• 16.04.2010 17:39

  • von Britta Weddige

Teams versprechen: Kein Taktieren mehr wie in Jordanien

Ford und Citroën haben ein entsprechendes "Gentlemans Agreement" geschlossen - Ford dringt auf rasche Lösung, um Taktikspiele zu unterbinden

(Motorsport-Total.com) - Munteres Vor- und Zurückstempeln wie am letzten Morgen der Rallye Jordanien wird es künftig nicht mehr geben. Denn sowohl Citroën als auch Ford versprechen, von nun auf auf solche Aktionen, die ihren Sieganwärtern zu besseren Startpositionen verhelfen sollen, zu verzichten. Laut Citroën-Sportchef Olivier Quesnel hat man sich darauf mit Ford geeinigt - und zwar schon bevor die FIA am Donnerstag in einem Bulletin Strafen androhte.

Titel-Bild zur News: Olivier Quesnel

Citroen-Boss Olivier Quesnel verspricht, auf extremes Taktieren zu verzichten

"Wir haben gemeinsam mit Ford-Teamchef Malcolm Wilson beschlossen, dass wir nicht mehr zu früh stempeln. Wir haben ein 'Gentlemans Agreement geschlossen, dass wir so etwas wie in Jordanien nie wieder tun", so Quesnel gegenüber 'Autosport'. "Ich mag das Taktieren nicht und ich hoffe, dass das nun damit aufhört."#w1#

Auch wenn sich die beiden Werksteams darauf geeinigt haben, auf so offensichtliches Taktieren zu verzichten, beobachten die Rennkommissare weiter genau, was bei der Rallye Türkei passiert. Sie haben - entsprechend dem sportlichen Reglement - freie Hand, bei Aktionen, "die dem Interesse des Wettbewerbs schaden", gegebenenfalls Strafen auszusprechen. Und zu solchen Aktionen zählt nicht nur Offensichtliches wie zu frühes oder zu spätes Stempeln.

"Diese Worte sind eine Warnung. Diese Worte werden sie davon abhalten, herumzuspielen." Morrie Chandler

Laut WRC-Kommissionspräsident Morrie Chandler geht das aus dem gestern veröffentlichten Bulletin deutlich hervor. "Wenn man genauer darüber nachdenkt, dann geht es in dem Bulletin auch um Fahrer, die in den Prüfungen absichtlich langsamer fahren - auch diese Aktionen würden dem Motorsport schaden", betont Chandler. "Diese Worte sind eine Warnung. Diese Worte werden sie davon abhalten, herumzuspielen. Es braucht kein anderes Reglement. Dieses Bulletin sagt: 'Meine Herren, passen Sie auf - diese Regel existiert und die Stewards werden reagieren'."

Der Motorsportchef von Ford Europa, Gerard Quinn jedenfalls begrüßt, dass die FIA nun auch versucht, für klare Verhältnisse zu sorgen. "Es liegt nun an uns und Ford hat seinen Standpunkt immer klar gemacht. Das sollte den Leuten nun hoffentlich verdeutlichen, dass man von den Rennkommissaren bestraft wird, wenn man etwas tut, das dem Sport schadet. Die FIA hat die Leute daran erinnert, dass es ein Reglement gibt, dass verhindern soll, dass der Sport in Misskredit gerät."

Die jetzige Lösung geht Quinn allerdings nicht weit genug. "Wir glauben, dass das Reglement noch einmal überarbeitet werden muss, damit so etwas, wie am letzten Morgen in Jordanien passiert ist, verhindert wird", sagt er gegenüber 'Crash.net Radio'. "Das ging über jedes Taktieren hinaus und darf nie wieder erlaubt werden."

"Das ging über jedes Taktieren hinaus und darf nie wieder erlaubt werden." Gerald Quinn

Quinn räumt durchaus ein, dass auch Ford Teamtaktiken angewandt hat, "im Sinne des Reglements", wie er betont: "Aber das Problem ist, dass sich nicht jeder so verhält. Ford sieht sich hier in der Verantwortung und wir werden ein paar Vorschläge erarbeiten, die nach der Türkei-Rallye vorangebracht werden könnten."

"Die Grenze zwischen akzeptablem Taktieren und dem Brechen der Regeln wurde immer mehr aufgeweicht. Und das muss umgehend angegangen warden. Es muss mehr getan werden, um eine Wiederholung zu vermeiden. Wir werden das Thema mit North One Sport und der FIA diskutieren, um eine Lösung zu finden", so Quinn.

Zwei Dinge sind allerdings schon jetzt klar: Zwar betonen beide Teams überdeutlich, dass sie zu extremes Taktieren auf das Schärfste verurteilen, waschen ihre Hände selbst aber weitgehend in Unschuld und werfen jeweils dem Gegner vor, es zu weit getrieben zu haben. Das verspricht interessante Diskussionen um das Thema. Und klar ist auch, dass selbst ein neues Reglement die Teams nicht daran hindern kann, Spielchen zu spielen. Denn wie sagt auch Kimi Räikkönen: "Man kann Regeln machen, aber es finden sich immer viele Wege, um sie zu umgehen."