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Crabb: "Wir nutzen 2011 als Evaluationsjahr"
Volvos Motorsport-Direktor Derek Crabb erläutert im Interview mit 'Motorsport-Total.com', welche Ziele seine Mannschaft im WTCC-Debütjahr 2011 verfolgt
(Motorsport-Total.com) - Im Herbst des vergangenen Jahres fiel die Entscheidung: Volvo ist 2011 mit einem Auto in der WTCC vertreten und wird erstmals eine komplette Saison bestreiten. Das Polestar-Team wird einen Volvo C30 für Robert Dahlgren an den Start bringen und soll die Basis für einen möglichen Werkseinsatz ab 2012 schaffen. Wie genau man sich das erste WTCC-Jahr vorstellt und welche Ziele man verfolgt, erklärt Volvos Motorsport-Direktor Derek Crabb im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com'.

© Ziegler/MST
Volvo bestreitet 2011 zum ersten Mal eine komplette Saison in der Tourenwagen-WM
Frage: "2010 war Polestar-Volvo in Brands Hatch und Okayama am Start, 2011 wird das Team eine komplette Saison absolvieren. Wie kam es dazu, dass ihr diese Entscheidung getroffen habt?"
Derek Crabb: "Wir waren im vergangenen Jahr nicht zum ersten Mal in der WTCC unterwegs. Wir hatten schon in den Jahren davor einzelne Gaststarts absolviert. Wir sind schon seit geraumer Zeit in der STCC unterwegs und hielten nach einer Möglichkeit Ausschau, unseren Fahrern eine etwas internationalere Bühne zu geben."
"Das hängt natürlich immer davon ab, wie sich Auto und Team entwickeln. Wir hatten stets die Absicht, die Marke Volvo dort zu platzieren, wo sie unserer Meinung nach hingehört - auf eine weltweite Plattform und nicht nur nach Schweden. Noch haben wir den ganz großen Schritt aber nicht gemacht. Wir nutzen die Saison 2011 als Evaluationsjahr."
"Einer Rennserie beizutreten beinhaltet nämlich etwas mehr als nur das Auto auf die Strecke zu bringen. Wenn wir eine komplette Saison in der WTCC bestreiten wollen, dann möchte ich sicherstellen, dass wir dieses Unterfangen vollkommen professionell auf die Beine stellen können. Polestar wird das in diesem Jahr überprüfen. Unser Vorhaben ist natürlich, im kommenden Jahr ein Werksprojekt zu haben."
Frage: "Was macht die WTCC zu einer Meisterschaft, in der man sich engagieren sollte? Welches Interesse verfolgt Volvo mit der Teilnahme an der WTCC?"
Crabb: "Im Vordergrund steht natürlich, die Marke Volvo zu repräsentieren. Wir wollen die Autos zeigen, die wir produzieren. Wir bauen Limousinen. Die beste Rennserie für derartige Fahrzeuge, die auf Kunden zugeschnitten sind, ist in meinen Augen nun eben die WTCC."
"Dieser Meisterschaft erreicht die richtigen und wichtigen Märkte und stellt die Automobile passend zur Schau. Im Vergleich zu anderen Rennserien weist die WTCC auch eine professionelle Stabilität auf. Aus diesem Grund rechnet sich dort die Kosten-Nutzen-Rechnung."
Der C30 soll es mit der Konkurrenz aufnehmen
Frage: "Wie ist es um eure Planungen für die Saison 2011 bestellt? Welche Ziele habt ihr euch gesetzt?"
Crabb: "Priorität hat 2011 zunächst einmal die STCC. Wir wollen diese Meisterschaft gewinnen. Dort setzen wir James Thompson ein. In der WTCC wollen wir das Auto vollkommen konkurrenzfähig machen und hoffentlich auch mit dem neuen Motor ausstatten. Das Team soll die Strecken kennen lernen und möglichst viele Erfahrungen sammeln. Die Mannschaft muss lernen, wie das Racing in dieser Rennserie abläuft.
Frage: "Wird es schwierig für das Team, eine komplette WTCC-Saison zu meistern?"
Crabb: "Ich denke nicht. Die Organisatoren der WTCC unterstützen uns wirklich sehr. Einige der anderen Teams bieten uns ebenfalls ihre Hilfe an, weil sie uns dabei haben wollen. Uns steht natürlich eine steile Lernkurve ins Haus - in vielerlei Hinsicht. Wir stehen für die Marke Volvo und wollen unter Beweis stellen, dass wir einen ernsthaften Motorsport-Betrieb gewährleisten können."
