• 12.02.2011 19:18

  • von Britta Weddige

Ford-Teamchef Wilson: Knifflige Taktikfragen

Die Startposition kann bei den schwedischen Bedingungen eine wichtige Rolle spielen, bei Ford rang man sich zu einem Kompromiss durch

(Motorsport-Total.com) - Die WRC wird bei ihrem Saisonauftakt 2011 in Schweden einen der spannendsten Finalsonntage seit Langem erleben. Nicht weniger als fünf Piloten haben noch alle Chancen auf den Sieg. Spitzenreiter Mikko Hirvonen, Mads Östberg, Petter Solberg, Jari-Matti Latvala und Sebastien Ogier trennen nur 4,8 Sekunden. Wer morgen als Sieger über die Ziellinie kommt, ist noch völlig offen.

Titel-Bild zur News: Christian Loriaux, Malcolm Wilson, Gerard Quinn

Die Führung des Ford-Teams brütete lange über der Taktikfrage

Während die Privatiers Östberg (Ford) und Solberg (Citroen) sowie Citroen-Werkspilot auf bis zum Schluss Gas geben mussten, um ihren Rückstand auf Spitzenreiter Hirvonen so gering wie möglich zu halten, musste man sich bei Ford taktische Gedanken machen. Und laut Teamchef Malcolm Wilson war die Entscheidungsfindung so schwierig wie nie zuvor.

Mehrere Faktoren mussten beachtet werden. Zum einen weiß niemand, wie morgen die Bedingungen sein werden. Sollte es weiter schneien, ist es besser, weiter hinten zu starten. Das hätte dafür gesprochen, beide sich Piloten, also Hirvonen und der zwischenzeitlich auf Rang drei liegende Latvala, in der 15. Wertungsprüfung taktisch zurückfallen lassen. Das Gesamtklassement nach dieser Prüfung entschied über die morgige Startreihenfolge, da heute nur noch eine Zuschauerprüfung ansteht.

Mikko Hirvonen

Spitzenreiter Mikko Hirvonen bekam den Auftrag, weiter Gas zu geben Zoom

Sollte es aber nicht mehr schneien und die Pisten aus einer kompakten Eisschicht bestehen, dann könnte Startposition eins für Hirvonen von Vorteil sein. Dann hätte er bessere Bedingungen als die nach ihm startenden Piloten, die es mit Spurrillen und aufgerissenem Eis zu tun bekommen könnten.

Ein weiterer Faktor, den Ford bedenken musste, war Petter Solberg. Der Norweger lag noch hinter Hirvonen, hatte allerdings gegen eine Zehn-Sekunden-Zeitstrafe, die er am Vormittag kassiert hatte, Protest eingelegt. Solberg war in der zehnten Prüfung zu spät zum Start gekommen, machte dafür aber Busse und Schneemobile verantwortlich, die ihn auf dem Weg zum Start aufgehalten haben. Es bestehen gute Chancen, dass die Zeitstrafe wieder zurückgenommen wird. Damit wäre Solberg neuer Spitzenreiter. Denn momentan liegt er 9,9 Sekunden hinter Hirvonen auf dem dritten Platz, ohne die Zeitstrafe wären es 0,1 Sekunden Vorsprung.


Fotos: WRC-Auftakt in Schweden


Ford musste also schon vor der 15. Prüfung das Risiko bedenken, dass Hirvonen morgen gar nicht mehr führt. Also galt für ihn, möglichst keine Zeit einzubüßen, um keinen zu großen Rückstand zu bekommen. Hätte sich Hirvonen zurückfallen lassen, hätte passieren können, dass er nicht eine oder zwei, sondern plötzlich elf oder zwölf Sekunden Rückstand auf die Spitze hat.

"Das wird einer der aufregendsten Tage, den der Sport je erlebt hat." Malcolm Wilson

Also entschied man sich bei Ford für einen Kompromiss. Hirvonen bekam die Anweisung, Vollgas zu geben und in Führung zu bleiben. Wenn die Bedingungen morgen so sind wie gestern und heute, hat er damit kaum eine Chance auf den Sieg. Sind sie anders, kann er den Sieg aber holen. Latvala bekam den Auftrag, sich wieder hinter Solberg auf Rang vier zurückfallen zu lassen. So könnte er das Ass im Ford-Ärmel werden, sollten sich hintere Startpositionen wirklich als besser erweisen.

"Das waren die kompliziertesten Entscheidungen, die wir jemals treffen mussten", wird Teamchef Wilson von 'Autosport' zitiert. "Es war unglaublich, da gab es so viele Variablen. Und es gibt sie weiter, falls Petters Strafe zurückgenommen wird. Wir haben beschlossen, dass Mikko einfach Gas gibt, und dann haben wir noch Jari in der Hinterhand, der sich zurückfallen ließ."

"Das einzige, was sicher ist, ist dass wir morgen einen unglaublichen Tag erleben werden", schwärmt Wilson. "Fünf Fahrer innerhalb von 15 Sekunden, das ist unglaublich. Das wird einer der aufregendsten Tage, den der Sport je erlebt hat."