Porsche im Imola-Schlussfight ohne Chance: "Das hätten wir nicht geschafft"

Kevin Estre schafft es in Imola nicht, den führenden Toyota zu überholen - Wie der Porsche-Pilot die Schlussphase erlebt hat und warum der Sieg außer Reichweite war

(Motorsport-Total.com) - Porsche schafft es beim zweiten Lauf der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in Imola nicht, den Auftaktsieg aus Katar zu wiederholen: Der Porsche #6 (Estre/Lotterer/L. Vanthoor) belegt den zweiten Platz, gefolgt vom Porsche #5 (Campbell/Christensen/Makowiecki) auf P3. Damit bauen Kevin Estre, Laurens Vanthoor und Andre Lotterer ihren Spitzenplatz in der Fahrerwertung allerdings weiter aus.

Titel-Bild zur News: Porsche hatte am Ende keine Chance auf den Imola-Sieg

Porsche hatte am Ende keine Chance auf den Imola-Sieg Zoom

Und am Ende wurde es im Kampf um den Sieg noch einmal richtig eng: Schlussfahrer Estre holte Kamui Kobayashi im führenden Toyota #7 (Conway/Kobayashi/de Vries) ein, konnte aber keinen Angriff mehr starten. Und selbst wenn: Wegen Überholens hinter dem Safety-Car bekam das Porsche-Trio im Nachgang eine Fünf-Sekunden-Strafe aufgebrummt!

"Das heißt, wir hätten den Toyota überholen und ihm mehr als fünf Sekunden Abstand geben müssen", weiß Estre im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Das glaube ich, hätten wir nicht geschafft. Ich hatte etwas mehr Kraftstoff als der Toyota und konnte deswegen die Lücke schließen, überholen ging aber nicht mehr."

"Ich habe es 15 Runden lang probiert und nicht geschafft", gibt der Franzose, der sich während der Verfolgung auch noch ein paar Fehler erlaubte, zu. "Das ist schwer auf so einer Strecke, die sehr eng ist." Hinzu kamen die Streckenbedingungen, denn durch den Regenschauer nach Halbzeit des Rennens war der Asphalt noch nicht überall getrocknet.

"Es war abseits der Ideallinie noch etwas nass, das macht es sehr schwierig zu überholen", erinnert Estre. "Kobayashi hat keinen Fehler gemacht. Und sie [Toyota] haben doch nicht so viel Sprit gespart, wie wir gedacht haben."

Denn: Der Japaner bekam von der Boxen-Crew die Ansage, in der Schlussphase mittels 'Lift-and-Coast' noch etwas Kraftstoff zu sparen. Deshalb konnte Kobayashi nicht mehr das volle Tempo gehen, wovon Porsche allerdings nicht profitierte, weil auch die beiden Penske-Porsche beim Kraftstoff knapp bemessen waren.

Porsche bringt zweiten Platz sicher nach Hause

"Es ist kein Geheimnis, dass es am Ende nicht möglich gewesen wäre, die Lücke von fünf Sekunden herauszufahren", gibt auch Urs Kuratle, Leiter des LMDh-Projekts bei Porsche, zu. "Und wir haben versucht, es auch nach Hause zu bringen. Das ist das Offensichtliche."

Am Ende wollte Porsche den zweiten Platz nach Hause bringen

Am Ende wollte Porsche den zweiten Platz nach Hause bringen Zoom

Beim Vergehen, das zur nachträglichen Strafe führte, war Estre machtlos. "Diese Fünf-Sekunden-Strafe gab es wahrscheinlich, weil ich beim Restart nach dem Safety-Car, einen Tick zu früh überholt habe vor der Linie", grübelt der Porsche-Fahrer. Auf nasser Strecke gerieten beim Neustart einige Kontrahenten mit ihren kalten Slicks in Probleme. "Ich habe Abstand gelassen und bin dann mit Schwung angekommen."

Weil einer der beiden Jota-Porsche langsam war, musste auch ein Lexus aus der LMGT3-Klasse das Tempo verringern. Das wurde dem Franzosen zum Verhängnis: "Ich glaube, ich habe einen Tick zu früh überholt, aber es war wahrscheinlich nicht so viel, weil die Strafe sehr gering ist." Im Gesamtklassement blieb die Zeitstrafe für den Porsche #6 am Ende folgenlos.

Porsche kämpft mit dem Reifenverschleiß

"Im Rennen waren sie [Toyota] sehr stark und auch sehr sparsam mit den Reifen", ist Estre von der guten Performance der Konkurrenz überrascht. "Sie sind mit manchen Reifen sogar Vierfach-Stints gefahren und wir nur Doppelstints, trotzdem waren sie so schnell oder sogar schneller als wir. Die waren auf jeden Fall sehr stark."

Der hohe Reifenverschleiß ist ein Nachteil für Porsche. "Im Vergleich zu Spa ist der Verschleiß hier sehr wenig, aber es ist bei uns trotzdem höher als bei den anderen beiden", sagt der Porsche-Fahrer mit Blick auf Toyota und Ferrari. "Wir waren nicht schlechter als Peugeot, Cadillac oder die anderen LMDh, nur die beiden Hypercars vorne waren stärker als wir."


Fotos: WEC 2024: 6 Stunden von Imola


"Der Reifenverschleiß war anders, als wir erwartet haben", ergänzt Kuratle. "Er war höher als erwartet und als er bisher war. Stellen Sie sich vor, das Rennen wäre die ganze Zeit über trocken gewesen. Dann hätte es ein größeres Problem sein können. Aber so ist es okay. Wir sind glücklich."

"Ferrari war auch sehr stark und sparsam mit den Reifen", sagt Estre im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Wir wussten, dass sie ein bisschen stärker sind als wir, aber der Abstand mit Slicks war heute relativ groß." Nur, weil sich Ferrari selbst ein Bein mit der Strategie stellte, landete Porsche am Ende vor den Lokalmatadoren.

"Mosaiksteine fügen sich immer besser zusammen"

Im Regen war dann wiederum der Toyota stärker, glaubt der Franzose. "Der Toyota, der vor mir war, hat mir wahrscheinlich zehn bis zwölf Sekunden gegeben", muss Estre anerkennen. "Wir müssen schauen, woran das liegt. Es ist natürlich ein anderes Konzept, ein anderes Auto, mit dem Allradantrieb. Ich konnte die Pace von Toyota im Regen nicht mitgehen, aber wir waren nicht so schlecht."

Das stellt auch Kuratle fest: "Was wirklich schön zu sehen ist, ist, dass es für uns in die richtige Richtung geht", freut sich der Leiter des LMDh-Projekts bei Porsche. "Ich meine, die anderen haben manchmal einfach Pech. Wir hatten auch diese Fünf-Sekunden-Strafe und es gab einige Dinge, die wir in unserem Bereich analysieren müssen."

Nichtsdestotrotz lässt sich ein Fortschritt erkennen. "Unser Aufwärtstrend beweist, dass wir sehr gut zusammenarbeiten und die Mosaiksteine sich immer besser zusammenfügen", so Kuratle abschließend.

Neueste Kommentare