• 15.05.2009 21:12

Lotti: "Hier liegt kein mutwilliges Betrügen vor"

WTCC-Promoter Marcello Lotti im Interview über den Ladedruck-Streit von Marokko, unterschiedliche Antriebssysteme und das Stadtrennen in Pau

(Motorsport-Total.com) - Die Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) steht derzeit vor einer Zerreißprobe. Nach dem Afrika-Rennen hatte das BMW Team Germany Protest gegen die TDI-Fahrzeuge von SEAT eingereicht - und die Rennleitung ist prompt fündig geworden: Bei Tiago Monteiro war der Ladedruck des Motors schlichtweg zu hoch. WTCC-Promoter und KSO-Chef glaubt allerdings nicht, dass die Stimmung im Fahrerfeld durch diese Geschichte kippen könnte, wie der Italiener im Interview vor Pau erläuterte.

Titel-Bild zur News: Marcello Lotti

KSO-Chef Marcello Lotti sieht in den jüngsten Ereignissen kein Gefahrenpotential

Frage: "Marcello, die nachträgliche Disqualifikation von Tiago Monteiro in Marrakesch hat die sonst so friedliche Atmosphäre im Fahrerlager etwas durcheinander gebracht..."
Marcello Lotti: "So würde ich das nicht sagen. Die Beziehungen zwischen den Konkurrenten bleiben auf einem freundschaftlichen Niveau. Es ist allerdings wichtig zu verstehen, was überhaupt genau passiert ist. Hier liegt nämlich kein mutwilliges Betrügen vor."#w1#


Fotos: Rennwochenende in Pau


"Ein falscher Schaltvorgang hat dazu geführt, dass der Ladedruck kurzzeitig zu hoch hinausgeschossen ist - um gerade einmal sieben Tausendstel Bar. Das ist nun wirklich zu wenig, als dass der Fahrer dadurch einen Vorteil erlangen könnte. Aber natürlich hat es den Rennkommissaren gereicht, um den Wagen aus der Wertung zu nehmen."

Frage: "Ist es nicht ungeheuer schwierig, ein Starterfeld mit Turbomotoren und normalen Saugmotoren zu balancieren?"
Lotti: "Die WTCC brilliert durch ihre große Seriennähe - denn genau dort kommen unsere Rennwagen schließlich her. Das bedeutet aber auch, dass wir neuen Technologien aufgeschlossen gegenüberstehen müssen. Daher haben wir den Turbodiesel akzeptiert. Aber gerade wenn man sich mit neuen Technologien auseinander setzt, kommt man zuweilen in eine Situation, die man nicht vollständig klären kann."

"Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir sämtliche Probleme lösen können." Marcello Lotti

"Ich bin allerdings sehr zuversichtlich, dass wir in Zusammenarbeit mit den Herstellern und der technischen Kommission der FIA sämtliche Probleme lösen können. Was mich so optimistisch stimmt, ist, dass diese Frage ab 2011 sicherlich einfacher zu beantworten sein wird, denn dann soll eine neue Motorengeneration Einzug halten. Die Hersteller stehen kurz davor, sich auf 1,6-Liter Turbomotoren mit Benzinbetrieb zu einigen."

Frage: "Zum Schluss noch eine Frage im Hinblick auf Pau. Wie lautet ihr Ausblick auf die beiden Sprintrennen?"
Lotti: "Regen! Mir wurde eben erst mitgeteilt, dass Pau übersetzt 'Topf' heißt. Das erklärt also, warum es immer regnet, wenn wir hier sind. Wenn man dann noch die ganzen Gefahren eines Stadtkurses mit einberechnet, dann sind das doch viele Gründe, um auf trockenes Wetter zu hoffen..."