Ferrari mit Glück zum Sieg: "Nur mit dem Safety-Car wieder im Spiel!"

Ferrari feiert den Sieg bei den 24h Le Mans 2023 - das haben die Italiener allerdings dem schnellen Eingreifen der Sportwarte und einer Safety-Car-Phase zu verdanken

(Motorsport-Total.com) - Ferrari schreibt Geschichte und schnappt sich beim 100. Jubiläum der 24h von Le Mans den Gesamtsieg. Alessandro Pier Guidi, James Calado und Antonio Giovinazzi durften sich über den historischen Erfolg freuen - der nicht so sicher war, wie es aussah. Ein Ausritt ins Kiesbett und elektronische Probleme machten das Rennen für Ferrari zur Zitterpartie.

Titel-Bild zur News: Alessandro Pier Guidi, James Calado, Antonio Giovinazzi

Der Ferrari #51 schnappte sich den Sieg - allerdings nicht ohne Glück Zoom

Am Ende zählte aber nur der Sieg. "Ich bin Italiener, daher ist es umso besonderer", freute sich Giovinazzi. "Wir haben das Auto im Juli letzten Jahres zum ersten Mal eingesetzt, also vor weniger als einem Jahr, und jetzt hier zu stehen, das ist fantastisch. Wir sollten wirklich stolz sein."

"Ich denke, wir haben schon in den letzten Rennen gezeigt, dass wir ein schnelles Auto haben, immerhin haben wir es in Sebring auf die Pole gestellt", erinnert der Italiener. "Im Vergleich zu Toyota hat uns ein wenig Erfahrung gefehlt, vor allem in Bezug auf den Reifenabbau." Allerdings ist die Strecke in Le Mans nicht sehr reifenmordend, was Ferrari zugutekam. "Das hat uns geholfen, schneller zu sein."

Safety-Car als wichtige Hilfe

Am späten Samstagabend drehte sich Pier Guidi in Führung liegend auf dem nassen Asphalt der Mulsanne-Kurve. "Um ehrlich zu sein, war es ein schwieriger Moment, als ich versuchte, eine Kollision zu vermeiden", berichtet der Italiener, der daraufhin von der Strecke rutschte und im Kiesbett strandete. "Ich habe nur gehofft, dass die Sportwarte schnell waren, und am Ende haben sie einen großartigen Job gemacht."

Dabei hatte Ferrari Glück, dass das Auto #51 in der Führungsrunde blieb. "Mit dem nächsten Safety-Car war ich dann wieder im Spiel", sagt Pier Guidi. "Natürlich waren die paar Minuten im Kiesbett kein schönes Gefühl. Es fühlte sich an, als wäre alles verloren. Das war eine Schande."

Allerdings kämpfte sich der Italiener zurück an die Spitze. "Ich habe nicht aufgegeben und versucht zu pushen", so der 39-Jährige. "Als ich dann wieder im Kampf um den Sieg war, habe ich gesagt: 'Ok, wir können es schaffen!'"

Zitterpartie wegen Elektronikproblemen

Das Trio musste kurz vor dem Rennende ein weiteres Mal zittern, als sich der Ferrari 499P nach dem Boxenstopp nicht mehr starten ließ. "Wir mussten alle Systeme neu starten", verrät Pier Guidi. "Es passierte zweimal. Vielleicht war ich beim zweiten Mal besser vorbereitet als beim ersten Mal, aber es gelang uns, das Auto neu zu starten."


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"Ich war ziemlich gestresst, um ehrlich zu sein", ergänzt Teamkollege James Calado. "Das ist kein schönes Gefühl, aber... ja, wir hatten Glück." Das Team war sich vor dem Rennen gar nicht sicher, überhaupt die Zielflagge zu sehen. "Wir kannten die prozentuale Chance, ins Ziel zu kommen, und die Zahlen sind ziemlich niedrig, um ehrlich zu sein."

"Aber wir haben es geschafft", ist Calado erleichtert. "Es gab keine mechanischen Probleme, was für die nächsten Rennen in der Weltmeisterschaft positiv ist." Dennoch muss Ferrari weiter daran arbeiten, die Performance des 499P zu verbessern. "Es ist erst das vierte Rennen und wir müssen noch viel lernen."

Toyota macht Druck - aber scheitert

Auch der Druck vom Toyota, die sich einen engen Kampf mit Ferrari geliefert haben, war groß. "Brendon [Hartley] wird Ihnen das auch sagen, aber wir waren wirklich am Limit", verrät Calado. "Wir haben so hart gepusht, wie wir konnten. Zu diesem Zeitpunkt waren beide Autos von der Pace her ähnlich."

Alessandro Pier Guidi, James Calado, Antonio Giovinazzi

Der Toyota setzte den Ferrari unter Druck - war schlussendlich aber chanchenlos Zoom

Der Brite bekam Sorgen, als der Vorsprung zum zweitplatzierten Toyota von Hartley immer kleiner wurde. "Ich dachte nur: 'Ok, das war's'", erinnert Calado, der alles aus seinem Ferrari 499P herausholte. "Er holte in den langsamen Zonen auf, ich weiß nicht wie, denn ich war wirklich am Limit."

"Wir hätten nicht schneller fahren können, das war so ziemlich alles, was wir hatten", sagt der Ferrari-Pilot. "Sie haben uns die ganze Zeit unter Druck gesetzt und es war eine gute Show. Sie waren sehr stark." Am Ende war es möglicherweise der Unfall von Toyota, der Ferrari den Druck von den Schultern nahm - und den ersten Ferrari-Sieg seit 1965 möglich machte.