Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt
Abschlussbericht: Ist McRae zu riskant geflogen?
Ermittler konnten keine genaue Ursache für den tödlichen Hubschrauberabsturz von Colin McRae finden, doch er soll riskant und ohne gültige Lizenz geflogen sein
(Motorsport-Total.com) - Knapp eineinhalb Jahre nach dem tödlichen Hubschrauberabsturz von Colin McRae sind nun die offiziellen Untersuchungen zur Unglücksursache abgeschlossen. Bei dem tragischen Absturz im September 2007 waren McRae, sein fünfjähriger Sohn Johnny sowie McRaes Freund Graem Duncan und dessen sechsjähriger Sohn Ben Porcelli ums Leben gekommen. Der Hubschrauber, den McRae geflogen hatte, war auf dem Grundstück des früheren Rallyeweltmeisters in ein Waldstück gestürzt.

© xpb.cc
Colin McRae verunglückte vor knapp eineinhalb Jahren tödlich
Die Experten der "Air Accidents Investigation Branch" AAIB konnten die genaue Unglücksursache nicht bestimmen. Sie erklärten in ihrem Bericht aber, dass McRaes Fluglizenz bereits im Februar 2005 abgelaufen sei. Zudem sei seine spezielle Erlaubnis zur Steuerung eines Squirrel-Hubschraubers der Marke Eurocopter im März 2007 abgelaufen.#w1#
Zwischen 2004 und dem Unglückszeitpunkt sei es mehrmals zu "Verstößen gegen die bestehenden Regularien" gekommen", erklärten die Ermittler in ihrem Abschlussbericht. McRae habe zudem wissen müssen, dass Flugerlaubnis für seinen Helikopter-Typ abgelaufen sei, da er im März 2006 von Schottland nach London geflogen sei, um sich dort mit einem Prüfer zu treffen und die Erlaubnis verlängern zu lassen.
"Die abgelaufene Fluglizenz könnte sich dadurch erklären lassen, dass es Verwirrung über die Gültigkeitsdauer gab. Man könnte sagen, dass der Pilot das übersehen hat. Im Fall der anderen Erlaubnis ist das aber unwahrscheinlich", hieß es in dem Bericht.
Videobilder stützten Ermittlungen
Die Ermittler nutzten für ihre Untersuchungen auch Videobilder, die Duncan mit seiner Kamera während des Fluges aufgenommen hatte. Die Kamera war an der Absturzstelle gefunden worden. Die Experten kamen anhand der Bilder zu dem Schluss, dass McRae während des Fluges "unnötige Risiken" eingegangen sei. "Der Helikopter flog mit einer Geschwindigkeit von etwa 130 bis 135 Knoten (240 bis 250 Stundenkilometer), als er in das Tal hineinflog", so der Bericht.
"Aufgrund des Rückenwindes hätte die Grundgeschwindigkeit rund 150 Knoten (276 Stundenkilometer) betragen", hieß es in dem Abschlussbericht weiter. "Der Pilot ist ein sehr schwieriges Manöver geflogen, in dem er versucht hat, mit hoher Geschwindigkeit bei relativ niedriger Höhe in das Tal hineinzufliegen. Ein solches Highspeed-Wendemanöver bei niedriger Höhe in dem stark bewaldeten Tal durchzuführen, war schwierig und könnte den Hubschrauber und seine Insassen einem erhöhten Risiko ausgesetzt haben."
Es sei sehr schwierig, im Sinkflug bei hoher Geschwindigkeit und mit starkem Rückenwind genau einzuschätzen, wie eine Kurve geflogen werden muss, erklärten die Experten weiter: "Der Pilot brachte seinen Helikopter in eine Situation, in der kaum Platz für Fehler war und in der es kaum möglich war, auf etwas Unvorhergesehenes noch zu reagieren."
Andere Ursachen nicht ausgeschlossen
Diese riskante Flugweise und ein mögicherweise abruptes Manöver könnten zu dem Unfall geführt haben, vermuten die Ermittler. "Ein Pilot muss die Grenzen seines Fluggerätes kennen und er bringt es nicht in eine Lage, in der diese Grenzen überschritten werden oder überschritten werden könnten", hieß es weiter.
In dem Bericht werden aber auch andere Unglücksursachen nicht ausgeschlossen. So könnten den Ermittlern zufolge auch Vogelschlag oder so genannte "Servo Transparency" zum dem Absturz geführt haben. Bei diesem Phänomen bekommt der Pilot den Eindruck, dass die Steuergeräte nicht mehr funktionieren: "Das könnte dazu geführt haben, dass Herr McRae von seinem eigentlichen Flugkurs massiv abkam." Der Hauptrotor hatte in etwa zehn Metern Höhe einen Baum gestreift. "Desorientierung, eine Fehleinschätzung oder andere Faktoren könnten zum Absturz geführt haben, aber die Ursache kann nicht eindeutig bestimmt werden", so die AAIB.
Ehepaar Porcelli: "Unglück hätte vermieden werden können"
Mark und Karen Porcelli äußerten sich in einem Statement zu dem Bericht: "Wir sind erleichtert, dass der AAIB-Bericht nun endlich veröffentlicht wurde, vor allem weil uns die AAIB bereits im Februar 2008 über die Umstände informiert haben, die zu dem Unfall geführt haben, bei dem Ben ums Leben kam", teilten sie mit.
"Die Unglücksursache ist in dem Bericht klar umrissen", erklärte das Ehepaar weiter. "Der Großteil des Fluges wurde auf Video festgehalten und es ist klar bewiesen, dass unnötige Risiken eingegangen wurden und dass das Unglück komplett hätte vermieden werden können."

