• 04.09.2010 16:12

  • von Stefan Ziegler

Der Regen kommt, doch Farfus ist schneller...

BMW Fahrer Augusto Farfus besiegt in der Qualifikation von Oschersleben sowohl das Wetter als auch die Rivalen - Viele Unfälle und Abflüge

(Motorsport-Total.com) - Dramatischer hätte die Qualifikation von Oschersleben kaum verlaufen können: Pünktlich zum Start der zweiten Einheit gingen die ersten Regentropfen auf die Motorsport Arena nieder, sodass die Fahrer auf einmal eine besonders schwierige Aufgabe vor sich hatten - alle Finalisten hatten Slicks aufziehen lassen und mussten sich nun gegen eine zunehmen schlüpfrigere Strecke behaupten.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen (BMW Motorsport Direktor), Augusto Farfus

Mario Theissen, Augusto Farfus und dessen Ehefrau Liri strahlen um die Wette

Am besten zog sich dabei Augusto Farfus (BMW Team RBM) aus der Affäre. Der 27-Jährige - am Freitag feierte er seinen Geburtstag an der Strecke - beschenkte sich selbst mit einer Rundenzeit von 1:38.070 Minuten und der Pole-Position in Deutschland. Rob Huff (Chevrolet) klassierte sich auf dem starken zweiten Rang, Andy Priaulx (BMW Team RBM) startet am Sonntag von Position drei.#w1#

Q1: Huff schockt die Konkurrenz mit Zauberrunde

Die Session hatte gerade erst ihren Auftakt genommen, da war Huff auch schon auf und davon: Der britische Rennfahrer ließ sich von einer frühen Bestzeit seines Teamkollegen Yvan Muller (Chevrolet) nicht beeindrucken und umrundete den 3,696 Kilometer Kurs über 1,3 Sekunden schneller - Huff raste in 1:35.518 Minuten zur Bestzeit der ersten Qualifikationseinheit und zu einem neuen Rundenrekord.

Tiago Monteiro

SR-Pilot Tiago Monteiro hatte den Speed, schied nach dem Crash aber vorzeitig aus Zoom

Tiago Monteiro (SR) kam indes nicht über die Distanz: Der ehemalige Formel-1-Pilot verschätzte sich in der Schikane und räumte dabei glatt einen der beiden Reifenstapel ab, welche dort die Strecke begrenzen. Die rechte Vorderradaufhängung hielt diesen Strapazen nicht statt und quittierte ihren Dienst - Monteiro rollte aus und musste tatenlos zusehen, wie die Konkurrenz weitere Runden drehte.

Zunächst bog das Feld allerdings geschlossen in die Boxengasse ab, denn die Rennleitung hatte aufgrund der Aufräumarbeiten erst einmal rote Flaggen gezeigt. Anschließend versuchten die verbliebenen Piloten nochmals ihr Glück, doch Fredy Barth (Sunred) warf einen aussichtsreichen Anlauf in den Kies von Oschersleben. Es war bei Weitem nicht der einzige Zwischenfall dieser Art in Q1.

Die Kiesbetten von Oschersleben sind beliebt...

Zuvor hatten schon einige andere Fahrer etwas zu viel riskiert: Darryl O'Young (Bamboo) verschätzte sich in Kurve eins, Andy Priaulx (BMW Team RBM) räuberte in der Mibau-Kurve etwas zu weit über die Kerbs. Fabio Fabiani (Proteam) legte seinen fast obligatorischen Dreher hin und Norbert Michelisz (Zengo) erkundete die deutschen Wiesen. Stefano D'Aste (Proteam) konnte einen Einschlag vermeiden.

Fredy Barth

Fredy Barth hatte gute Chancen auf Q2, scheiterte allerdings an dieser Hürde Zoom

Der italienische Rennfahrer wollte sich mit einem Überholmanöver gegen Mehdi Bennani (Wiechers) in eine bessere Ausgangsposition bringen, übertrieb es aber in der vorletzten Kurve und legte eine Pirouette auf den Asphalt. Damit war auch für Bennani keine Verbesserung mehr drin. D'Aste steht dennoch auf der Privatier-Pole vor Sergio Hernández (Proteam) und Franz Engstler (Engstler).


