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Priaulx-Kolumne: "Der ganz schmale Grat"
Andy Priaulx blickt in seiner Kolumne auf die turbulenten Ereignisse in Pau zurück, und schreibt über den schmalen Grat zwischen Pole und Platz acht
Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',

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Andy Priaulx hatte in Pau ein ganz schweres Stück Arbeit zu erledigen
ich kann hier eigentlich gar nicht beschreiben was ich dachte, als ich sah, wie sich der Himmel über Pau kurz vor dem Start des zweiten Rennens öffnete, denn ich befand mich dafür in einer idealen Ausgangsposition. Ich stand auf der Pole Position, nachdem ich in Rennen eins hart um Platz acht kämpfte, obwohl hinter mir sehr viel Druck gemacht wurde. Ich sah, wie mein BMW Kollege Augusto Farfus Rennen eins dominieren konnte, und ich hoffte darauf, dass ich in Rennen zwei das Gleiche unternehmen können würde.
Am Samstagmorgen im letzten Freien Training musste ich auf unschöne Weise erfahren, was hier alles passieren kann. Nach heftigen Regenfällen war die Strecke nass, und kurz vor Ende der Session kam ich aus der letzten Kurve heraus, verlor das Auto und knallte in die Mauer. Ich vermute, dass mir in der Kurvenmitte einfach das Talent ausging und ich endete wie ein Ping-Pong-Ball, der zwischen beiden Streckenbegrenzungen hin - und hergeschleudert wurde.#w1#
Aus zwei Gründen war mir das überhaupt nicht recht: Erstens kann es dein ganzes Wochenende zerstören, wenn dein Auto beschädigt ist, und es gibt der Mannschaft viel und unnötige Arbeit. Aber meine Jungs haben einen tollen Job gemacht. Sie haben das Auto rechtzeitig zur Qualifikation wieder hinbekommen. Obwohl ich Aufhängung und Lenkung kräftig verbogen hatte, fühlte sich das Auto auf der Strecke großartig an.
Überhaupt liebe ich Straßenkurse. Sie liegen meinem Fahrstil einfach. Ich mag es auch, dicht an den Mauern entlangzufahren, denn in dieser Situation eine gute Runde hinzukriegen macht Spaß, und ist auch eine tolle Belohnung. Doch in Pau war es zum Verzweifeln, denn ich konnte nie eine freie Runde finden. Also war Platz sieben noch das maximale Resultat.
Ärger über Startposition sieben

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Mit seiner Startposition war Andy Priaulx alles andere, als zufrieden Zoom
Darüber könnte ich mich heute noch ärgern bis ich schwarz werde, aber das würde mir nicht gut tun. Alle hatten die gleichen Vorraussetzungen, also musste ich mein Rennen von dort aus planen, wo ich starten würde. Aber ich war zuversichtlich, denn schließlich war ich nur sieben Zehntelsekunden hinter der Pole-Zeit geblieben.
Ich vermute Rennen eins muss die Zuschauer an eine Prozession erinnert haben. Nach einem kräftigen Verkehrschaos in Runde eins wurde alles gestoppt und noch einmal gestartet. Der zweite Start war ein Single-File-Start in der Reihenfolge, wie wir die erste Runde beendet hatten, also kein aufregender rollender Start.
Ich konnte Platz acht verteidigen, aber ich wusste, dass ich nur einen klitzekleinen Fehler machen musste, und Jörg Müller, der mir direkt im Heck saß, wäre vorbeigegangen. Vor mir lag Nicola Larini und ich musste mit voller Konzentration zu Werke gehen. Aber im Prinzip musst du immer versuchen, in Rennen eins so viele sichere Punkte wie möglich mitzunehmen, denn man weiß nie, was das zweite Rennen alles bereit hält.
45 Minuten vor dem Start von Rennen zwei begann es zu regnen. Ich wusste, dass ich etwas Positives finden musste, um in das Rennen zu gehen. Ideal war das alles zwar nicht, aber wenn sich irgendjemand in der besten Ausgangslage befunden hat, dann war ich das.
Alles oder nichts - ein schmaler Grat

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Nicht nur in Pau ging es eng zu, die ganze WTCC-Saison präsentiert sich so Zoom
Die ersten Runden drehten wir hinter dem Safety-Car, denn es war ganz offensichtlich, dass die Strecke teilweise unter Wasser stand. Ich war sehr glücklich, dass ich die betreffenden Stellen genau beobachten konnte und habe mir alles sorgsam eingeprägt.
Es war eines jener Rennen, die wie eine Belohnung sind. Hier ist es so einfach, das Auto zu zerlegen, speziell mit all den rutschigen weißen Linien. Das Schwierigste ist es, fehlerlos zu fahren und dabei trotzdem schnell zu sein. Ich glaube, Nicola wäre durch gewesen, wenn ich nur den kleinsten Fehler gemacht hätte. Im Freien Training war es schon schwer, zehn Runden zu fahren ohne die Mauer zu treffen, daher bin ich sehr glücklich, das Rennen zu Ende gefahren zu sein und Punkte geholt zu haben.
Ich glaube wir befinden uns gerade auf einem ganz schmalen Grat. Entweder wir holen maximale Punkte - oder gar keine. Keiner will in ein Rennwochenende mit dem Wissen gehen, dass er die Pole Position nur deswegen holen kann, weil die Startaufstellung umgedreht wird.
Aber solche Wochenenden gibt es und dies war eines davon. Ich weiß, dass in meinem Team gerade alle ziemlich glücklich sind, und wir können es nicht erwarten nach Brünn zu fahren. Mal sehen, was wir dort alles erleben werden.
Herzliche Grüße,

