• 02.09.2013 14:10

Audi nach Doppelsieg beim WEC-Lauf in Brasilien zufrieden

Nach dem frühen Ausfall der Konkurrenz in Form von Toyota fuhr Audi in Sao Paulo auf die Plätze eins und zwei, obwohl das zweite Auto eine wahre Pechsträhne hatte

(Motorsport-Total.com) - Audi bleibt in der Sportwagen-Saison 2013 bisher ungeschlagen. Das Hybridauto Audi R18 e-tron quattro hat auch den vierten von acht Läufen zur FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) gewonnen, hinzu kommt ein Sieg beim 12-Stunden-Klassiker in Sebring im März. Das Rennwochenende in Brasilien endete mit dem Sieg von Marcel Fässler/Andre Lotterer/Benoit Treluyer vor Loic Duval/Tom Kristensen/Allan McNish. Die Gewinner haben mit dem Erfolg bei den 6 Stunden von Sao Paulo ihren Rückstand in der Fahrerwertung auf ihre Teamkollegen um acht auf 22 Punkte verkürzt.

Titel-Bild zur News: Audi, McNish, Duval, Kristensen

McNish, Duval und Kristensen erreichten trotz Pechsträhne den zweiten Rang Zoom

Die aktuellen Weltmeister feierten nach einem fehlerfreien Rennen in Brasilien ihren zweiten WEC-Saisonsieg nach dem Erfolg in Spa im Mai. 38.000 Zuschauer erlebten, wie Fässler, Lotterer und Treluyer die Ziellinie in Interlagos mit drei Runden Vorsprung vor dem Schwesterfahrzeug überquerten. Damit wird die Tabellensituation zur Saisonhalbzeit wieder spannender, nachdem die Le-Mans-Sieger Duval, Kristensen und McNish mit 30 Punkten Vorsprung angereist waren.

Der deutliche Abstand im Rennen täuscht allerdings über die wahre Leistung der Startnummer 2 hinweg. In der Anfangsphase dominierte Audi-Werksfahrer McNish das Geschehen. Doch dann erlebte das Fahrertrio eine ungewöhnliche Pechsträhne. In einer Safety-Car-Phase kehrte Kristensen nach einem Boxenstopp hinter einem langsameren GT-Rennwagen auf die Strecke zurück. Der neunmalige Le-Mans-Sieger, der auch die schnellste Rennrunde fuhr, büßte rund eine halbe Minute Zeit ein, da sein Vordermann keinen Anschluss an die Gruppe davor hielt.

Eine Menge Pech für Auto Nummer 2

Duval übernahm später sein Cockpit und hatte bereits eine Aufholjagd gestartet, als er in Runde 142 das rechte Hinterrad seines Autos ausgangs der Boxengasse verlor. Es war verkantet montiert worden. So musste Duval eine Runde auf drei Rädern komplettieren. Die daraus resultierenden beiden Stop-and-Go-Zeitstrafen komplettierten das Pech der Tabellenführer, die so insgesamt vier Runden einbüßten.

"Das war ein tolles Rennen für Audi mit dem Plätzen eins und zwei als Ergebnis." Wolfgang Ullrich

Am Ende durfte sich Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich dennoch über ein Rennwochenende freuen, das keine Wünsche offen gelassen hat. Das Audi Sport Team Joest hat mit den Startplätzen eins und zwei, der schnellsten Rennrunde und dem Doppelsieg das maximal mögliche Ergebnis erzielt und den ersten Sieg in Südamerika gefeiert. Lediglich der mit Spannung erwartete Kampf mit Toyota fiel aus. Der einzige Rennwagen des Herausforderers war bereits in Runde 25 in einen Unfall verwickelt worden und musste deshalb das Rennen vorzeitig beenden. In drei Wochen will Audi Sport seine Erfolgsserie fortsetzen. Am 22. September startet die WEC erstmals auf dem Kurs von Austin im US-Bundesstaat Texas.

Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich zeigt sich hochzufrieden: "Das war ein tolles Rennen für Audi mit dem Plätzen eins und zwei als Ergebnis. Schade, dass unserer Mitbewerber Toyota schon zu Beginn des Rennens unverschuldet ausgefallen ist. Trotzdem war es für uns lange Zeit ein harter Kampf zwischen unseren beiden Autos. Die Jungs sind ein tolles Rennen gefahren. Pech hatte die Startnummer 2 mit dem verlorenen Rad und all den Konsequenzen, aber auch das ist Motorsport. Die Meisterschaft ist wieder enger geworden und es wird sicher ein Kampf bis zum Ende."

"Die Meisterschaft ist wieder enger geworden und es wird sicher ein Kampf bis zum Ende." Wolfgang Ullrich

Zufriedenheit bei den Verantwortlichen

Chris Reinke, Leiter der LMP, sieht es ähnlich: "Wir haben das ganze Wochenende einen souveränen und konzentrierten Auftritt der gesamten Mannschaft gesehen. Wir hatten hier noch etwas gut zu machen, denn Brasilien war im vergangenen Jahr das erste Rennen, das wir nicht gewonnen haben. Das haben wir geschafft. Es war ein wichtiger Schritt, den Schwung von Le Mans in die zweite Saisonhälfte mitzunehmen. Darauf können wir aufbauen. Und nun arbeiten wir darauf hin, dass es in Austin so positiv weitergeht."

