• 15.07.2009 13:03

  • von Stefan Ziegler

Vorschau: WTCC in Brands Hatch

'Motorsport-Total.com' blickt voraus auf die beiden Sprintrennen in Großbritannien - Die WTCC gastiert auf einem waschechten Traditionskurs

(Motorsport-Total.com) - Nur zwei Wochen nach dem Jubiläumswochenende in Portugal rollen die Piloten der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) wieder auf ihre Startplätze, um in Brands Hatch die Saisonläufe 15 und 16 zu bestreiten. Auf dem Brands Hatch Circuit geht der Schlagabtausch zwischen BMW, Chevrolet und SEAT in eine neue Runde, denn auf der britischen Rennstrecke konnten diese Hersteller allesamt schon mindestens einen Sieg einfahren - außerdem gilt der Kurs in Rennsportkreisen als Klassiker.

Titel-Bild zur News: WTCC-Start in Brands Hatch 2008

An diesem Wochenende ist die WTCC im britischen Brands Hatch bei London zu Gast

Nur wenige Meilen südöstlich von London liegt die kleine Gemeinde Fawkham, deren Einwohner schon seit den 1920er-Jahren eng mit dem Motorsport verbunden sind. Fanden die ersten Rennveranstaltungen noch auf einer Grasbahn statt, so donnerten die Boliden der Formel 3 erstmals 1950 über ein nagelneues Asphaltband, das am Ende des Jahrzehnts noch ein neues Kurslayout bekam - damals entstanden die beiden charakteristischen Streckenvarianten von Brands Hatch.#w1#

Brands Hatch fordert die Yokohama-Reifen

Der 3,703 Kilometer lange Grand-Prix-Kurs sollte schon bald die Formel 1 nach Südengland locken. Von 1964 bis 1986 gastierte der WM-Zirkus gleich 14 Mal auf der Naturstrecke, die durch ihre Einbettung in die hügelige und bewaldete Landschaft noch bis heute ein einzigartiges Flair versprüht. Publikumsliebling Nigel Mansell sorgte in den 1980er-Jahren regelmäßig für prall gefüllte Zuschauerränge und begeisterte seine britischen Landsleute 1985 und 1986 mit spektakulären Heimsiegen.

Nigel Mansell und Nelson Piquet

'86 holte sich Nigel Mansell im Ersatzauto seines Teamkollegen den Sieg in Brands Zoom

20 Jahre nach dem bislang letzten Formel-1-Grand-Prix in Brands Hatch entdeckten die Tourenwagen die britische Rennstrecke für sich und sind seit 2006 gern gesehene Gäste in der Grafschaft Kent. Während die DTM die nur rund zwei Kilometer kurze Indy-Variante befährt, nimmt die WTCC den kompletten Kurs unter die Räder und spult in den beiden Sprintrennen eines Wochenendes insgesamt 28 Runden in Brands Hatch ab - und das auf einer Rennbahn, die es wirklich in sich hat.

"Brands Hatch ist eine sehr aggressive Strecke", erläuterte Ian Beveridge, Technical Consultant bei Yokohama. "Weil der komplette Kurs nicht allzu oft genutzt wird, sind die Kerbs in diesem Streckenbereich meistens etwas spröde und das kann sehr gefährlich sein. Darüber hinaus müssen die Reifen einer enormen Kompression standhalten, wenn die Fahrer nach der ersten Kurve in die Senke eintauchen", stellte Beveridge heraus - entsprechend gefragt ist die Hilfe der Yokohama-Spezialisten.

Die Traditionspiste in Südengland

Schon unmittelbar nach der kurzen und leicht gebogenen Zielgeraden wartet die erste Herausforderung auf die Fahrer: Die schwierige "Paddock Hill Bend" gilt es vor allem in der Qualifikation und in der ersten Rennrunde perfekt zu treffen, um genügen Schwung in die nachfolgenden Passagen mitzunehmen. Ein weiterer Klassiker unter den Kurven ist "Druids", wo sich alljährlich viele spektakuläre Fahrmanöver ereignen, die nicht selten rennentscheidenden Charakter haben.

Jordi Gené

In der ersten Kurve geht es in Brands Hatch meist durchaus lebhaft zur Sache... Zoom

Mit dem "Surtees"-Linksknick verabschieden sich die Rennautos auf die Waldschleife, wo einige schnelle und knifflige Rechtskurven zu meistern sind, ehe die Piloten nach "Stirlings Bend" wieder zurück auf die kurze Kernstrecke kommen und der Ziellinie entgegen hetzen. In 1:32.794 Minuten meisterte Augusto Farfus (BMW) den Umlauf in Brands Hatch bislang am schnellsten. Im Rennen wird die Bestzeit von BTCC-Pilot James Pickforth (SEAT) gehalten, der 1:33.167 Minuten für eine Runde benötigte.

Mit großer Spannung wird indes erwartet, welche Zeiten die beiden Volvo-Gaststarter in Großbritannien gehen können. Wie schon in den Vorjahren, so schickt der skandinavische Automobilhersteller auch 2009 wieder zwei C30-Modelle nach Brands Hatch, die dort von Robert Dahlgren und WTCC-Debütant Tommy Rustad gesteuert werden. Im Gegensatz zur Konkurrenz ist das Olsberg Green Team aber nicht punktberechtigt, weil die Autos nur eine nationale Homologation erhalten haben.

