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  • 10.03.2011 14:11

  • von Stefan Ziegler

Kolumne: Marokko ist raus - was jetzt?

Stefan Ziegler schreibt über das plötzliche Aus des Marrakesch-Events, über geplatzte Rennträume und mögliche Ersatzevents in der Tourenwagen-WM

Titel-Bild zur News: Marrakesch

Die Boxengasse von Marrakesch bleibt 2011 verwaist - die WM kommt nicht

Liebe WTCC-Fans,

was sich vor einigen Wochen bereits angedeutet hatte, ist nun also Wirklichkeit geworden: 2011 wird die WTCC keinen Rennevent in Marrakesch abhalten, weil die örtlichen Organisatoren nicht dazu in der Lage waren, die Veranstaltung erneut auf die Beine zu stellen. Der Automobil-Weltverband (FIA) war aus diesem Grund dazu gezwungen, das vierte WM-Wochenende des Rennjahres abzusagen.

Das ist sehr schade! Die WTCC verliert damit nämlich eines ihrer Alleinstellungs-Merkmale, war die Meisterschaft doch in den vergangenen Saisons die einzige FIA-WM mit einem Gastspiel in Afrika. Jetzt arbeiten Marcello Lotti und sein Team daran, einen Ersatzevent in Europa an den Start zu bringen, doch die negativen Schlagzeilen bleiben. Wieder einmal, wie man hinzufügen muss.

Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass sich die Rennträume der Tourenwagen-WM in Schall und Rauch auflösen. Erst im vergangenen Jahr mussten die Fahrer und ihre Rennställe einen Bogen um Puebla machen, weil Unruhen im mexikanischen Hinterland keinen Rennbetrieb zuließen. Auch in diesem Fall bemühte man sich um ein Alternativrennen, das schlussendlich doch nicht stattfand.

In der jüngeren Vergangenheit finden sich darüber hinaus diverse Rennhoffnungen, die Lotti nach und nach begraben musste. Bereits 2009 verriet er mir im Fahrerlager von Brands Hatch exklusiv, dass er seine Meisterschaft 2011 in den Vereinigten Staaten von Amerika sehen wollte, was nicht gelang. Ironischerweise wurden die Verhandlungen in dieser Sache erst kürzlich von Neuem aufgenommen.

Viele Rennpläne mündeten schon ins Nichts...

Das Russland-Projekt des Rennpromoters liegt indes voll und ganz auf Eis - Lada ist ja nicht mehr mit von der Partie und ein russischer Event ohne russische Beteiligung macht tatsächlich nur wenig Sinn. Aleksei Dudukalo kommt so zwar nicht in den Genuss eines Heimrennens, aber der WTCC-Neuling kann diesen Umstand im Hinblick auf sein erstmaliges Auftreten in der WM sicherlich verschmerzen.

Und Argentinien? Ebenfalls Fehlanzeige. Auch diese Veranstaltung hätte 2011 erstmals im Kalender der Tourenwagen-WM firmieren sollen, konnte aber in diesem Jahr (noch) nicht durchgeführt werden. Wie hätte das Programm der WTCC wohl ausgesehen, wären sämtliche von Lotti angestrebten WM-Schauplätze wirklich angesteuert worden? Zolder hätte vielleicht keine WTCC-Chance erhalten.

In meinen Augen ist es aber nicht richtig, in diesem Zusammenhang nur schwarz zu sehen. Lotti ist es in den vergangenen Jahren schließlich trotzdem gelungen, seinen Rennserie sukzessive in weiteren Märkten zu platzieren: 2008 gab die WTCC ihre Japan-Premiere, 2009 fuhr man erstmals in Marokko und 2010 hatte man in Portimao ebenfalls einen spektakulären Neuzugang in den WM-Rennreihen.

Die WTCC entwickelt sich trotzdem prächtig

Okay, der Verweis auf Portimao hinkt ein bisschen, wo das Stadtrennen in Porto doch im Zweijahres-Rhythmus absolviert wird, sodass in geraden Saisons immer eine andere portugiesische Strecke als WTCC-Gastgeber fungiert. Tatsache ist aber, dass 2011 wieder "echte" Premieren am Start sind: Im Oktober fährt der WM-Zirkus in Suzuka vor, im November tritt die Rennserie in Guangdong an.

