• 06.11.2016 11:51

Verrücktes Rennen für Audi: So viele Zwischenfälle

Audi sammelt 18 Punkte beim Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) 2016 in Schanghai: Plätze fünf und sechs nach verschiedenen Rückschlägen

(Motorsport-Total.com) - Audi bewies beim achten Lauf zur Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in China seinen unermüdlichen Langstrecken-Spirit: Trotz diverser Widrigkeiten verloren die sechs Fahrer und das Team nie die Konzentration und sammelten am Ende des 6-Stunden-Rennens in Schanghai noch 18 Punkte. Damit verteidigte Audi vor dem Finale in zwei Wochen in Bahrain den zweiten Platz in der Herstellerwertung.

Titel-Bild zur News: Lotterer Fässler Treluyer

Marcel Fässler brachte den Audi mit der Startnummer 7 noch auf Platz sechs Zoom

Das Rennen entwickelte sich für Audi in diesem Jahr zur Durchhalteprobe. Zunächst zählte die Startnummer 8 von Lucas di Grassi/Loic Duval/Oliver Jarvis zur Spitze. Nach der ersten Rennstunde lag di Grassi mit 6,4 Sekunden Rückstand an zweiter Stelle. Beim ersten Boxenstopp allerdings bemerkte das Team eine Unregelmäßigkeit: Der R18 ließ sich nicht wie geplant betanken.

Der Tank nahm deutlich weniger Kraftstoff auf als vorgesehen. Entsprechend kürzer fielen die anschließenden Boxenstoppintervalle aus, bis es den Mechanikern bei einem Service gelang, den Fehler zu beheben. Doch am Ende musste sich die Nummer 8 mit dem fünften Platz begnügen. Die Startnummer 7 von Marcel Fässler/Andre Lotterer/Benoit Treluyer lag zunächst auf Platz sechs und rückte zur Rennmitte auf Platz fünf vor.

Friendly Fire bei Audi

Ein Missverständnis kurz nach Rennhalbzeit bescherte dem Team allerdings ungeahnte Spätfolgen: Beim Überrunden langsamerer Teilnehmer berührten sich die Rennwagen von Jarvis und Treluyer. Der Kontakt beschädigte den rechten Seitenkasten der Nummer 7 in Höhe des Druckluftanschlusses, weshalb sich der Wagenheber beim nächsten Boxenstopp nicht mehr betätigen ließ. Der Tausch der beschädigten Bauteile kostete das Team mehr als 25 Minuten. Mit 14 Runden Rückstand nahm Fässler das Rennen als 16. wieder auf und kämpfte sich bis ins Ziel auf Position sechs vor. 

"Diese Rückschläge waren sehr enttäuschend", bilanziert Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich. "Erfreulich war für uns der starke Einsatz des gesamten Teams und unserer Fahrer. Sie haben nie aufgegeben und sechs Stunden lang für Audi gekämpft. So haben wir 18 Punkte gesammelt und konnten unseren zweiten Tabellenrang verteidigen. Wir können beim Finale noch Vizeweltmeister werden."


WEC Schanghai 2016: Highlights des Rennens

Das 6-Stunden-Rennen der WEC 2016 in Schanghai in der Zusammenfassung: Porsche siegt und holt Markentitel Weitere Langstrecke-Videos

Stefan Dreyer, Leiter LMP von Audi Sport, ergänzt: "Seit Mai haben wir in der WEC eine ununterbrochene Podiumsserie einschließlich eines Sieges hingelegt. Auch heute hätten wir gerne einen Pokal mit nach Hause genommen, aber das ist uns nicht gelungen. Stattdessen haben wir den Geist des Langstrecken-Rennsports erlebt: Auch wenn eine Lage aussichtslos erscheint, lohnt es sich immer wieder, um jeden einzelnen Punkt zu kämpfen. Ein großes Dankeschön dafür an die gesamte Mannschaft."

Bereits in zwei Wochen bestreitet Audi ein emotionales Finale. Der neunte Lauf zur WEC in Bahrain am 19. November bedeutet nicht nur das Ende der Langstrecken-Saison 2016. Audi beendet nach 18 Jahren und bislang 106 Siegen mit seinen Le-Mans-Prototypen eine besonders ungewöhnliche Erfolgsgeschichte im modernen Automobil-Rennsport.

Weitere Stimmen nach dem Rennen:

Ralf Jüttner (Teamchef Joest): "Die Nummer 8 konnte am Anfang gut mithalten. Beim ersten Stopp haben wir jedoch ein Problem beim Tanken bemerkt. Es konnte zwar behoben werden, hat uns insgesamt aber extrem viel Zeit gekostet. Auch die Nummer 7 hatte einen schwierigen Tag. Damit liegt ein sehr enttäuschendes Rennen hinter uns. Danke an alle, dass sie trotzdem so motiviert geblieben sind."

Lucas di Grassi (#8): "Am Anfang lagen wir auf Platz zwei und unser Tempo war in Ordnung. Beim Tanken ist dann leider ein Problem aufgetreten. So haben wir bei den Stopps sehr viel Zeit verloren. Am Ende ging es nur noch darum, ins Ziel zu kommen. Jetzt müssen wir uns auf Bahrain konzentrieren, um einen guten Abschluss hinzulegen."

Loic Duval (#8): "Glückwunsch an Porsche und Toyota, die das Rennen unter sich ausgemacht haben. Am Anfang waren wir auch noch ganz gut, doch dann bemerkten wir das Betankungsproblem. Es hat unser Rennen ruiniert, denn wir haben viel Zeit in der Box verbracht und mussten auch unsere Strategie ändern. Damit haben wir keine Rolle mehr gespielt."


Fotos: WEC in Schanghai, Sonntag


Oliver Jarvis (#8): "Das Betankungsproblem hat uns ein hartes Rennen bereitet, nachdem wir zu Beginn gut mitgemischt haben. Als ich später im Auto saß, lief es anfangs okay, doch dann haben sich Vibrationen entwickelt, weil unsere Reifen Fremdgummi aufgesammelt haben. Leider kam es dann auch noch zu einem Kontakt mit dem Schwesterauto. Glückwunsch an Porsche und Toyota. Sie kämpfen nun beim Finale um den Titel."

Marcel Fässler (#7): "Es war ein enttäuschendes Rennen. Heute konnten wir definitiv nicht um vordere Plätze kämpfen. Wir waren einfach nicht schnell genug. Leider kam es auch noch zum Kontakt zwischen den beiden Audi R18. Das sollte nicht passieren, wenn man ohnehin durch eine Runde getrennt ist. Bis zum Schluss haben wir noch einige Plätze aufgeholt."

Andre Lotterer (#7): "Wir haben heute nicht das erreicht, was wir uns vorgenommen hatten. Als ich fuhr, haben wir keine gute Balance gefunden. Die Reifen hatten nur wenig Grip, das Auto war entsprechend schwer zu fahren."

Benoit Treluyer (#7): "Das war insgesamt ein schwieriger Tag für uns. Meine Teamkollegen waren nicht sehr zufrieden. Als ich fuhr, hat sich das Auto sogar ganz ordentlich angefühlt. Im Schnitt waren Rundenzeiten möglich wie bei Toyota, die vor uns lagen. Leider gab es ein Missverständnis mit dem Schwesterauto. Nach einem Kontakt drehte ich mich. Der eigentliche Schaden aber hat sich erst beim Boxenstopp gezeigt: Wir mussten die Wagenheberanlage reparieren. Somit haben wir viel Zeit verloren."