Rennen 2

TV-Tipp:

Der Sportsender 'Eurosport' berichtet wieder live und exklusiv vom sechsten Rennwochenende des Jahres. Am Samstag kann die Qualifikation ab 15:00 Uhr auf 'Eurosport 2' verfolgt werden, das Warmup sowie die beiden Sprintrennen am Sonntag sind auf 'Eurosport' zu sehen. Los geht's mit der letzten Trainingsmöglichkeit ab 8:30 Uhr, die beiden WM-Läufe von Tschechien werden ab 12:45 Uhr und ab 14:30 Uhr ausgestrahlt. Am Montag zeigt 'Eurosport' um 10:00 Uhr eine Wiederholung der beiden Sprintrennen, das WTCC Magazin folgt am Dienstag ab 22:30 Uhr.

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