Fotos: WTCC in Oschersleben


Mit der Entscheidung an der Spitze hatten die Privatiers aber nichts zu schaffen: Hinter Huff sicherten sich Gabriele Tarquini (SR), Jordi Gené (SR), Muller, Norbert Michelisz (Zengo), Alain Menu (Chevrolet), Farfus, Priaulx, Tom Coronel (SR) und Monteiro einen Startplatz für Q2. Die beiden schnellen WTCC-Neulinge Michel Nykjaer (Sunred) und Fredy Barth (Sunred) scheiterten indes knapp.

Q2: Farfus trotzt dem Regen und seinen Rivalen

In der zweiten und alles entscheidenden Session überschlugen sich schließlich die Ereignisse: Die verbliebenen neun Piloten - Monteiro konnte aufgrund der Beschädigungen an seinem SEAT León TDI nicht mehr teilnehmen - hatten sich bereits an der Ampel aufgereiht, als der Regen einsetzte. Auf Trockenreifen machte sich das Feld auf die Reise und bot dabei eine sehr spannende Show.

Augusto Farfus

Der Regen brachte Augusto Farfus nicht auf dem Konzept, sondern auf die Pole... Zoom

Zunächst schien alles auf ein Traumergebnis für BMW hinzudeuten, denn Farfus stellte seinen BMW 320si in 1:38.070 Minuten auf die provisorische Pole-Position und Priaulx fegte in 1:38.186 Minuten hinterher auf Platz zwei - und die Bedingungen wurden zunehmend schlechter. Aus anfänglich wenigen Tropfen wurde bald ein richtiger Regenschauer, doch Huff drehte trotzdem auf.

Der britische Chevrolet-Fahrer konnte auf seiner zweiten Runde noch einmal schwer zulegen und schob sich in 1:38.176 Minuten genau zwischen die beiden BMW Team RBM Piloten auf Rang zwei nach vorne. Damit war die Entscheidung gefallen, doch die Action wollte nicht abflauen: Nur einen Umlauf später verschätzte sich Huff und rutschte aus, konnte seinen Cruze aber wieder einfangen.

Treffen sich zwei Chevrolets in Oschersleben...

Als der Routinier wieder zurück auf der Strecke war, flog auch schon Teamkollege Menu heran - und es kam zur Kollision zwischen den beiden Stallgefährten, die beide von der Piste kreiselten. Fast zeitgleich rodelte Michelisz durch das üppige Grün von Oschersleben, während Tarquini seinen Dieselwagen in die Reifenstapel steckte. Ähnlich wie bei Monteiro, war vorne rechts einiges kaputt.

Robert Huff

Rob Huff und Chevrolet arbeiteten prima, doch die Pole blieb ihnen verwehrt Zoom

Alle weiteren Finalteilnehmer kamen einigermaßen unbeschadet über die Runden, konnten die Topzeiten aber nicht gefährden. Hinter Farfus, Huff und Priaulx reihten sich Menu, Michelisz, Tarquini, Coronel, Muller und Gené ein - die vier WM-Kandidaten starten am Sonntag also in umgekehrter Reihenfolge. Und Farfus beschenkt sich einen Tag nach seinem 27. Geburtstag selbst mit der Pole.

Kurios: Aufgrund der diversen Zwischenfälle wurde Q2 rund drei Minuten vor dem Ablauf der Zeit durch rote Flaggen unterbrochen. Als wieder Grün gezeigt wurde, befanden sich Farfus und Priaulx bereits im Pressezentrum der Motorsport Arena - inzwischen hatte es einen regelrechten Wolkenbruch gegeben, der neue Bestzeiten unmöglich machte. Die letzten drei Minuten verstrichen somit ungenutzt.