WEC 6h Portimao 2023: Toyota dominiert, verpasst aber Doppelsieg
Klarer Sieg des Toyotas #8 bei den 6 Stunden von Portimao, doch die #7 rennt in Probleme - Erster Podestplatz für Porsche nach Problemen bei Ferrari und Toyota
(Motorsport-Total.com) - Toyota gewinnt auch das zweite Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) 2023. Nach dem Sieg der #7 (Conway/Kobayashi/Lopez; 11.) bei den 1.000 Meilen von Sebring siegte diesmal der Toyota #8 (Buemi/Hartley/Hirakawa). Es ist der zwölfte Triumph für den Toyota GR010 Hybrid im 14. Rennen seit 2021. (Ergebnis 6h Portimao 2023)

© Motorsport Images
Souveräner Sieg und Tabellenführung für den Toyota #8 Zoom
Sebastien Buemi, Brendon Hartley und Ryo Hirakawa fuhren ein unbeschwertes Rennen, zumal die einzigen Konkurrenten mit Problemen zu kämpfen hatten. Die #7 führte das Rennen in den ersten 50 Minuten an. Buemi, der beim Start hinter den Ferrari #51 (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi) zurückgefallen war, übernahm noch vor dem ersten Stopp die Führung.
Das Toyota-Duell um den Sieg war entschieden, als der #7 nach 80 Minuten unplanmäßig an die Box musste. Erst klagte Mike Conway über Leistungsverlust, dann wurde das Fahrzeug mit der "Spiegelei"-Flagge, der schwarzen Flagge mit orangefarbenem Punkt, an die Box geholt.
Grund war ein defekter Sensor an einer Antriebswelle. Weil dadurch keine Echtzeitdaten zur Überwachung der Einhaltung der Maximalleistung geliefert werden konnten, musste die Antriebswelle gewechselt werden. Das dauerte rund zehn Minuten, damit waren alle Chancen auf einen erneuten Doppelsieg dahin.
Die #8 war bereits auf einem komfortablen Weg zum Sieg, als es eine Stunde vor Schluss zu einer Safety-Car-Phase kam: Am Vanwall #4 (Dillmann/Guerrieri/Villeneuve) explodierte die Bremsscheibe und katapultierte Jacques Villeneuve in die Reifenstapel. Der Ex-Formel-1-Weltmeister blieb unverletzt. Der Toyota hatte bereits alle Konkurrenten überrundet, sodass ein Wave-by nicht zu befürchten war.
Ferrari ebnet Porsche den Weg zum Podium
Während die #8 in der letzten Stunde zum Sieg cruiste, wurde es dahinter noch einmal spannend. Vom Speed her war Ferrari wieder zweitstärkste Kraft und bewies dies mit Platz zwei für die #50 (Fuoco/Molina/Nielsen).
Doch auch Ferrari kam nicht ohne Probleme über die Distanz: Die #51 (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi; 6.) hatte Probleme mit dem Brake-by-Wire-System. Das Bremsen mit dem Elektromotor funktionierte nicht mehr wie gewünscht. Ferrari schaltete daraufhin das Hybridsystem komplett ab, was zu erhöhtem Benzinverbrauch und Bremsenverschleiß führte.
Trotzdem kämpfte sich das Team wieder nach vorne. Das Hypercar-Reglement erlaubt es dem Verbrennungsmotor, die durch das Hybridsystem verlorene Leistung zu kompensieren - zum Preis eines höheren Benzinverbrauchs.
Fast wäre der Ferrari durchgekommen, doch eine halbe Stunde vor Schluss versagte die Bremse vorne rechts. Alessandro Pier Guidi fuhr daraufhin wie schon im Vorjahr in der GTE Pro beim Finale in Bahrain auf rohen Eiern mit einem waidwunden Auto nach Hause. Er rettete den sechsten Platz und damit wichtige Punkte.
Damit gelang Porsche der erste Podiumsplatz in der Hypercar-Ära. Der Porsche #6 (Estre/Lotterer/Vanthoor) kam ohne größere Probleme über die Distanz und machte am Ende sogar noch Jagd auf den Ferrari #50. Allerdings hatte man beim letzten Stopp zu wenig getankt, sodass Andre Lotterer noch einmal rein musste - P3 war dennoch sicher.
Auch das Penske-Team musste ein Opfer bringen. Der Porsche #5 (Cameron/Christensen/Makowiecki; 10.) verlor 30 Runden wegen eines Problems mit der Servolenkung. Auch zuvor hatte das Auto bei weitem nicht die Pace des Schwesterautos #5. Man rettete den letzten Punkt.
Peugeot ohne Probleme, aber zu langsam
Platz vier ging an den Cadillac #2 (Bamber/Lynn/Westbrook). Das Ganassi-Team musste seine gesamte Strategie umstellen, als Richard Westbrook beim ersten Boxenstopp glaubte, der vor ihm fahrende Peugeot #94 (Duval/Menezes/Müller; 5.) würde stärker bremsen als nötig. Er blockierte die für einen Doppelstint vorgesehenen Räder.
