• 30.10.2010 11:35

  • von Stefan Ziegler

BMW zieht den Joker und die Konkurrenz knurrt

Brands Hatch lässt grüßen: In Okayama schlug BMW einmal mehr einen ungewöhnlichen Weg ein, welcher den WTCC-Rivalen nicht sonderlich schmeckt

(Motorsport-Total.com) - Beim britischen Gastspiel der WTCC wollte das BMW Team RBM mit dem "alten" BMW 320si ins Rennen gehen, was die Rennleitung schließlich nicht zuließ. In Okayama wagte die Mannschaft um Augusto Farfus und Andy Priaulx einen neuen Vorstoß, der dieses Mal aber anstandslos abgenickt wurde: In Japan sind insgesamt vier BMW Piloten mit einem sequentiellem Getriebe am Start.

Titel-Bild zur News: Andy Priaulx, Augusto Farfus

Augusto Farfus und Andy Priaulx fahren vorneweg - den Rivalen ist's ein rotes Tuch

Was beim Blick auf das Reglement zunächst wie ein klarer Nachteil aussieht, stellt sich für das BMW Team RBM sowie für Franz Engstler (Engstler) als wahre Goldgrube heraus - ihr Fahrzeug wird nun einer anderen "Gewichtsklasse" zugeteilt, weil der BMW 320si mit sequentiellem Getriebe als eigenes Automodell homologiert ist. Aus diesem Umstand schlagen die BMW Fahrer nun mächtig Kapital.


Fotos: WTCC in Okayama


Das Regelwerk der WTCC sieht für die Verwendung eines sequentiellen Getriebes zwar einen Zusatzballast von 30 Kilogramm vor, doch diesen nehmen Engstler, Farfus und Priaulx nur zu gerne in Kauf: Im Gegensatz zum "normalen" BMW 320si (40 kg Zuladung) ist ihr aktuelles Auto nämlich mit dem minimalen Kompensationsgewicht von -20 kg unterwegs - ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Gewichtsvorteil für Engstler, Farfus und Priaulx

Engstler, Farfus und Priaulx führen in Okayama demnach Fahrzeuge an den Start, die auf ein Gewicht von 1.165 kg kommen - mit normalem Getriebe und H-Schaltung hätte das Trio 1.195 kg um den 3,703 Kilometer kurzen Kurs wuchten müssen. Zu verdanken hat man diese Gewichtschance übrigens Andrei Romanov (Engstler), dem Teamkollegen des einzigen Deutschen in der Tourenwagen-WM.

Romanov war schon bei den vergangenen Events mit dem sequentiellen Getriebe am Start, hinkte dem Feld aber meist deutlich hinterer. Dies hatte wiederum Auswirkungen auf die Gewichtszuteilung seines Automodells, das aktuell als im Schnitt langsamstes Fahrzeug der WTCC geführt wird. Und weil ein Wechsel des Getriebes ausdrücklich erlaubt ist, erfreuen sich Farfus und Priaulx daran.

Die Konkurrenz von Chevrolet und SR ist allerdings weniger begeistert von diesem Schachzug, schließlich sind die Titelkandidaten von BMW nun deutlich leichter unterwegs als ihre eigenen Fahrer: Der Chevrolet Cruze LT bringt es in Okayama auf insgesamt 1.190 kg, der SEAT León TDI ist mit 1.210 kg der dickste Brocken - und die Unterschiede zum BMW 320si sind nunmehr eklatant groß.

Chevrolet sieht das Regelwerk verletzt

Dies deutete sich bereits in den Freien Trainings an, konkretisierte sich aber erst in der Qualifikation und nach der offiziellen Zulassung durch die FIA in einer Doppelpole für Priaulx und Farfus sowie in Startplatz zehn für Engstler. Chevrolet Europa Motorsport-Manager Eric Nève ist angesichts dieser Entwicklungen "not amused". Sein Team hat angekündigt, über einen Protest nachzudenken.

"In dieser Sache müssen wir einen Schritt weitergehen", sagt Nève gegenüber 'Eurosport'. "Wir denken nämlich, dass es nicht in den Regeln verankert ist. Dazu kann ich aber nichts weiter sagen. Es liegt nun nicht mehr in unserer Kontrolle. Ich freue mich sehr darüber, alle drei Autos in den zweiten Abschnitt der Qualifikation gebracht zu haben. Darauf konzentrieren wir uns", meint der Belgier.

"Wir werden wie immer darum kämpfen, alles aus unserem Paket herauszuholen. Alles Weitere muss irgendwo anders aussortiert werden. Wir tun das, weil wir es für das Richtige halten, um dem Geist der Meisterschaft zu entsprechen", erklärt Nève. WM-Spitzenreiter Yvan Muller (Chevrolet) gibt sich zugeknöpft: "Ich sage nichts dazu, denn mir würde eh nur Unhöfliches über die Lippen kommen..."