Ferrari erklärt: Darum hat das langsamere Auto in Spa gewonnen
Der Strategiepoker in Spa-Francorchamps ging an den Ferrari #51 - Wie sich die unterschiedlichen Strategien am Ende des Rennens auswirkten
(Motorsport-Total.com) - Ferrari ging zum dritten Mal in drei Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) als strahlender Sieger vom Platz. Allerdings überraschte AF Corse durchaus mit dem Sieg des Ferraris #51 (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi), der über weite Strecken der 6 Stunden von Spa 2025 den langsameren Eindruck im Rennen als die #50 (Fuoco/Molina/Nielsen) gemacht hat.

© FIA WEC/DPPI
Der Ferrari #51 setzte sich in Spa gegen die #50 durch Zoom
Doch in der Schlussphase drehte Alessandro Pier Guidi in der #51 richtig auf und schenkte der eigentlich schnelleren #50 zwischen dem vorletzten und letzten Boxenstopp 30 Sekunden in einer Dreiviertelstunde ein. Wie war das möglich?
Die Lösung liegt in unterschiedlichen Strategien: Ferrari splittet die Strategien seit dem Imola-Debakel 2024 zwischen seinen zwei 499P immer wieder, so auch diesmal. Während die #51 den Splash-and-Dash einlegte, sparte die #50 Sprit. Die Taktik, noch einmal zu stoppen, war die bessere, deshalb siegte schließlich die #51.
Salvi: "Mussten keine Münze werfen"
Nach dem Safety-Car-Restart in Runde 99 lagen beide Ferrari noch etwa gleichauf, was die Rundenzeit betrifft. Die Durchschnittszeiten bis zum Boxenstopp in Runde 123/124:
- Antonio Fuoco #50: 2:05.970 Minuten
- Alessandro Pier Guidi #51: 2:06.473 Minuten
Erst beim finalen Stopp wurden die Strategien gesplittet. Nicklas Nielsen stieg in die #50, während Alessandro Pier Guidi in der #51 sitzen blieb. Nun zeigt sich beiden Rundenzeiten (FCY und der finale Boxenstopp der #51 rausgerechnet) folgendes Bild:
- Nicklas Nielsen #50: 2:06.830 Minuten
- Alessandro Pier Guidi #51: 2:05.678 Minuten
Pier Guidi war im Schnitt pro Runde 1,2 Sekunden schneller als der spritsparende Nielsen! So fuhr er den entscheidenden Vorsprung heraus. Hinzu kommt, dass der Stopp in Runde 122 für die #51 kürzer war, weil nicht vollgetankt wurde, sodass Pier Guidi bereits zwölf Sekunden Vorsprung hatte.

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Durchschnittliche Rundenzeiten letzte zwei Stints: FCY und Boxenstopps rausgerechnet Zoom
Ferrari-Einsatzleiter Giuliano Salvi erklärt: "Was wir gemacht haben, war ein natürlicher Split. Es war keine Entscheidung, die wir dem Team aufgezwungen haben. Beide Crews haben unabhängig voneinander eine unterschiedliche Richtung eingeschlagen - die eine wollte mit einem finalen Splash fahren, die andere diesen vermeiden und Sprit sparen. Für mich war das der einfachste Job - ich musste keine Münze werfen."
Laut Salvi war der Ausgang keineswegs absehbar: "Es war nicht klar, welche Variante am Ende besser funktioniert. Aber mit der Aufteilung haben wir alle möglichen Szenarien abgedeckt - das war entscheidend. Und letztlich hat es sich ausgezahlt."
Pier Guidi in seinem Element
Und was war der Grund für den Fahrerwechsel von Fuoco auf Nielsen? Salvi erläutert: "Nicklas hat einen Fahrstil, der schonend für die Reifen und den Spritverbrauch ist - das war in dieser Phase entscheidend."
Das reichte aber nicht mehr, um den wie entfesselt fahrenden Pier Guidi zu schlagen. Zwar gelang es der #50, im letzten Stint ganze 27 Runden mit einer Tankfüllung zu fahren - drei mehr als üblich -, doch am Ende war der Preis dafür zu hoch: "Die Performance war in dieser Phase nicht gut", gibt Salvi zu. "Im Nachhinein war es wohl nicht die beste Lösung."

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Rundenzeiten nach letztem SC-Restart: Die Schere geht erst beim Boxenstopp in Runde 122/123 auseinander Zoom
Der Grund für den Speed von Pier Guidi in der Schlussphase lag laut Salvi auch im Set-up des Autos: "Ale war in sehr guter Verfassung. Wir haben dieses Jahr viel daran gearbeitet, wie wir die Michelin-Reifen besser nutzen - besonders über Doppelstints. Das Auto war auf ihn abgestimmt, und er hat genau verstanden, was er in der letzten Phase mit dem Reifensatz tun muss."
FCY hilft im Kampf Gegen Mick Schumacher
Dass die Spritstrategie der #50 auf Messers Schneide stand, zeigte schon die eingeblendete Grafik am Ende des Rennens: Die #50 hatte beim Kreuzen der Ziellinie genau null Prozent im virtuellen Energietank. Weil die Energiemenge begrenzt ist, rollen die Fahrzeuge nicht ohne Sprit aus, sie würden nur bestraft werden, wenn sie die maximale Energiemenge pro Stint überschreiten.
Eine Strafe gab es nicht, doch Salvi bestätigt: "Am Ende hatten wir wirklich null übrig. Nichts. Nur das Minimum, um durch die technische Nachkontrolle zu kommen."
Damit gelang es der #50, vor Mick Schumacher zu bleiben, der im Alpine #36 (Gounon/Makowiecki/Schumacher) von hinten Druck machte. Am Ende gelang Nicklas Nielsen aber der Spagat, der Ferrari zum Doppelsieg verhalf. Der Alpine wurde Dritter.


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