• 25.09.2011 11:54

  • von Stefan Ziegler

Hintergrund: Ein WTCC-Event aus Fahrersicht

Tourenwagen-Routinier Gabriele Tarquini erklärt, wie ein typischer Wochenend-Ablauf in der WTCC aussieht und wie es sich aus Fahrersicht darstellt

(Motorsport-Total.com) - Viele Zuschauer sitzen am Sonntag pünktlich zum Rennstart vor dem Fernseher, doch bis zu diesem so wichtigen Augenblick haben die beteiligten Fahrer bereits ein langes Wochenende hinter sich. Die meisten Piloten reisen schon donnerstags an die jeweilige Rennstrecke und treten erst am Montag ihre Rückreise an. Dazwischen liegt in der WTCC ein recht streng durchgeplanter Tagesablauf.

Titel-Bild zur News: Tiago Monteiro, Franz Engstler, Kristian Poulsen, Gabriele Tarquini

Gabriele Tarquini und seine Kollegen bestreiten zwölf Rennevents pro Saison

Gabriele Tarquini (Sunred) kennt diese Abläufe wie aus dem Effeff, denn der Italiener zählt zu den erfahrensten Piloten im Starterfeld und war auch schon im "Geburtsjahr" der WTCC 2005 mit von der Partie. Gegenüber 'Eurosport' erläutert der 49-Jährige wie sich ein Wochenende an der Rennstrecke aus seinem Blickwinkel gestaltet und was den vielen TV-Zuschauern üblicherweise verborgen bleibt.

Los gehen die Schilderungen des Ex-Champions mit der Fahrerbesprechung am Freitagabend. "Um 18 Uhr treffen sich die Piloten, die Teamchefs und die Rennleitung", sagt Tarquini. "Wir alle sind dazu verpflichtet, zu diesem Termin zu erscheinen. Eine Abwesenheit wird nicht toleriert. Ich habe gehört, dass Max Biaggi einmal ein solches Briefing ausgelassen hat. In der WTCC wäre das unmöglich."

Anders als im Motorrad-Sport greifen die Tourenwagen-Piloten meist auch erst am Samstag das erste Mal ins Lenkrad - es sei denn, freitags ist eine 30-minütige Testsession angesetzt. "Ein WTCC-Event konzentriert sich im Prinzip aber auf Samstag und Sonntag", erläutert Tarquini. Und dann sind erst einmal Frühaufsteher-Qualitäten gefragt: Gegen 9 Uhr früh findet oft schon die erste Session statt.

Früh morgens stehe ich auf...

"Ich stehe üblicherweise um 7 Uhr auf, weil ich gerne frühzeitig an der Box bin", meint der Italiener. "Meist halte ich mich schon eine Stunde vor dem Training in der Garage meines Teams auf, um mit meinen Ingenieuren zu reden und die Bedingungen vor Ort zu studieren." Dann geht es auch schon los und Tarquini macht sich in 30 Minuten mit dem Kurs und mit dem Setup seines Autos vertraut.

Nach einer kurzen Auszeit von etwa zwei Stunden Dauer sitzt der Routinier erneut im Rennwagen. "Im zweiten Freien Training geht es für uns um das Feintuning des Fahrzeugs. Ich versuche, einen etwa 15 Minuten langen Longrun hinzukriegen, um das Verhalten des Autos zu beobachten." Dabei gewinnen Fahrer und Teams wichtige Rückschlüsse für den Reifenhaushalt und die Renndistanz.

"Im zweiten Freien Training geht es für uns um das Feintuning des Fahrzeugs." Gabriele Tarquini

Kurz darauf steht die erste Entscheidung des Wochenendes an: die Qualifikation. Wer auf eine schnelle Runde die beste Abstimmung erarbeitet hat, ist jetzt mit guten Karten gesegnet. Direkt im Anschluss wird es aber erst einmal wieder theoretisch: "Nach dem Zeittraining haben wir ein wichtiges Meeting mit den Ingenieuren. Dabei analysieren wir die Telemetrie und reden über die WM-Läufe."¿pbvin|0|4083||0|1pb¿

Letzte Testchance im Warmup

Es gilt, die Einstellungen des Autos noch einmal zu verfeinern und gegebenenfalls über Nacht anzupassen. Im Warmup, das viele Rennserien mittlerweile nicht mehr im Programm haben, können die Fahrer und ihre Teams am Sonntagmorgen letzte Checks durchführen. "Deshalb muss ich auch am Sonntag früh aufstehen", witzelt Tarquini. "Für uns ist diese Session aber nicht so wichtig."

Der Grund: "Die Bedingungen in den Rennen am Nachmittag sind ganz anders. Die eigentliche Referenz stellt immer das zweite Freie Training dar", erklärt der Weltmeister von 2009. Wenig später wird es ernst und Tarquini bestreitet die beiden Sprintrennen der WTCC. Und wenn der kleine Hunger kommt, mag es der 49-Jährige ganz italienisch: "Normalerweise esse ich ein bisschen Pasta."

"Für uns ist diese Session nicht so wichtig..." Gabriele Tarquini

"Es kommt aber immer darauf an, ob zwischen den Rennen eine größere Pause ist oder ob wir nur wenig Zeit haben, ehe wir erneut ins Auto müssen." In dieser Hinsicht sollten die Fahrer durchaus flexibel sein - die Länge der Rennpause variiert. Ebenso der Abreisezeitpunkt der Piloten: Je nach Rennverlauf hat der eine oder andere schon früh "Feierabend" und will dann bloß noch weg...