• 01.11.2009 08:38

  • von Stefan Ziegler

Farfus und Priaulx dominieren im Regen

Die WM-Entscheidung ist vertagt: Augusto Farfus und Andy Priaulx bescheren BMW den zweiten Doppelsieg in Japan - Noch immer drei Titelkandidaten

(Motorsport-Total.com) - Der Regen hatte den Okayama International Circuit auch im zweiten Rennen des Tages fest im Griff, doch Augusto Farfus (BMW) und Andy Priaulx (BMW) ließen sich davon nicht aus dem Konzept bringen. Das BMW Länderteam Duo feierte in Lauf zwei einen souveränen Doppelsieg vor Yvan Muller (SEAT) - damit sind die WM-Entscheidungen erst einmal vertagt: Der Showdown folgt in Macao.

Titel-Bild zur News: Augusto Farfus

Mit einem Sieg im zweiten Rennen hielt sich Augusto Farfus im WTCC-Titelrennen

Eine Vorentscheidung fiel beim zweiten Sprintrennen des Tages hingegen schon auf den ersten Metern: Der Regen hatte zwar etwas nachgelassen, doch die 3,703 Kilometer kurze Rennstrecke in den japanischen Bergen wies noch immer große Pfützen und einige Bäche auf, was in Kurve eins beinahe dem halben Feld zum Verhängnis wurde. Prominentestes Opfer: Gabriele Tarquini (SEAT).#w1#

Viel Aufregung in Runde eins

Der italienische WM-Spitzenreiter rutschte in der ersten Kurvenkombination genauso von der Piste wie Jörg Müller (BMW) und Tom Coronel (SEAT), was den weiteren Rennverlauf maßgeblich prägen sollte. Wie erwartet hatten sich die BMW Länderteam Piloten beim stehenden Start zunächst durchgesetzt und waren in Führung geschossen, doch nicht alle sollten Runde eins schadlos überstehen.

Müller wurde noch auf der Zielgeraden von Tiago Monteiro (SEAT) auf das feuchte Gras gedrückt und hatte beim Anbremsen von Kurve eins keine Chance, seinen 320si rechtzeitig zu verzögern und krachte in Monteiro - der Portugiese strandete nach seinem ruppigen Manöver im Kiesbett und musste aussteigen. Müller erhielt eine fragwürdige Durchfahrtsstrafe und spielte fortan keine entscheidende Rolle mehr.

Jörg Müller, Tiago Monteiro

Die Rennleitung sah die Schuld für diesen Unfall bei BMW Fahrer Jörg Müller Zoom

So sortierte sich Namensvetter Muller hinter Farfus und Priaulx, der von Rang acht auf Position zwei nach vorne geschossen war, als Dritter ein und spürte seinerseits den Atem von Blitzstarter Alain Menu (Chevrolet) sowie Jordi Gené (SEAT) im Nacken. Dahinter die großen Überraschungsfahrer des zweiten Rennens: Jaap van Lagen und James Thompson (beide Lada) lagen glasklar auf Punktekurs!

Das Regenwetter fordert seinen Tribut

Die Freude bei Lada währte allerdings nur kurz: Unmittelbar nach Rennhälfte steuerte erst Thompson die Boxengasse an, einen Umlauf später kam auch van Lagen herein - augenscheinlich wurden die beiden Priora-Rennwagen von technischen Defekten ausgeschaltet, was im Regen von Okayama eine faustdicke Sensation verhinderte. Für diese zeichneten stattdessen die BMW Länderteams verantwortlich.

Zwar waren Farfus und Priaulx an der Spitze nicht vor einigen Querstehern und Schrecksekunden gefeit, doch insgesamt spulte das Duo die 14 Rennrunden von Japan fehlerlos und souverän ab. Dieses Prädikat durfte sich im zweiten Rennen nicht jeder WTCC-Akteur anheften lassen: Vor allem die Engstler-Fahrer Henry Ho, Masaki Kano und auch Stammpilot Kristian Poulsen (alle BMW) fielen auf.

