Audi: Kundenautos wird es nicht geben
Audi-WEC-Rennleiter Dieter Gass erklärt, warum die Ingolstädter keine Kundenautos anbieten und was die Serie für eine rosige Zukunft noch braucht
(Motorsport-Total.com) - Die WEC gilt als Serie mit großem Potenzial für die Zukunft. Die Autos sind spektakulär und technisch interessant, der Sport ist spannend und die Teams sind hoch professionell. Was fehlt, sind die Chancen für Underdogs. Seit Jahren können private Teams nichts gegen die Übermacht der Hersteller ausrichten. Auch in den kommenden Jahren wird sich daran wohl kaum etwas ändern. Dennoch: Ein Bekenntnis wie von Oak, das 2014 ein eigenes LMP1-Auto bringt, hilft der Szene ungemein.

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Die WEC könnte in Zukunft noch ein paar LMP1-Autos mehr gebrauchen Zoom
"Man passt genau darauf auf, dass die Privaten nicht überfahren werden. Die Serie lebt von solchen Teams, sie sind letztlich die Seele einer Meisterschaft. Ohne die können wir nicht fahren", sagt Audi-WEC-Rennleiter Dieter Gass im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "An einer Weltmeisterschaft müssen aber auch Hersteller beteiligt sein. Es ist nach wie vor das Ziel des ACO, das neue Technologien entwickelt und zugelassen werden. So etwas kann ein Privatteam nicht leisten, so etwas geht nur über die Hersteller."
Realistische sportliche Chancen könnte es für Private nur dann geben, wenn man ähnliches Material zur Verfügung hätte. Dies bewiesen zuletzt die erfolgreichen Auftritte von Oreca mit dem Peugeot 908. "Auf absehbare Zeit wird es so etwas nicht geben", erteilt Gass in Sachen Kundenautos eine Absage. "Die Autos sind mittlerweile kompliziert geworden. Das ist der Nachteil bei der Entwicklung neuer Technologien. Private allein können diese Autos nicht laufen lassen. Wir sind personell nicht in der Lage, solche Einsätze zusätzlich zu betreuen."

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Audi-WEC-Rennleiter Dieter Gass sieht keine Chance für Kundenautos Zoom
"Ich sehe es nicht, dass wir in absehbarer Zeit entsprechendes Personal oder Budget für so etwas bekommen werden", meint der Audi-Neuzugang, der in der Formel 1 für Toyota und Caterham (damals Lotus) im Einsatz war. "Wichtig ist, dass die momentanen Teilnehmer bei der Stange bleiben. Gleichzeitig bereitet man sich auf die Ankunft von Porsche vor - leider erst für 2014. Ich denke, das wird ganz wichtig sein, um Stabilität herzustellen, dass man langfristig mehr als zwei Hersteller involviert hat."
Bevor Porsche die Szene betritt, müssen noch einige Steine aus dem Weg geräumt werden. Es geht um Antriebskonzepte und deren Einstufung. "Regeldiskussionen sind immer schwierig, wenn es unterschiedliche Konzepte gibt. Das merken wir gerade mit Toyota und Porsche. Ich behaupte mal, dass keiner in der Lage ist, aus dem Stehgreif ein faires Reglement für die beiden Konzepte zu machen. Das macht die Sache unheimlich schwierig. Da fühlt sich schnell mal jemand benachteiligt, und dann kommen die üblichen Diskussionen wieder", erklärt Gass.
Die Zeit drängt mittlerweile. Um für 2014 optimal vorbereitet zu sein, muss das Regelwerk auch in den letzten Details bald vorliegen. "Es muss ein Ende in Sicht sein, denn man muss sich irgendwann mal festlegen. Nicht nur im Reglement, sondern auch in Bezug auf das, was man aus diesem Reglement machen möchte. Ich erwarte keine großen Änderungen mehr", so Gass. "Es war im Grunde schon dreimal fixiert, aber man fängt immer wieder an zu diskutieren."

