Dahlgren: "Wir liegen noch etwas zurück"
Polestar-Fahrer Robert Dahlgren spricht im Interview über seinen Einstand in der WTCC, den neuen Turbomotor und das neue Qualifikations-Schema
(Motorsport-Total.com) - Robert Dahlgren und das Polestar-Team zählen seit dieser Saison zu den Stammteams der WTCC, haben ihr großes Ziel beim Saisonauftakt in Brasilien aber noch nicht erreicht: Dahlgren soll im Laufe des Rennjahres sowohl in der Qualifikation als auch in den Rennen in die Top 10 vordringen und damit die Basis für ein mögliches Werksengagement von Volvo ab 2012 legen. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' schildert Dahlgren seine Sicht der Dinge zum Einstand seines Rennstalls.

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Robert Dahlgren und das Polestar-Team warten noch auf den Volvo-Turbomotor
Frage: "Robert, der Saisonauftakt 2011 liegt hinter dir. Wie lauten deine ersten Eindrücke?"
Robert Dahlgren: "Das Auto verhält sich prima. Ich denke, wir fanden eine gute Balance. Das Handling ist richtig toll, doch noch fehlt uns halt der Turbomotor. Deswegen haben wir im Vergleich zu den Autos, die bereits darüber verfügen, einen recht großen Nachteil. Uns war aber klar, dass es anfangs nicht einfach sein würde."
Frage: "Im Fahrerlager sagt man: 'Wenn Volvo den neuen Motor bringt, muss man auf Robert Dahlgren aufpassen.' Wie siehst du das?"
Dahlgren: "Ich hoffe, 'Radio Fahrerlager' sieht das richtig. Ich habe da ein gutes Gefühl und denke, wir kommen dahin. Wir machen gute Fortschritte und werden immer schneller. Das Chassis ist noch nicht perfekt, langsam aber sicher wird es besser."
"Wenn es uns gelingt, den neuen Motor mit einer guten Fahrbarkeit auszustatten, sollten wir meiner Meinung nach durchaus dazu in der Lage sein, um die Top 10 zu kämpfen. Wir stehen schon jetzt sehr ordentlich da. Mit dem neuen Motor sollten regelmäßige Punktfahrten drin sein. Das ist im Augenblick aber nur eine Spekulation."
Die Ankunft in der WTCC verlief harmonisch
Frage: "Wie lautet dein Zwischenfazit? Bist du zufrieden mit deinem WTCC-Einstand?"
Dahlgren: "Klar - sehr sogar. Wir liegen zwar noch etwas zurück, machen aber gute Fortschritte. Was ich von dieser Meisterschaft bislang gesehen habe, stimmt mich sehr zufrieden. Es macht mir wirklich großen Spaß und daher kann ich es kaum erwarten, endlich den neuen Motor zu haben."
Frage: "Das Fahrerlager freut sich offensichtlich über den Volvo-Neuzugang. Wie lautet das Feedback, das dich direkt erreicht?"
Dahlgren: "So viel reden die Leute nicht über unsere Leistung. Wir wurden aber sehr warmherzig in dieser Meisterschaft aufgenommen und fühlen uns wohl."
"Wir sind nun gewissermaßen ein Teil der Familie und nicht mehr einfach nur Gaststarter. Das ist anders als früher. Es ist ein gutes Gefühl. Die Konkurrenz wird uns vielleicht nicht mehr ganz so grün sein, wenn wir weiter vorne fahren."
Frage: "Gab es bislang positive oder negative Überraschungen für dich?"
Dahlgren: "Positiv zu vermerken ist auf jeden Fall, dass wir beim Saisonauftakt einige große Fortschritte bei der Entwicklung des Chassis machen konnten. Negativ ist, dass die Turbomotoren auf den Geraden so unglaublich schnell sind. Da stehen wir momentan noch auf verlorenem Posten."¿pbvin|0|3543|wtcc|0|1pb¿
Dahlgren hofft auf das Vordringen in Q2
Frage: "Bist du enttäuscht darüber, dass es beim Saisonauftakt nicht für die Top 10 gereicht hat?"
Dahlgren: "Ein bisschen vielleicht. Ich hätte mir natürlich gewünscht, diese Hürde gleich beim ersten Anlauf zu nehmen."
"Viel gefehlt hat nicht, die Abstände waren gering. Nach der Disqualifikation von Fredy Barth lagen nur vier Hundertstel zwischen mir und der Pole-Position für Lauf zwei. Ich denke, das zweite Rennen hätte also sehr interessant werden können. Wahrscheinlich hätte ich für alle anderen den Bremsklotz gespielt."
"Das hätte mir aber großen Spaß gemacht (lacht; Anm. d. Red.)! Möglicherweise war da etwas Pech im Spiel. Am besten, wir lassen uns deswegen aber nicht verrückt machen. Wir sollten nichts überstürzen und weiterhin am Chassis arbeiten. In Curitiba konnten wir viele Erkenntnisse sammeln, die es nun zu analysieren gilt."
"Gerade, weil wir ja wussten, nicht unbedingt ganz vorne mitzumischen, konnten wir es uns in Brasilien leisten, ein bisschen mehr auszuprobieren und hier und da ein Risiko einzugehen. Wären wir schon mit dem Turbomotor am Start gewesen, hätten wir das natürlich nicht getan. Die Zukunft sieht jedenfalls gut aus. Ich freue mich schon darauf."
Wer zockt, eröffnet Polestar neue Chancen...
Frage: "Was hältst du vom neuen System für die Startaufstellung in Lauf zwei? Die Qualifikation war überaus taktisch geprägt..."
Dahlgren: "Nun ja, wir dachten in Curitiba nicht wirklich darüber nach, in Q1 auf Platz zehn zu fahren."
"Wir haben nicht den dafür erforderlichen Spielraum. Wir kämpfen derzeit noch um den Einzug in Q2. Im Augenblick ist das also noch kein Thema für uns, doch in ein paar Wochen oder Monaten könnte es schon ganz anders aussehen."
Frage: "Stört es dich, dass in der Qualifikation Spielchen gespielt werden?"
Dahlgren: "Für mich kann das nur gut sein, denn wenn sich jemand verzockt, habe ich vielleicht die Chance, in Q2 an den Start zu gehen. Ich denke, für die Fahrer und ihre Teams wäre es am besten, wenn es eine Qualifikation gäbe, in der man zu jedem Zeitpunkt Vollgas geben müsste. Wir sind auch ein Teamsport und das ist okay so."

