Müller freut sich auf sein WTCC-Heimspiel

(Motorsport-Total.com/sid) - Jörg Müller kommt als Führender in der Tourenwagen-WM zum Heimspiel nach Oschersleben, doch dem Werkspiloten von BMW ist es viel wichtiger, nach drei Vizetiteln endlich am Ende der Saison einmal ganz oben zu stehen. Dafür würde es der 37-Jährige sogar in Kauf nehmen, beim 15. und 16. Lauf am Sonntag die Spitzenposition vorübergehend abzugeben.

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Jörg Müller möchte bei seinem Heimspiel in Oschersleben wieder jubeln

"Als Führender zum Heimrennen zu kommen, macht mich natürlich besonders stolz. Aber wichtig ist vor allem, zu punkten und an den ersten Drei, Vier der Meisterschaft dranzubleiben. Ich gehe nicht unbedingt mit dem Ziel nach Oschersleben, den Vorsprung auszubauen", sagte Müller, der im vorigen Jahr eines der beiden Rennen in der Magdeburger Börde gewonnen hatte, "denn es gibt bis zum Saisonende noch 80 zu vergebene Punkte. Ankommen und Punkte zu machen ist das oberste Ziel. Wenn man auf die direkte Konkurrenz ein, zwei Punkte verliert oder gewinnt, ist das nicht das Entscheidendste im Moment."#w1#

Handicapgewicht kein großes Handicap

Zumal Müller, der 2002 und 2003 in der EM sowie im vorigen Jahr in der WM jeweils Zweiter war, mit 55 Kilogramm Zusatzgewicht zu den "schweren Jungs" im Feld gehört - was ihn aber nicht wirklich stört, weil seine Markenkollegen Andy Priaulx aus Großbritannien (57 Punkte/55 Kilogramm) und Augusto Farfus aus Brasilien (56 Punkte/50 Kilogramm) sowie der italienische Chevrolet-Pilot Nicola Larini (48 Punkte/60 Kilogramm) mit einem ähnlichen Handicap leben müssen wie der Rheinländer, der mit 58 Punkten im Moment knapp die Nase vorne hat.

"Die Fahrer, die mit um die Meisterschaft kämpfen, haben alle in etwa so viel Ballast dabei wie ich", meinte Müller. "Von daher wird dieser Kampf sehr ausgeglichen sein, auch wenn es vielleicht dabei nicht um Siege geht." Generell sei es für Rennfahrer zwar immer bitter, "für gute Leistungen mit Platzierungsgewichten bestraft zu werden", meinte der Formel-3000-Europameister von 1996, aber die WM-Entscheidung im Vorjahr, als noch neun Fahrer mit Titelchancen ins Finale in Macao gingen, zeige, dass sich das System bewährt habe.

Ausgleichen will Müller die zusätzlichen Kilos aber "mit mehr Einsatz" und der Unterstützung von Familie und Freunden ("Gerade die Nähe zum üblichen Umfeld ist eine besonders schöne Sache.") auf der Tribüne. Bezüglich der Strecke sieht er sich als Lokalmatador aber nicht im Vorteil: Seine Konkurrenten seien "alle ebenfalls schon in der Tourenwagen-EM und -WM gestartet, kennen also Oschersleben und die Gesetze der Meisterschaft ebenso gut wie ich selbst."

Oschersleben liegt dem BMW 320si

Allerdings liegt der Kurs seinem BMW 320si besonders gut. Neun von bislang zehn EM- und WM-Läufen gewannen Fahrer mit einem Auto aus München. "Oschersleben verfügt über viele Kurven, die zwischen langsam und mittelschnell einzustufen sind. Die Fronttriebler nehmen in den Kurven den Reifen stärker ran als unsere heckgetriebenen BMW. Damit ist die Belastung über die Distanz für die Reifen bei unseren Autos geringer - ich denke, dadurch haben wir einen kleinen Vorteil", sagte Müller.

Den vielleicht auch wieder Markenkollege Alessandro Zanardi nutzen könnte. Der beinamputierte Italiener hatte in Oschersleben 2005 als erster behinderter Rennfahrer einen WM-Lauf gewonnen - und fährt am Sonntag nur mit zehn Kilogramm Ballast. Und auch dem Kemptener Peter Terting traut Müller einiges zu: Der 23-Jährige kehrt für einen Gaststart in einem SEAT in die WM zurück und wäre ebenfalls leicht genug für den Sprung aufs Podium.