Thompson beim Heimspiel mit leichtem Priora

Ganz im Gegensatz freilich zu den arrivierten WM-Rennställen von BMW, Chevrolet und SEAT, die sich in Südengland allesamt gute Chancen auf den Sieg ausrechnen dürfen. Andy Priaulx (2007) und Jörg Müller (2008) konnten für die Münchener zuletzt zwei Rennerfolge einfahren, wohingegen für SEAT durch Yvan Muller (2006) erst ein Triumph zu Buche steht. Mehr Siege als Alain Menu (Chevrolet) hat in Brands Hatch niemand aufzuweisen - der Schweizer siegte 2006, 2007 und 2008.

James Thompson

James Thompson trägt seit Porto die Farben der neuen Lada-Werksmannschaft Zoom

Von einer solchen Erfolgsbilanz kann das neue Lada-Team derzeit natürlich nur träumen, doch konnte die russische Mannschaft unlängst einen großen Fortschritt verzeichnen: In den Händen von Routinier James Thompson absolvierte der Lada Priora in Porto seine Jungfernfahrt und darf an diesem Wochenende mit einer erheblichen Gewichtsreduzierung ins Rennen gehen. So könnte Thompson bei seinem Heimspiel durchaus für die eine oder andere Überraschung und vielleicht sogar für Punkte sorgen.

Gedanken dieser Art hegen logischerweise auch die Frontrunner der Independents' Trophy. Neben Spitzenreiter Félix Porteiro (BMW), Tom Coronel (SEAT) und Franz Engstler (BMW) macht sich nicht zuletzt auch Stefano D'Aste (BMW) vom Wiechers-Team große Hoffnungen, in England an seinen Doppelschlag von Portugal anknüpfen zu können. George Tanev, Vito Postiglione (beide BMW) sowie Marin Colak (SEAT) sind nach einer kurzen Auszeit wieder mit von der Partie in Brands Hatch.

Die Dieseldebatte beginnt von Neuem...

Unmittelbar vor dem Beginn des Rennwochenendes in Großbritannien wird in Paris wieder einmal über die Einstufung der Dieselmotoren von SEAT diskutiert. Nachdem das Tourenwagen-Büro der FIA seit Februar zweimal die technischen Regularien in Bezug auf diese Aggregate geändert hatte, wollte SEAT schon im Mai eine Streichung dieser Abänderungen erreichen. Ende Juli lehnte der Automobil-Weltrat dieses Gesuch ab, wonach der spanische Automobilverband für SEAT in die Berufung ging.

SEAT-Logo

SEAT ist mit den Entscheidungen der FIA in diesem Jahr nicht ganz einverstanden... Zoom

Am Donnerstag findet am Place de la Concorde in Paris eine Anhörung statt, die diesen Sachverhalt endgültig klären soll. Ein Ergebnis wird frühestens am Freitagnachmittag erwartet - also just einen halben Tag vor dem Beginn der Trainingseinheiten auf dem Brands Hatch Circuit. Noch ist aber nicht abzusehen, inwiefern die Entscheidung des Berufungsgerichtes der FIA Einfluss auf das Renngeschehen in England haben wird. Nach den Ereignissen von Pau - hoffentlich keinen...

An der Tabellenspitze scheint sich der WM-Fight nach 14 von 22 Sprintrennen auf drei Piloten zu konzentrieren. Titelverteidiger Yvan Muller (SEAT) belegt mit 80 Punkten derzeit den ersten Platz und geht mit einem komfortablen Vorsprung auf Gabriele Tarquini (66 Punkte) in die beiden WM-Läufe in Brands Hatch. Augusto Farfus (BMW/65) folgt knapp dahinter auf Rang drei, Rickard Rydell (SEAT/46) hat als Vierter schon einen großen Rückstand. Bester Chevrolet-Fahrer ist Rob Huff (43) auf P5.

Fakten zum Rennwochenende in Großbritannien:

Streckenlänge: 3,703 Kilometer
Renndistanz: Zwei Rennen à 14 Runden

Die Sieger in Brands Hatch 2005-2008:
2005: nicht im Kalender
2006: Yvan Muller (SEAT), Alain Menu (Chevrolet)
2007: Alain Menu (Chevrolet), Andy Priaulx (BMW)
2008: Jörg Müller (BMW), Alain Menu (Chevrolet)

Rundenrekorde:
Qualifikation: 1:32.794 Minuten (Augusto Farfus, BMW, 2008)
Rennen: 1:33.167 Minuten (James Pickforth, SEAT, BTCC 2005)

Der Zeitplan in der Übersicht (MESZ):

Samstag, 18. Juli 2009
10:00-10:30 Uhr - 1. Freies Training
12:15-12:45 Uhr - 2. Freies Training
16:00-16:20 Uhr - Qualifikation Q1
16:25-16:35 Uhr - Qualifikation Q2

Sonntag, 19. Juli 2009
11:00-11:15 Uhr - Warmup
12:50-13:20 Uhr - Rennen 1
15:05-15:35 Uhr - Rennen 2

TV-Tipp:

Der Sportsender 'Eurosport' berichtet wie immer live und exklusiv vom achten Rennwochenende des Jahres. Den Auftakt macht am Samstag die Aufzeichnung der Qualifikation, die ab 18:30 Uhr auf 'Eurosport 2' übertragen wird. Am Sonntag übernimmt ebenfalls 'Eurosport 2' um 11 Uhr früh die Berichterstattung vom Warmup aus Brands Hatch, ehe ab 12:45 Uhr und 14:30 Uhr die beiden Sprintrennen auf 'Eurosport' ausgestrahlt werden. Das Motorsportprogramm wird schließlich am Dienstag um 23:00 Uhr mit 'WTCC Inside' auf 'Eurosport' beschlossen.