Frage: "Vor Kurzem hielt das Team in Barcelona einen Test ab. Welche Eindrücke konntet ihr dabei sammeln? Wie war es, das Auto unter WTCC-Bedingungen zu fahren?"
Crabb: "Bei diesem Test haben wir parallel verschiedene Dinge ausprobiert. Wir hatten sowohl das STCC-Auto als auch das WTCC-Fahrzeug am Start."
"Sowohl Robert Dahlgren als auch James Thompson waren vor Ort. James musste sich natürlich erst einmal eingewöhnen und wir verrichteten einiges an Arbeit an seinem Rennwagen. Insgesamt war es ein erfolgreicher Test für uns. Es ging aber nicht in erster Linie darum, möglichst gute Rundenzeiten zu erzielen. Es war ein Schritt in unserem Entwicklungsprozess."
Wann kommt der neue Motor zum Einsatz?
Frage: "Sprechen wir über den Volvo C30. Ihr werdet das Auto zunächst mit dem normalen Benzinermotor an den Start schicken. Kommt 2011 noch der neue 1,6-Liter-Turbomotor zum Einsatz?"
Crabb: "Das ist unser Plan. Klar ist auch: Sollten wir 2012 ein Werksprogramm absolvieren, brauchen wir natürlich das neue Triebwerk."
"Mir ist es in diesem Punkt lieber, die schwierige Entwicklungsphase eines neuen Motors nicht unbedingt auf der Rennstrecke und vor den Augen der Öffentlichkeit durchzumachen. Es braucht einfach seine Zeit."
Frage: "Gibt es schon einen definitiven Termin für den Motorwechsel?"
Crabb: "Ich habe da durchaus ein Datum im Kopf. Dabei belassen wir es vorerst (lacht; Anm. d. Red.)."
Frage: "Ist es ein Nachteil, die Saison mit dem 'alten' Motor und nicht mit dem neuen Turbomotor zu beginnen?"
Crabb: "Realistisch betrachtet: Ja, im Hinblick auf die Konkurrenzfähigkeit. Wie ich schon sagte: Wenn man einer Rennserie beitritt, gibt es viele Dinge, die man auf die Reihe kriegen muss."
"Der Motor ist nur ein Teil davon. Uns ist es lieber, zunächst mit einer soliden Basis ins Rennen zu gehen. Zumindest die ersten Läufe werden wir mit dem bewährten Fahrzeug bestreiten. Die dabei erzielten Ergebnisse müssen wir natürlich akzeptieren."
Frage: "James Thompson wird in diesem Jahr in der STCC am Start sein. Besteht die Chance, ihn gelegentlich an der Seite von Robert Dahlgren auch in der WTCC zu sehen?"
Crabb: "Wir denken in eine ähnliche Richtung. Das hängt ganz davon ab, wie die Saison verläuft und wie sich die Finanzlage gestaltet. Es wäre aber generell kein Problem, ein zweites Auto für James bereitzustellen."
Ein Werksengagement müsste Sinn machen
Frage: "Wie ist es um die Planungen für ein neues Auto bestellt? Gibt es einen Nachfolger für den Volvo C30?"
Crabb: "In diesem Jahr werden wir ausschließlich den C30 ins Rennen führen. Grundsätzlich verbessern wir den Rennwagen von Saison zu Saison. Ob wir für 2012 einen Modellwechsel vornehmen, müssen wir sehen."
Frage: "Welche Voraussetzung bräuchte es, damit Volvo 2012 werksseitig in die WTCC einsteigt?"
Crabb: "Auf diese Frage gibt es gleich mehrere Antworten. Auf Seiten des Marketings brauchen wir einige Garantien über die künftige Berichterstattung und Medienpräsenz der WTCC."
"Marcello Lotti und sein Team leisten diesbezüglich aber sehr gute Arbeit. Wir als Polestar müssten die Chance haben, mit unserem Marketing dort hineinzuwachsen. Wir brauchen das richtige Auto und wir brauchen die richtigen Fahrer. Dann stellt sich auch noch die Frage, wie Volvo eine solche Plattform nutzen würde."
"Sehr wahrscheinlich würde sich unser Erscheinen an der Rennstrecke positiv auf die jeweiligen Märkte auswirken. Es wäre nicht schlecht, wenn sich dabei ein gewisser Return on Investment einstellen würde. Unterm Strich müssen wir einfach sehen, dass es sich für unser Business lohnt."