Da auf die Schnelle keine Reifen zu holen waren, musste Westbrook einen halben Stint auf eckigen Reifen fahren, bevor er erlöst wurde. Danach war der Cadillac bis zum Safety-Car "off sequence". Schließlich gelang es dem US-Hersteller zumindest, Peugeot zu schlagen.
Die Franzosen kämpften erneut mit der Zuverlässigkeit des 9X8. Am Peugeot #93 (di Resta/Jensen/Vergne; 7.) musste vor dem Start die Servolenkung gewechselt werden. Das bedeutete einen Nachstart aus der Box mit einer Runde Rückstand, was das Rennen von Anfang an kompromittierte. Am Ende fehlten 15 Sekunden auf den Ferrari #51.
Die #94 fuhr für Peugeot ein problemloses Rennen zu Ende. Die Probleme bei Toyota, Ferrari und Porsche spülten den Peugeot immerhin auf P5 nach vorne. Auch die #93 hatte nach dem frühen Rückschlag keine weiteren Probleme. Aber auch ohne technische Probleme fehlte einfach der Speed, um zumindest mit Ferrari, Porsche und Cadillac mitzuhalten, von Toyota ganz zu schweigen.
Gleiches gilt für die Le Mans-Hypercars ohne Hybrid. Schon vor dem Ausfall hatte der Vanwall technische Probleme und blieb auf der Strecke stehen. Der Glickenhaus #708 (Dumas/Briscoe/Pla; 8.) kam zwar problemlos durch, landete aber hinter dem mit einer Runde Rückstand gestarteten Peugeot #93 und dem um den Kurs eiernden Ferrari #51.
United sticht in enger LMP2 hinaus
Das LMP2-Rennen war eine wilde Angelegenheit, die durch das späte Safety-Car nochmal aufgepeppt wurde. Lediglich der Vector-Oreca #10 (Cullen/Kaiser/Aubry) war früh aus der Entscheidung raus, weil der Drosselklappenstellmotor vom elektronischen Gaspedal getauscht werden musste.
Das Safety-Car konnte es auch nicht ändern, United Autosports war allen einen minimalen Schritt voraus. Josh Pierson, Ersatzfahrer Giedo van der Garde (Tom Blomqvist war bei der IMSA aktiv) und Oliver Jarvis holten in der #22 den Sieg vor den Teamkollegen aus der #22 (Lubin/Hanson/Hanley; 2.). United hatte weite Teile des Rennens angeführt. Die #23 revanchierte sich für den verlorenen Sebring-Sieg.
Der von der Poleposition gestartete Prema-Oreca #63 (Pin/Bortolotti/Kwjat; 4.) war lange Zeit das einzige Fahrzeug, das einigermaßen mit United mithalten konnte. Doch nach der SC-Phase war das Team WRT zur Stelle und schnappte Prema den Podiumsplatz noch mit dem Oreca #41 (Andrade/Kubica/Deletraz; 3.) weg - jenem Fahrzeug, das am Freitag einen Unfall hatte.
Prema wurde frustrierter Vierter, gefolgt vom Jota-Oreca #48 (Beckmann/Ye/da Costa; 5.). Wieder enttäuschend präsentierten sich die beiden Signatech-Alpines, die nicht über die Plätze neun und elf hinauskamen.
Packender Schlusskampf in der GTE Am
Auch die LMGTE Am wurde durch das Safety-Car noch einmal eng zusammengeführt. Die Protagonisten waren bis dahin der AF-Corse-Ferrari #21 (Alessi/Mann/de Pauw; 5.), die Corvette #33 (Keating/Varrone/Catsburg; 1.), der AF-Corse-Ferrari #83 (Perez Companc/Wadoux/Rovera; 2.) und der Iron-Lynx-Porsche #85 (Bovy/Gatting/Frey; 3.).
Nach der Safety-Car-Phase führte Nick Catsburg in der Corvette. Es sah nach einem sicheren zweiten Sieg für Corvette Racing aus, doch dann blies Alessio Rovera zur Schlussattacke. Die Corvette und der Ferrari lieferten sich ein hartes, aber faires Duell auf Augenhöhe. Am Ende konnte Catsburg mit all seiner Erfahrung die Angriffe von Rovera abwehren.
Dennoch dürfte der zweite Platz für die #83 nach dem schweren Unfall in Sebring eine große Erleichterung sein. Dahinter feierten die Iron Dames" auf Platz drei ihren ersten Podiumsplatz der Saison. Für Diskussionen dürfte derweil die völlige Chancenlosigkeit der Aston Martins sorgen.
Die WEC wird bereits am 29. April mit den 6 Stunden von Spa-Francorchamps fortgesetzt - der Generalprobe für die 24 Stunden von Le Mans. 13 Hypercars werden in den Ardennen erwartet.


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