"Wir hatten hier noch etwas gut zu machen, denn Brasilien war im vergangenen Jahr das erste Rennen, das wir nicht gewonnen haben." Chris Reinke

"Viel mehr als dieses Ergebnis ist nicht möglich. Aber das Rennen war keineswegs so einfach, wie es der Doppelsieg vermuten lässt", weiß auch Ralf Jüttner, Technischer Direktor von Audi-Sport-Team Joest: "Die Startnummer 1 war sehr gut unterwegs, die Nummer 2 hatte einen schlechten Tag mit viel Pech. Sie hat zunächst geführt, fiel aber in der Safety-Car-Phase unverschuldet zurück. Dann löste sich noch das Hinterrad. Wir haben ein Überwachsungssystem, das sehr gut funktioniert, aber es gibt noch eine ganz kleine, sehr unwahrscheinliche Möglichkeit - sie ist heute eingetreten. Daraus kann man auch den Mechanikern keinen Vorwurf machen. Positiv ist aber, dass beide Autos absolut fehlerfrei liefen."

Pilot Fässler ist glücklich über seinen Sieg: "Es ist gut, wieder ganz oben auf dem Podest zu stehen. Es war ein Rennen mit sehr vielen Zwischenfällen. Doch wir hatten zum Glück überhaupt keine Probleme. Deshalb hatten wir in der Schlussphase auch kaum noch Druck von hinten und konnten den Sieg nach Hause fahren. Wir haben alle einen guten Job gemacht. Es tut mir leid für den Audi Nummer 2, aber wir sind dadurch in der Meisterschaft etwas näher gekommen."

"Es tut mir leid für den Audi Nummer 2, aber wir sind dadurch in der Meisterschaft etwas näher gekommen." Marcel Fässler

Abstand in der WM geschrumpft

Lotterer sieht das Ergebnis ähnlich: "Es war für uns sehr wichtig, möglichst viele Punkte aufzuholen. Natürlich war es die Priorität, dass ein Audi gewinnt. Das ist uns gelungen, auch wenn es ein sehr schwieriges Rennen für das Auto mit der Nummer 2 war. Schade, dass der Toyota ausgeschieden ist, denn danach war es nicht mehr ganz so spannend. Das ganze Team hat eine tolle Arbeit geleistet. Wir können zufrieden sein."

Der Dritte im Bunde, Treluyer, fühlt ebenso mit den Teamkollegen: "Wir sind sehr glücklich, nachdem es für unsere Startnummer 1 zuletzt in Le Mans nicht ganz so gut gelaufen war. Wir haben heute natürlich auch etwas vom Pech der anderen profitiert. Deshalb musste ich im Verkehr weniger riskieren und fuhr mit einem Sicherheitspolster. Ein großes Dankeschön an meine Teamkollegen, die Mechaniker und die Ingenieure für ihre erstklassige Arbeit."

Audi, Sao Paulo

Audi Nummer 1 kontrollierte das Rennen in Interlagos nach Belieben Zoom

Das Team des Autos Nummer 2 ist da nicht ganz so zufrieden: "Ich glaube, wir waren heute nicht die Schnellsten. Das müssen wir analysieren. Leider hatten wir am Anfang Pech mit der Safety-Car-Phase", so Duval. "Dazu kam, dass ich nach meinem ersten Boxenstopp das rechte Hinterrad verloren habe. Als ich danach wieder an die Box kam, hat der Geschwindigkeitssensor nicht funktioniert und ich war etwas zu schnell in der Boxengasse. Nachdem ich zwei Stop-and-Go-Strafen absolvieren musste, hatten wir keine Chance mehr auf eine bessere Platzierung. Am Ende hatten wir Glück, dass wir noch Zweite geworden sind. Hätte Toyota ein zweites Auto eingesetzt, wäre es schwierig geworden. Insgesamt war es ein gutes Rennen für Audi", findet er.

"Ich glaube, wir waren heute nicht die Schnellsten. Das müssen wir analysieren." Loic Duval

Auto Nummer 2 hadert

Kristensen ist stolz auf Audi: "Dieses Rennergebnis zeigt, wie viel Detailarbeit im Winter geleistet worden ist. Denn hier sind wir vor einem Jahr von Toyota geschlagen worden, aber in diesem Jahr haben wir starke Leistungen gezeigt. Es ist natürlich schade, dass der Toyota so früh ausgefallen ist. Leider gab es gleich mehrere Umstände, die dazu geführt haben, dass die Nummer 2 heute nicht gewinnen konnte. Nach unglücklichen Situationen hinter dem Safety-Car und zwei Zeitstrafen war fast ein bisschen Glück dabei, dass wir noch Zweite geworden sind. Und die Meisterschaft bleibt weiter interessant."

"Hier sind wir vor einem Jahr von Toyota geschlagen worden, aber in diesem Jahr haben wir starke Leistungen gezeigt." Tom Kristensen

Auch McNish bedauert die Probleme bei der Konkurrenz: "Nach einem guten Start für unsere beiden Audi fiel unser Wettbewerber Toyota leider aus. Ich konnte das Rennen leicht kontrollieren und baute ein bisschen Vorsprung auf. Doch dann drehte sich unser Blatt leider. Ein Rad löste sich und es folgten leider zwei Sportstrafen. Danach ging es nur noch darum, sicher unsere Punkte für die Meisterschaftswertung einzufahren. Glückwunsch an Audi zu dem Sieg auf dieser Strecke."

"Nach einem guten Start für unsere beiden Audi fiel unser Wettbewerber Toyota leider aus." Allan McNish