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  • 13.07.2012 09:49

  • von Roman Wittemeier

OAK vor Wechsel zu HPD-Motoren

Der neue OAK-Motorsportchef Olivier Quesnel über kurzfristige Maßnahmen und Visionen für die Zukunft: "Hätte gern ein Modell wie bei Joest-Racing"

(Motorsport-Total.com) - Die französische WEC-Mannschaft von OAK will sich in den kommenden Monaten neu aufstellen. Das Team von Jacques Nicolet engagierte aus diesem Grund Olivier Quesnel. Der langjährige Peugeot-Sportchef soll eine Vision für OAK erarbeitet und dabei helfen, diese umzusetzen. Vor genau zwei Wochen nahm der Franzose seine Arbeit auf. Nach dem plötzlichen Ausstieg von Peugeot aus der Le-Mans-Szene war dies ein logischer Schritt für Quesnel.

Titel-Bild zur News:

Ex-Peugeot-Sportchef Olivier Quesnel soll OAK für die Zukunft positionieren

"Man muss ja etwas tun. Aus der PSA-Gruppe bin ich ausgeschieden, und ich kann nicht einfach nur herumsitzen", erklärt Quesnel im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Nachdem sich das Engagement mit Peugeot erledigt hat, versuche ich nun zusammen mit Jacques Nicolet etwas auf die Beine zu stellen. Ich helfe Jacquet auf verschiedenen Ebenen. Kurzfristig geht es erst einmal darum, OAK konkurrenzfähiger zu machen. Auf längere Sicht steht die weitere Entwicklung der Motorsport-Aktivitäten auf dem Plan."

Der erfahrene Motorsport-Manager hat in den ersten Tagen den Ist-Zustand skizziert und ist nun dabei, einen Fahrplan für die Zukunft zu erarbeiten. "Wir fahren WEC und ELMS mit zwei Autos. Wir sind quasi überall, müssen uns aber irgendwann entscheiden", sagt Quesnel über das breitgefächerte Engagement von OAK. "Die aktuelle Situation in der ELMS ist überhaupt nicht gut, obwohl der ACO es zu retten versucht. Es wäre nicht gut, wenn diese Serie sterben würde, aber ausgeschlossen ist es nicht."

Gespräche mit Honda laufen

"Nach meiner Einschätzung könnte es gefährlich sein, wenn man sich einzig und allein auf den Langstreckensport beschränkt", so der 62-Jährige, der in seiner früheren Funktion als Motorsportchef der PSA-Gruppe auch viele Erfolge mit Citroen in der Rallye-WM einfahren konnte. "Wir schauen uns deswegen andere Serien an, zum Beispiel die WTCC oder Rallye. Wir müssen herausfinden, welches die beste Lösung für uns ist."

"Im Bereich LMP2 geht es darum, Autos zu verkaufen. Mit Onroak sind wir Hersteller von LMP2-Autos. So etwas kann nur funktionieren, wenn man tatsächlich Fahrzeuge an Kunden verkauft", sagt Quesnel. Bislang hat OAK zwei Fahrzeuge unter dem Titel Morgan im Einsatz. Es sollen mehr werden. "Kurzfristig wird es in der LMP1 darum gehen, vielleicht einen anderen Motor zu finden, um konkurrenzfähiger zu werden. Gleichzeitig müssen wir uns für die kommenden zwei Jahre gut aufstellen."

Quesnel hat bereits eine Prioritätenliste erstellt. Ganz oben auf dieser Liste steht die Arbeit am LMP1-Auto aus der WEC. Der vergangene Auftritt in Le Mans hat noch einmal deutlich unterstrichen, was schon seit Saisonstart sichtbar war: das Pescarolo-Chassis hat Potenzial, der Judd-Motor ist die große Bremse. Man befindet sich derzeit bereits in Gesprächen mit anderen Motorenherstellern. Womöglich wird man noch im Verlauf dieser Saison umrüsten.


Fotos: OAK, WEC in Spa-Francorchamps


Erster Ansprechpartner auf der Suche nach zuverlässiger Power im Heck des LMP1-Autos war offenbar Honda. "Das könnte eine Lösung sein. Wir schauen uns mehrere Möglichkeiten an, HPD ist eine davon", mag Quesnel nicht allzu konkret auf Fragen nach möglichen neuen PS-Partnern antworten. "Wir haben natürlich langfristig die enge Zusammenarbeit mit einem Hersteller im Sinn. Honda ist da eine Option. Das könnte schon möglich sein."

Der Traum: OAK wie Joest

Da Honda mit den Leistungen der aktuellen HPD-Teams Strakka und JRM nicht zufrieden sein kann, dürfte man beim japanischen Hersteller mit guten Argumenten gute Chancen haben. Es geht nicht nur um Motoren für 2012, sondern um eine enge Zusammenarbeit in den Folgejahren. "Wir haben auch die Langstreckenserie in Asien im Blick, die bald starten wird. Da gibt es voraussichtlich etwas zu tun für uns. Langweilig wird mir bestimmt nicht", meint Quesnel mit einem Lachen.

Der neue OAK-Motorsportchef hat klare Vorstellungen, wie sich die Firmengruppe von Jacques Nicolet (JN Group) in verschiedenen Serien aufstellen könnte. Dabei gilt die Entwicklung der Landsleute von Oreca nicht als Vorbild. "Was Hugues de Chaunac mit Oreca/Toyota macht ist nicht das, was ich mir vorstelle. Oreca tritt in der Konstellation nur als Dienstleister auf, bietet Support für den Werkseinsatz von Toyota", sagt Quesnel.

Le-Mans-Sieger 2009 mit Peugeot: Olivier Quesnel bringt viel Erfahrung mit Zoom

"Was mir beispielsweise vorschwebt ist, ein eigenes Auto und einen Hersteller als Motorenpartner zu haben, um dann das Paket zu entwickeln", erklärt er. "Wenn ich mir das alles so anschaue, dann würde ich nicht den Weg von Hugues de Chaunac und Oreca wählen, sondern eher ein Modell wie es Joest-Racing fährt." Das Team von Reinhold Joest ist seit Jahren an Audi gebunden. 2014 kommt Porsche zurück und wird vielleicht eine ähnliche Konstellation wünschen. "Natürlich könnte dann so etwas eine Option für uns sein", artikuliert Quesnel den großen OAK-Traum.