Das sind doch tolle Aussichten! Die herausragende Rennbahn in Suzuka wird zwar nur im Kleinformat befahren - die WTCC nutzt den 2,248 Kilometer kurzen Ostkurs - und Guangdong ist dem Motorsport und seinen Fans noch überhaupt kein Begriff, doch immerhin ist die Tourenwagen-WM dadurch in zwei der wichtigsten Märkte der Automobil-Industrie vertreten. Und darauf schauen die Hersteller.

Stefan Ziegler

Ich glaube: Die WM kann den Rückschlag von Marrakesch ganz sicher verkraften Zoom

Zieht man die jüngsten Ankündigungen im Hinblick auf einen USA-Event ab 2012 in Betracht, ergibt sich dadurch ein ziemlich spannendes Bild, an dem die interessierten Automarken gewiss Gefallen finden könnten. Deshalb meine ich: Lotti und die WTCC sind nach wie vor auf einem guten Weg, auch wenn sie in der jüngeren Vergangenheit immer wieder einige Rückschläge einstecken mussten.

Kann Lotti einen Ersatzevent realisieren?

Davor ist man aber wohl niemals wirklich gefeit, wie der geplante Rennumzug von Curitiba nach Sao Paulo beweist. Eigentlich hätte der Saisonauftakt 2011 nämlich im Autodromo Jose Carlos Pace in Interlagos vonstatten gehen sollen, doch aufgrund der Umstände - Baumaßnahmen an der Strecke und logistische Schwierigkeiten wurden als Gründe genannt - war eben dies doch nicht möglich.

Bleibt nur zu hoffen, dass Lotti wenigstens ein Ersatzrennen auf die Beine stellen kann, das die nun vakante Stelle im Rennkalender einnimmt. Kandidaten für die WM-Veranstaltung am 5. Juni gibt es in Zentraleuropa, wo der Event stattfinden soll, sicherlich genug. Die Frage ist nur: Welcher Rennkurs hat so kurzfristig noch Kapazitäten frei, um den Ansprüchen der WTCC optimal gerecht zu werden?

Im vergangenen Jahr mündete die Suche nach einer Alternative zu Mexiko in der Reduzierung des Rennplans auf elf Stationen - und das soll sich 2011 bitteschön nicht mehr wiederholen. Sehr viele Möglichkeiten haben Lotti und sein Team aber nicht. Der frühere WTCC-Kurs Zandvoort ist zum Beispiel bereits ausgebucht. Am besagten Wochenende gastiert dort eine historische Meisterschaft.

Welche europäische Strecke bekommt den Zuschlag?

Andere Strecken hätten indes wohl noch Raum für die Tourenwagen-WM. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass Imola in die Bresche springt und den Termin von Marrakesch übernimmt. Vielleicht kommt aber auch Frankreich zum Zuge, das seit dem bis dato letzten WTCC-Stadtrennen von Pau 2009 nicht mehr im Kalender vertreten war. Magny-Cours und Paul Ricard wären terminlich zu haben.

An einen zweiten Deutschland-Event glaube ich jedenfalls nicht: Auf dem Nürburgring ist am 3. Juni der Open-Air-Klassiker "Rock am Ring" am Start, der Hockenheimring wird ein Motorrad-Festival abhalten. Bliebe der Sachsenring, wo derzeit noch keine Veranstaltung geplant ist. Die geografische und zeitliche Nähe zu Oschersleben - dort fährt die WTCC im Juli - sprechen aber auch hier dagegen.

Flaggen

Wo soll das Ersatzrennen ausgetragen werden? Warum nicht in Frankreich? Zoom

Lassen wir uns also überraschen, welcher Rennplatz für den Ersatzevent nominiert wird. In knapp einem Monat möchte Lotti das Ergebnis seiner diesbezüglichen Bemühungen verkünden. Bis dahin wird die WTCC bereits in die neue Saison gestartet sein - und genau darauf freue ich mich schon sehr! Real Cars, Real Racing - und eine passende Strecke wird sich dann schon noch finden...

Bald geht's endlich wieder los! Beste Grüße!
Euer


Stefan Ziegler

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