Titelkampf der Audi-Piloten: Showdown in Schanghai

Beim Saisonfinale der WEC machen die Audi-Piloten die Fahrer-Weltmeisterschaft unter sich aus: Fässler/Lotterer/Treluyer 16,5 Punkte vor Kristensen/McNish

(Motorsport-Total.com) - Spannung bis zum Schluss: Beim Finale der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) am 28. Oktober in Schanghai kämpfen zwei Audi-Fahrerteams um den Weltmeistertitel. 32.000 Fans erlebten in Japan zuletzt einen engen Kampf um den Sieg: 11,223 Sekunden lagen beim Zieleinlauf der sechs Stunden von Fuji zwischen Audi und Herausforderer Toyota. Damit bot der siebte Saisonlauf das bislang knappste Ergebnis im Wettbewerb der beiden Automobilhersteller.

Titel-Bild zur News: Marcel Fässler, Benoit Treluyer

Fässler, Lotterer und Treluyer gehen als Favoriten ins Saisonfinale Zoom

Die Markenwertung der neuen Weltmeisterschaft hat Audi bereits im August gewonnen, nun geht es auf dem 5,451 Kilometer langen Grand-Prix-Kurs von Schanghai für die Audi-Piloten um den Titel in der Fahrerwertung. Marcel Fässler, Andre Lotterer und Benoit Treluyer, im Vorjahr und in diesem Jahr Le-Mans-Sieger, haben mit Platz zwei in Japan ihre Chancen auf den Titel verbessert. Sie liegen 16,5 Punkte vor ihren Teamkollegen Tom Kristensen und Allan McNish.

Gewinnen der Däne und der Schotte das Qualifying und das Finalrennen, müssen die Tabellenführer mindestens Platz fünf belegen, um sich den Titel zu sichern. Eine machbare Aufgabe: Sechsmal in Folge standen Fässler/Lotterer/Treluyer zuletzt auf dem Podium und fuhren dabei drei Siege ein. Alle eingesetzten Audi R18 sind zudem extrem zuverlässig und haben in diesem Jahr jedes Rennen beendet, dabei fünf Siege und insgesamt 16 Podiumsplätze erzielt.

Strecke für (fast) alle Piloten völliges Neuland

Tom Kristensen, Allan McNish

Tom Kristensen und Allan McNish haben noch Titelchancen Zoom

Das Team im Auto mit der Startnummer eins hat zudem noch einen weiteren Trumpf in der Hand. Fässler ist der einzige Fahrer im Audi-Kader, der in Schanghai nicht völliges Neuland betritt. "Ich bin dort bereits ein Rennen gefahren, wenn auch nicht auf der Grand-Prix-Strecke, sondern auf einer kürzeren Variante. Es ist ein toller Kurs, auf dem wir mit unseren Sportprototypen sicher viel Spaß haben werden", meint der Schweizer.

"Die Strecke ist für mich vollkommen neu", sagt hingegen Lotterer, der sich jedoch mittels "Trockentraining" vorbereiten will: "Deshalb will ich sie auf dem Simulator erlernen. Es ist bestimmt kein einfacher Kurs. Die erste Kurve, die sich stark zuzieht, ist absolut ungewöhnlich." Auch Treluyer, der bisher noch nie in China gefahren ist, hat vor dem Kurs mächtigen Respekt: "Schanghai soll eine sehr spezielle Strecke sein. Viele Kurven sind relativ kompliziert, zum Beispiel die schneckenförmige erste Biegung."


Fotos: WEC in Fuji


Titelrivale Kristensen kennt sich zwar in China, nicht jedoch auf dem Grand-Prix-Kurs von Schanghai aus. "In diesem Land werde ich zum fünften Mal ein Rennen fahren: Zweimal bin ich mit Audi-Sportprototypen in Zhuhai gestartet, habe ein Rennen mit der DTM in der Innenstadt von Schanghai bestritten und bin das "Race of Champions" im Nationalstadion von Peking gefahren", zählt der Däne auf.

Sein Partner McNish kennt die Strecke ebenfalls nicht, hat sie aber im vorfeld schon einmal analysiert: "Wenn man sich den Streckenverlauf ansieht, gibt es Ähnlichkeiten zu den vergangenen Kursen in Bahrain oder in Fuji, denn die meisten Kurven werden mit niedrigem Tempo durchfahren und sind langgezogen."