Nicola Larini, Rickard Rydell, Franz Engstler, Kristian Poulsen

Alle Hände voll zu tun hatten die Engstler-Piloten bei den Regenrennen in Japan Zoom

Das Trio hatte zusammen mehr als eine handvoll haarsträubender Szenen, was um ein Haar auch den Rennausgang beeinflusst hätte: Poulsen verlor seinen 320si auf der langen Bergabgeraden kurz außer Kontrolle und schlitterte bei voller Fahrt einmal um seine eigene Achse - Tarquini und Rob Huff (Chevrolet) konnten dem kreiselnden BMW nur mit Mühe ausweichen und entgingen so einem Crash.


Fotos: WTCC in Okayama


BMW macht den Doppeltriumph perfekt

Erst in den Schlussrunden kehrte allmählich Ruhe im Feld ein, was Farfus und Priaulx in einen lupenreinen Doppelsieg ummünzten. Muller wurde als Dritter vor Menu abgewinkt, dahinter betrieb SEAT ein munteres Plätzetauschen: Gené und Rickard Rydell (SEAT) ließen sich hinter die Konkurrenz zurückfallen, um Tarquini nach dessen frühem Ausritt noch zwei WM-Punkte zu bescheren.

Dieses Präsent ließen sich Nicola Larini (Chevrolet) und Huff freilich nicht entgehen und preschten vor auf die Ränge fünf und sechs, wodurch alle drei Cruze-Autos in den Punktepositionen ankamen. Tarquini wurde Siebter vor Rydell, Gené musste seinen teamdienlichen Einsatz mit dem undankbaren neunten Platz beschließen, blieb damit aber wenigstens vor dem besten Privatfahrer von Okayama.

Jordi Gené

SEAT-Pilot Jordi Gené musste in Japan einige Federn und Positionen lassen Zoom

Nachdem Félix Porteiro (BMW) seine Klassenführung durch einen Fahrfehler eingebüßt hatte, war der Weg frei für Wiechers-Pilot Stefano D'Aste (BMW), der unter schwierigsten Bedingungen einmal mehr einen tollen Rennsieg einfuhr. Porteiro sicherte sich - wie schon in Lauf eins - Platz zwei, Coronel wurde Dritter vor João Paulo de Oliveira (SEAT), Tom Boardman (SEAT) und Franz Engstler (BMW).

Der Titelkampf ist wieder vollkommen offen

Die beiden turbulenten Rennen von Japan hatten zur Folge, dass die WM bis zum Finalwochenende in Macao spannend bleibt: Tabellenführer Tarquini büßte in Okayama einige Punkte auf seine Verfolger ein und belegt nun mit 115 Zählern Rang eins in der Fahrerwertung. Muller hat nach 22 Rennen 113 Punkte auf seinem Konto, Farfus kommt vor dem großen Showdown auf 102 Zähler.

Noch enger ist die Situation in der Herstellerwertung: Dank zweier Doppelsiege und der maximalen Ausbeute von 36 Punkten ist BMW (286) bis auf zwei Zähler an die Konkurrenz von SEAT (288) herangerückt. Besonders pikant: Um Tarquini noch zwei Punkte zu bescheren, ließen sich die Spanier einige Zähler für den Herstellertitel entgehen. Ob sich das noch rächt, zeigt sich aber erst in Macao.

Gabriele Tarquini, Yvan Muller

Doppelspitze: Gabriele Tarquini führt noch immer vor Stallgefährte Yvan Muller Zoom

Auf dem schwierigen Guia Circuit hat Coronel jedenfalls beste Karten, zum zweiten Mal nach 2006 als Sieger der Independents' Trophy ausgerufen zu werden: "Major Tom" führt nach Okayama mit 212 Punkten vor Porteiro (182) und D'Aste (137), der Engstler (131) auf den vierten Rang verweisen konnte. Aber Vorsicht: Die Privatfahrer der WTCC erhalten in Macao die doppelte Punktzahl...