Rebellion: Sieben Minuten bis zur Glückseligkeit

Neel Jani und Nicolas Prost langen auf Kurs zu Platz drei in der Weltmeisterschaft, doch sieben Minuten vor Rennende versagte das Getriebe

(Motorsport-Total.com) - Das Saisonfinale der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in Schanghai wurde für Rebellion zu einem Drama mit tragischem Ausgang. Von Startplatz fünf aus fuhren Neel Jani und Nicolas Prost im Lola-Toyota mit der Startnummer 12 ein starkes Rennen und führten schon ab der dritten Runde die LMP1-Trophy für Privatteams an. Über weite Strecken sah es nach Platz vier und einem weiteren Sieg in der Privatwertung aus. Damit hätten Jani und Prost auch den dritten Platz in der Fahrerwertung der WEC gesichert.

Titel-Bild zur News: Nicolas Prost, Neel Jani

Kurz vor dem Ziel wurden Jani und Prost aus dem Rennen gerissen Zoom

Doch kurz vor dem Ziel, nachdem in dieser Saison fast 72 Stunden im Rennen zurückgelegt worden waren, wurden die beiden Piloten und Rebellion aus allen Träumen gerissen. Nur sieben Minuten vor dem Rennende rollte das Auto mit einem Getriebeschaden aus. Damit war nicht nur der Sieg in der Privatwertung beim Teufel, sondern auch der dritte Platz in der Fahrerwertung, den die Toyota-Piloten Alexander Wurz und Nicolas Lapierre übernahmen.

"Solche Geschichten schreibt nur der Sport", meint Jani. "Wir lagen auf Position vier der Gesamtwertung und führten die Privatwertung der LMP1 an, und dann fiel sieben Minuten vor Rennende das Auto aus. Dadurch war der dritte Platz in der Fahrerwertung verloren, was für mich das Schlimmste ist." Dennoch blickt der Schweizer ohne Gram auf die Saison zurück: "Wir waren wieder einmal schnellstes Privatteam. Außerdem ist die Erinnerung an den Sieg beim Petit Le Mans vor einer Woche noch ganz frisch. Daher bin ich zufrieden mit meiner Saison."

Belicchi, Primat und Cheng im Glück

"Bis acht Minuten vor dem Ende war es wieder einmal ein perfektes Rennen. Wir konnten eine Lücke herausfahren und uns im Zweikampf mit JRM durchsetzen. Aber kurz vor dem Rennende mussten wir wegen eines Getriebeschadens aufgeben", sagt der fassungslose Prost. "Dadurch haben wir den dritten Platz in der Fahrerwertung der WEC verloren. Wir hatten zu Saisonbeginn Pech und nun beim Saisonfinale auch wieder. Es ist traurig, die Saison auf dieses Weise zu beenden, aber wir können auf unsere Resultate in dieser Saison stolz sein."

Harold Primat, Andrea Belicchi

Die Startnummer 13 profitierte vom Pech ihrer Teamkollegen Zoom

Des einen Leid ist des anderen Freud. Durch den Ausfall ihrer Teamkollegen kam das Schwesterauto mit der Besetzung Andrea Belicchi, Harold Primat und Congfu Cheng zu einem unerwarteten Sieg. Doch richtig freuen konnten sich die Piloten darüber nicht: "Ich habe gemischte Gefühle. Ich freue mich mit meinen Teamkollegen Congfu und Harold und dem gesamten Team, das während der Saison großartiges geleistet haben. Aber ich leide mit dem Team der Startnummer zwölf und meinen Freunden Neel und Nico", sagt Belicchi.

"Harold, Congfu und ich hatten ein starkes Rennen. Ich konnte mich gegen David Brabham durchsetzen. Das war eine riskante Entscheidung, denn es gab nur wenige Stellen, an denen man überholen konnte, aber es hat funktioniert", blickt der Italiener auf das Rennen zurück. "Ich möchte vor allem Congfu gratulieren, der wirklich stark gefahren ist und sich schnell ins Team eingelebt und ans Auto gewöhnt hat."

WEC-Neuling Cheng überzeugt

Der WEC-Neuling Cheng zeigte bei seinem Debüt für Rebellion eine starke Leistung, obwohl das Auto für ihn völlig neu war. "Es war keine leichte Aufgabe, den Lola-Toyota von Rebellion zu fahren. Ich war vor den Rennen nicht viel gefahren und hatte nur wenig Zeit, um das Auto kennenzulernen, aber wir haben es geschafft", sagt Cheng, der auch an seine Teamkollegen dachte: "Nico und Neel tun mir leid, aber ich freue mich, dass ich meinen Anteil zum Erfolg des Teams beitragen konnte. Es war eine Ehre für Rebellion zu fahren, die Stimmung im Team war wirklich toll."

"Ich bin zufrieden mit unserer Saison", sagt Primat. "Die gute Arbeit des Teams in den vergangenen Jahren hat sich in dieser Saison ausgezahlt. Natürlich teilen wir die Enttäuschung unserer Teamkollegen Nico und Neel. Sie hätten den Sieg und Platz drei in der Fahrerweltmeisterschaft verdient, aber so etwas passiert nun einmal. Wir werden trotzdem unseren Sieg und die erfolgreiche Saison feiern."

"Dieser Sieg in Schanghai rundet eine sehr erfolgreiche Saison ab: Sechs Siege in der LMP1-Trophy, sechs Pole-Positions und nicht zu vergessen der Sieg beim Petit Le Mans", bilanziert Teammanager Bart Hayden. "Schade, dass Nico und Neel den dritten Platz in der Fahrerwertung verloren haben. Sie waren während der gesamten Saison dominant und gestern kurz davor, den verdienten Lohn einzufahren."


Fotos: WEC in Schanghai


"Die Startnummer 13 ist wirklich gut gefahren, hat die HPD überholt und nach dem Ausfall der Startnummer zwölf den Sieg abgestaubt. Congfu hat dazu maßgeblich beigetragen, er war für das Team und Harold und Andrea eine große Unterstützung", lobt Hayden den Neuling. "Ich freue mich für die Jungs. Wir fahren jetzt nach Hause und haben endlich Gelegenheit, Zeit mit unseren Familien zu verbringen und um zu realisieren, was wir in dieser Saison erreicht haben. Das Team ist in dieser Saison gewachsen und stärker geworden. Wir genießen den Moment, freuen uns aber auch schon auf die nächste Saison."