Eine Runde mit Marcel Fässler

Chinesische Flagge

In Schanghai betritt die Langstrecken-Weltmeisterschaft Neuland Zoom

Fässler gibt seinen Kollegen jedoch ein wenig Nachhilfe und geht eine Runde in Schanghai durch: "Kurve eins gefällt mir besonders gut, denn man fährt mit hohem Tempo im sechsten Gang hinein, bevor sie sich immer enger zuzieht und man bis in den zweiten Gang herunterschalten muss. Den zweiten Streckensektor kenne ich noch nicht, da ich bislang nur auf der Kurzanbindung gefahren bin. Im dritten Teil gibt es eine langgezogene Linkskurve. Sie wird mit unserem Audi R18 e-tron quattro dank des hohen Abtriebs viel Spaß machen."

"Im nächsten Abschnitt muss man viel Schwung auf eine kleine Gerade mitnehmen. Auf eine enge Linkskurve folgt eine Rechtskurve, deren Radius sich öffnet. Man fährt im zweiten Gang hinein und schaltet bis in den vierten hoch. Die Kurve führt uns auf die längste Gerade, an deren Ende hart gebremst wird und es bis in den ersten Gang zurückgeht. Aus der Rechtskurve heraus ist Traktion gefragt, weil das Auto beim Beschleunigen noch immer dem Kurvenverlauf folgt. Aus der letzten Linkskurve muss man viel Schwung auf Start und Ziel mitnehmen, damit die Rundenzeit gut wird."

Wer holt den Titel?

Tom Kristensen, Allan McNish, Marcel Fässler, Benoit Treluyer

Der Zweikampf der Audi sorgt für Spannung beim Saisonfinale Zoom

Im Kampf um den Titel setzen die Piloten auf unterschiedliche Taktiken. Treluyer will trotz des Vorsprungs in der Gesamtwertung nicht auf Nummer sicher gehen: "Wir möchten beim Finale um den Rennsieg kämpfen - es ist uns wichtig, vor Toyota ins Ziel kommen. Zugleich geht es für meine Teamkollegen und mich auch um die Fahrer-Weltmeisterschaft." Für Lotterer steht hingegen der Titelkampf im Vordergrund: "Für uns geht es um ein großes Ziel: den WM-Titel. Bisher habe ich mich auf jedes einzelne Rennen konzentriert, aber jetzt fällt die Entscheidung."

Nachdem er die Saison mit einem Sieg begann, würde Kristen sich gerne auch mit einem Erfolg aus dem Rennjahr verabschieden: "Das war bislang eine großartige Saison, die für Allan und mich mit einem Sieg beim Auftakt in Sebring begonnen hat. Für das WEC-Finale auf der anspruchsvollen Strecke von Schanghai wünschen wir uns einen Sieg." Der ist laut McNish auch notwendig, wollen er und Kristensen ihre Teamkollegen noch abfangen." Wenn Tom und ich noch eine Chance haben, dann nur im Falle eines Sieges", so der Schottte.

Saisonfinal auf wichtigem Markt

"In Schanghai treten wir in einem für Audi sehr wichtigen Markt an", unterstreicht Motorsportchef Wolfgang Ullrich die wirtschaftliceh Bedeutung des Rennens. "Eine sehr abwechslungsreiche Debütsaison WEC steuert in China auf ihren Höhepunkt zu. Für uns geht es noch um die Titelentscheidung in der Fahrerwertung, die nach dem vorzeitigen Titelgewinn in der Markenwertung eine außerordentliche Langstrecken-Saison von Audi krönt. Uns erwartet nach dem offenen Rennen in Fuji garantiert ein spannendes Finale."

"Zwischen dem Lauf in Fuji und dem Finale in Schanghai liegt wieder nur ein Wochenende - das ist erneut eine ziemliche Belastung für das ganze Team", erklärt Ralf Jüttner, Technischer Direktor bei Joest. "Deshalb haben wir uns entschlossen, gar nicht erst zurück nach Europa zu fliegen, sondern in Asien ein paar freie Tage zu genießen. Neben der Entspannung steht hierbei der Teamgeist im Vordergrund. Auf das Rennen in Schanghai freuen wir uns sehr - schon in den vergangenen beiden Jahren sind wir in China jeweils das Saisonfinale gefahren und wir haben das Land in guter Erinnerung."