• 07.09.2011 11:50

Australien: Ein Blick auf die Logistik der Rallye-WM

Die Australien-Rallye ist logistisch eine Herausforderung - Ashley Fowler kümmert sich bei M-Sport um den Transport und gibt im Interview Einblicke

(Motorsport-Total.com) - Am kommenden Wochenende kämpft die Rallye-Elite in Australien um den Sieg und die Ehre. Ende August war der Rallye-Tross noch in Deutschland und hat sich anschließend auf die lange Reise begeben. Abgesehen von der Zeitumstellung ist Australien auch logistisch eine Herausforderung. Ford setzt neben dem Werksteam auch einige Kundenautos ein. Dazu kommt die Infrastruktur für den Servicepark. Ashley Fowler ist Koordinatorin für die Logistik bei M-Sport und hat sich um den Transport des Materials per Flugzeug gekümmert.

Titel-Bild zur News: Mikko Hirvonen

Ohne Infrastruktur und Logistik würde die Rallye-WM nicht funktionieren

Frage: "Ashley, kannst du uns erzählen, was du genau tust?"
Ashley Fowler: "Ich bin eine Technikerin bei M-Sport, aber ich koordiniere auch die Sicherheit der Flugtransporte und bin verantwortlich dafür, dass alles zu den Überseerallyes transportiert wird. Dazu gehören in diesem Jahr Mexiko, Argentinien und Australien. Hauptsächlich kümmere ich mich um die Transportziele, spreche mit den Transportfirmen, überwache gefährliches Gut, wiege alle Dinge und erstelle Listen von den Sachen, die verschickt werden. Das ist ein komplexer Prozess. Wenn es nicht korrekt gemacht wird, können schwerwiegende Fehler auftreten."

Frage: "Wie wird alles transportiert?"
Fowler: "Zu Beginn des Jahres haben sieben Container M-Sport verlassen und kommen erst wieder im Dezember zurück in die Fabrik. Darin befinden sich neun Recce-Autos, die Infrastruktur für den Servicepark, Verbraucherteile, Hospitality-Zelte und Ersatzteile. Die Container reisten per Schiff zum ersten Überseerennen nach Mexiko. Von dort ist es nach Argentinien gegangen. Von Buenos Aires sind sie weiter nach Südafrika verschifft worden - obwohl sie dort das Schiff nicht verlassen haben - und anschließend über das Meer nach Singapur. Von dort ging es mit einem anderen Schiff weiter nach Brisbane."

"Eigentlich ist es lustig, dass wir in der kompletten Saison irgendwo in der Welt unsere Container haben. Unsere Logistikabteilung überwacht ständig wo sich unsere Container befinden."

Frage: "Wird alles andere per Luftfracht verschickt?"
Fowler: "Ja. Wir haben unsere Rallye-Boliden und drei AMP-Boxen, die per Flugzeug verschickt werden. AMP-Boxen sind nach den Standards für den Luftverkehr gebaut. Sie haben die richtigen Dimensionen, damit sie sofort ohne Änderungen benützt werden können. Die Boxen mit den Ersatzteilen und den Rallye-Autos fliegen auf dem Unterdeck eines Passagierflugzeugs von Airbus von London Heathrow über Singapur nach Sydney. Von dort werden sie über die Straße nach Coffs Harbour transportiert.

"Jede Box hat ein Metallsiegel mit den Unterlagen. Das Siegel wird von M-Sport angebracht und wird nicht mehr berührt, bis es am Zielort ankommt. Ein Teil meiner Verantwortung besteht darin, dass das Siegel nicht aufgebrochen wird."

"Der Ford Fiesta RS WRC ist kleiner als der Ford Focus RS WRC. Aus logistischer Sicht ist es deshalb etwas einfacher. Mit dem Focus waren wir auf Boeing 747 Jets limitiert. Jetzt können wir die Autos drei, vier Tage später verschicken, weil wir bei den Flugzeugen mehr Möglichkeiten haben."

Frage: "Wie sieht das Verhältnis zwischen Luft- und Schifffracht aus?"
Fowler: "Das ist schwierig zu sagen, weil es davon abhängt, wie viele Autos an den Überseerennen teilnehmen. Ich würde schätzen, dass 85 Prozent per Schiff und die restlichen 15 Prozent per Flugzeug verschickt werden."

Frage: "Was nehmt ihr abgesehen von den Autos alles mit?"
Fowler: "Das hängt wiederum davon ab, wie viele Autos wir für eine Veranstaltung mitnehmen müssen. Wir haben auf der einen Seite unsere Schiffscontainer mit den Recce-Autos und der Infrastruktur. Nach Australien schicken wir drei Ersatzmotoren, aber es variiert von Rallye zu Rallye, wie viele Ersatzteile wir per Luftfracht verschicken."

Frage: "Kannst du uns bei der Luftfracht bezüglich des Gewichts etwas sagen?"
Fowler: "Es liegt an uns, wie viel Gewicht wir mitnehmen. Wir haben für jede Veranstaltung aber eine Zielvorgabe. Wir versuchen das Limit zu erreichen, das bei drei Tonnen pro Box liegt. Also beträgt unser Gesamtgewicht bei drei Boxen neun Tonnen. Jedes Auto wiegt samt der Palette 1,9 Tonnen."

Frage: "Was sind eigentlich die größten Schwierigkeiten beim Transport?"
Fowler: "Ich glaube, das ist die Organisation, die nötig ist. In den Wochen vor einer Überseerallye schicke ich an alle Abteilungen Emails hinaus, damit jeder sagt, was er gerne verschickt haben möchte. Ich versuche das frühzeitig zu erledigen. Wir haben einen bestimmten Bereich in unsere Werkstatt, der abgesperrt ist. Ich brauche ungefähr eine Woche, bis ich alles durchgegangen bin was verschickt werden muss, und mache die Listen und verpacke alles. Ich muss natürlich genau wissen, was verschickt werden muss. Man muss sich da natürlich an Regeln halten. So darf in den Boxen kein gefährliches Gut sein."

"Die australischen und neuseeländischen Zollbeamten sind sehr streng. Wir müssen sehr wachsam sein, was eine weitere Schwierigkeit ist. Ich muss das für diese Rallyes in Betracht ziehen. Alle Boxen müssen auch desinfiziert werden, damit kein Gras, Schmutz oder andere Dinge darin sind. Wir können nicht das Risiko eingehen, dass sie aufgehalten werden. Das könnte dramatische Konsequenzen für die Rallye haben."

Frage: "Wie viele Mitarbeiter von M-Sport fliegen nach Australien?"
Fowler: "Inklusive der Fahrer sind es 85 Personen. Wahrscheinlich sind zum ersten Mal so viele Leute aus Cumbria in Coffs Harbour. Ich bin mir nicht sicher, ob die Einwohner wissen, was da auf sie zukommt!"