• 21.11.2010 07:17

  • von Stefan Ziegler

Massencrash in Macao und Michelisz siegt sensationell!

Ein WM-Neuling siegt beim Saisonfinale: Norbert Michelisz (Zengo) feiert in Macao seinen ersten Sieg in der WTCC - Gabriele Tarquini ist WM-Zweiter

(Motorsport-Total.com) - Beim letzten Saisonrennen der WTCC überschlugen sich die Ereignisse: Ein Massencrash dezimierte das Feld schon auf der ersten Runde und am Ende gewann ein Macao-Neuling - Norbert Michelisz (Zengo) ist der große Sieger beim Showdown der Tourenwagen-WM am südchinesischen Meer. Hinter Gabriele Tarquini (SR) holte Rob Huff (Chevrolet) den dritten Platz beim Finale im "Casino".

Titel-Bild zur News: Norbert Michelisz

Der letzte Sieger 2010: Norbert Michelisz auf dem Weg zum ersten WTCC-Erfolg

Weltmeister Yvan Muller (Chevrolet) beschloss den zweiten WM-Lauf auf den vierten Rang und setzte damit einen starken Schlusspunkt unter seine Saison, die er vor Tarquini und Huff - die beiden sind nach Macao punktgleich - auf dem ersten Tabellenplatz beendet. Im Rennen sahen indes nicht alle die Zielflagge des Jahres: Gleich nach dem Start krachte es auf dem Guia Circuit einmal mehr heftig.

Es kracht schon in der ersten Runde

Selbst die Kameras konnten nicht auflösen, wie es zum Massencrash in der Police-Kurve gekommen war, der einen Großteil des Hinterfeldes ab Rang 14 in Mitleidenschaft zog. Ganz vorne stand Andrei Romanov (Engstler), der damit die Bahn für die nachfolgenden Autos blockierte. Kräftig demoliert waren unter anderem die Rennwagen von Fredy Barth (Sunred) und Darryl O'Young (Bamboo).

Fredy Barth

Kein gutes Wochenende für Fredy Barth: In Lauf zwei wurde er abgeschossen Zoom

Danach war erst einmal Durchatmen angesagt, denn die Rennleitung ließ sofort rote Flaggen schwenken und die 13 Spitzenautos an der Ziellinie Aufstellung nehmen, wo das Rennen erst um 13:45 Uhr Ortszeit erneut freigegeben wurde. Zuvor hatten sich die Fahrer am Ende des Feldes einsortiert, die beim Police-Crash zwar eingeklemmt, aber noch immer ein intaktes Auto hatten.

In der Reihenfolge der ersten Runde ging es weiter - und Michelisz führte das Feld hinter dem Safety-Car um den Kurs. Der ungarische WTCC-Debütant hatte sich beim Start von Rang vier aus nach vorne geschoben und führte bei seinem ersten Auftritt in Macao den letzten WM-Lauf des Jahres an! Zu diesem Zeitpunkt hatten die Zuschauer und die Piloten bereits eine Schrecksekunde hinter sich.

Neustart: Michelisz hat alles unter Kontrolle

Alain Menu (Chevrolet) war beim Start nicht von seinem zweiten Startplatz weggekommen, wurde aber geschickt von den hinter ihm losfahrenden Rivalen umschifft und konnte dem Feld schließlich noch hinterher hetzen - ein Auffahrunfall blieb dank der guten Reaktion der restlichen Piloten zum Glück aus, zumindest bis zur Mitte des zweiten Sektors ging in der Startrunde aber alles glatt.

Norbert Michelisz

Norbert Michelisz raste in Macao zum ersten Sieg in seiner noch jungen Karriere Zoom

Auch der Neustart - Michelisz behielt einen kühlen Kopf, wärmte vor der letzten Kurve noch einmal die Reifen an, stieg dann früh und überraschend aufs Gas und distanzierte seine Verfolger - verlief ohne Probleme, wobei der von der Pole-Position gestartete Kristian Poulsen (Poulsen) sofort Federn und vor der Lisboa-Kurve gleich drei Autos passieren lassen musste, ehe er in Runde vier ausschied.


Fotos: WTCC in Macao


Kampflos zog indes Huff an seinem Teamkollegen Yvan Muller (Chevrolet) vorbei. Der Brite hatte in Macao mit Abstand das beste Tempo und machte im letzten Saisonrennen noch einmal Jagd auf den zweiten WM-Platz. Sehr zum Leidwesen von Augusto Farfus (BMW Team RBM), den Huff sofort unter Druck setzte. Für sein massives "Anklopfen" erhielt Huff zwar eine Verwarnung, ließ aber nicht nach.

Farfus muss sich zur Wehr setzen

Immer wieder tauchte der Chevrolet-Pilot auf der langen Gerade aus dem Windschatten seines BMW Rivalen auf und probierte es mit Vorliebe in der Bremszone der Lisboa-Kurve, die Farfus allerdings geschickt innen abdeckte. Stück für Stück nahm Huff daraufhin die Heckschürze seines Vordermanns auseinander und presste sich schließlich in Runde sechs durch eine kaum vorhandene Lücke.

Robert Huff

Rob Huff war der schnellste Mann von Macao: Zweimal Podium für den Briten Zoom

Damit hatte sich der Brite den dritten Rang gesichert und lag über fünf Sekunden hinter der Spitze. Huff wollte aber mehr und drehte mehrere schnellste Runden en suite, um die Führenden noch einzufangen. Mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit konnte der 30-Jährige den Anschluss zu Tarquini herstellen, mehr als Platz drei war auf den Straßen von Macao aber nicht mehr drin.

Stattdessen legte sich nun Muller mit Farfus an, dessen Heckschürze wild umher flatterte. Über Runden hinweg versuchte der neue Champion, sich am BMW Routinier vorbeizuarbeiten, wobei die beiden WTCC-Piloten besten Rennsport zeigten. Farfus musste aber letztendlich kleinbei geben, denn sein Fahrzeug war auf den Geraden kaum dazu in der Lage, dem Chevrolet von Muller Paroli zu bieten.

Die Saison endet auf der Zielgeraden von Macao

Damit waren die Positionen bezogen, nur ein Zwischenfall sorgte noch kurz für Aufsehen: Masaki Kano (Engstler) beendete sein Rennen in der Fisherman's-Kurve und sorgte noch einmal für gelbe Flaggen, dann fand die Saison auf der Zielgeraden von Macao ihr Ende: Michelisz siegte souverän vor Tarquini und Huff und feierte beim Jahresausklang der Tourenwagen-WM seinen ersten Sieg.

Yvan Muller

Der Champion jubelt: Yvan Muller ist nach 2008 zum zweiten Mal Weltmeister Zoom

Dadurch ergibt sich folgender WM-Endstand: Muller (331 Punkte) gewinnt den Titel vor Tarquini (276) und Huff (276), der aufgrund der geringen Sieganzahl Dritter wird. Priaulx (240), Monteiro (177), Menu (173) und Farfus (167) folgen auf den weiteren Positionen. Bei den Herstellern hat Chevrolet 2010 mit 715 Zählern deutlich die Nase vor SEAT Customers Technology (641) und BMW (580).

In der Privatierwertung geht der Fahrertitel an Hernández (156). Engstler, der einzige Deutsche im Starterfeld der WTCC, erreicht mit 127 Punkten den zweiten Platz. Poulsen (117), O'Young (104) und Mehdi Bennani (Wiechers/91) belegen die Verfolgerränge. In der Teamwertung siegt das Proteam (248) vor Bamboo (189) und Engstler (162). Michelisz ist der Sieger der Rookiewertung 2010.