Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt
Hyraze-League lebt: HWA zeigt emissionsfreien ZEDU-1 in Hockenheim
HWA arbeitet an der Hyraze-League - Beim ADAC GT Masters in Hockenheim zeigte man ein emissionsfreies Demo-Fahrzeug - Welche Technologie dahinter steckt
(Motorsport-Total.com) - Es ist still geworden um die Hyraze-League. HWAs ambitioniertes und revolutionäres Projekt einer Wasserstoff-Rennserie verschwand nach der großen Ankündigung im Sommer 2020 gefühlt in der Versenkung. Doch im Hintergrund tut sich einiges, wie Entscheidungsträger von ADAC und HWA 'Motorsport-Total.com' verraten.

© ADAC Motorsport
Der ZEDU-1-Prototyp von HWA und dem DLR drehte in Hockenheim Demo-Runden Zoom
So hat sich inzwischen der Fokus in der Entwicklung von einem kompletten Wasserstoff-Fahrzeug auf einzelne Fahrzeug-Elemente verschoben, wie ADAC-Motorsport-Leiter Thomas Voss erklärt: "In dem Projekt stecken viele Innovationen, und die werden nun im Einzelnen entwickelt und auch schon in Fahrzeuge eingebaut."
Daher vergehe laut Voss auf jeden Fall noch etwas Zeit, "bis es zu dem Gesamtkonzept 'Hyraze League' kommt." Was es bedeutet, den Fokus auf einzelne Fahrzeug-Elemente gelegt zu haben, konnten Fans des ADAC GT Masters beim Saisonfinale 2022 in Hockenheim hautnah erleben. Dort stellte HWA den Fahrzeugprototyp ZEDU-1 aus.
Er wurde bereits am 28. September auf dem Stuttgarter Karlsplatz erstmals der Weltöffentlichkeit präsentiert. Die Abkürzung ZEDU-1 steht für Zero Emission Drive Unit - Generation 1. Es handelt sich hierbei um ein nahezu emissionsfreies Fahrzeug, bei dem anfallende Emissionspartikel von Bremsen und Reifen nicht mehr in die Umwelt gelangen.
Keine Emissionen von Bremsen und Reifen
Die HWA AG entwickelte das ZEDU-1-Fahrzeug in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). "Die klassische Scheibenbremse im Radkasten gibt es in diesem Konzept nicht mehr", teilt HWA mit. "Stattdessen befinden sich die Bremsen als Teil einer kompakten Einheit aus E-Motor, Getriebe und Bremse im Fahrzeuginneren."
Roll-out des ZEDU-1-Prototypen
"Diese, in sich geschlossene Einheit, ermöglicht es anfallende Bremspartikel im Ölkreislauf zu sammeln und anschließend auszufiltern." Wie genau das aussieht? Bei den Bremsen des ZEDU-1 setzt HWA auf Lamellen. Sie erfüllen beim Schließvorgang genau den gegenteiligen Zweck der Lamellen eines gewöhnlichen Doppelkupplungsgetriebes.
"Es wird im Prinzip, wenn die Lamellen geschlossen werden, der Kraftfluss über das Gehäuse der Getriebe-Bremse-Einheit in die Fahrzeugkarosserie übergeleitet und abgestützt. Damit bremse ich dann mein Rad und dementsprechend mein Fahrzeug ab", beschreibt Projektleiter Timo Kresse gegenüber 'Motorsport-Total.com' die Funktionsweise.
Kresse weiter: "Der Clou ist, dass dieses System, wie beim Doppelkupplungsgetriebe auch, gekapselt ist und dementsprechend den Abrieb, der an den Lamellen entsteht, nicht in die Umgebung entlässt. Damit das thermisch funktioniert, ist natürlich noch ein Öl-Kreislauf integriert, um zu kühlen und um das Getriebe zu schmieren."
ZEDU-1 mit Lamellenbremsen ausgestattet
"Das heißt: Der Abrieb, der entsteht, wird in dem Öl-Kreislauf gefangen, in einem ganz normalen Ölfilter gefiltert, und kann dann beim Straßenfahrzeug bei einem normalen Service in der Werkstatt, wie ein Ölwechsel vom Motor, einfach getauscht werden und in einem geschlossenen Kreislauf, der gesteuert ist, entsorgt werden."
Zudem hat man bei HWA und dem DLR den Radkasten neu konzipiert. Er ist aerodynamisch so gestaltet, dass er beim Fahren einen Unterdruck erzeugt und mit Hilfe dieses Unterdrucks Reifenpartikel und Reifenabrieb aufsammelt. Zur zusätzlichen Unterstützung hat HWA ein aktives Absaugsystem ins Fahrzeug eingebaut.

© ADAC Motorsport
Der ZEDU-1-Prototyp bei Testfahrten Zoom
Durch diese Entwicklungen und die damit einhergehende Reduzierung der Emissionen durch Brems- und Reifenabrieb gilt der ZEDU-1-Prototyp derzeit als umweltfreundlichstes Auto weltweit. Nach Angaben des ADAC ist Reifenabrieb für mehr als ein Viertel aller Mikroplastik-Emissionen verantwortlich, Bremsabrieb für rund ein Drittel des Feinstaubs.
Deshalb hält Kresse fest: "Man hat zwar immer auf den Diesel eingedroschen, aber eigentlich tragen zu den Feinstäuben beziehungsweise Partikeln die Bremsen viel mehr bei. Beim Bremsen sind das die ganzen Ultrafeinpartikel, die man einatmet und die in die Lunge kommen. Beim Reifen sind es größere Partikel, wo man eher von Mikroplastik spricht."
Projektleiter: Im ZEDU-1 steckt viel Hyraze-League
Kresse versichert, dass im ZEDU-1-Prototyp "schon viel Hyraze-League" steckt. Denn: "Wir haben genau dieses System, das hier verbaut ist, so entwickelt, dass es nachher auch in den Rennwagen übertragbar ist. Wir haben es hier bewusst schon auf viel höhere Momente ausgelegt, damit wir nachher direkt auch in ein Rennsport-Modell gehen können."
Der weitere Fahrplan bei HWA, was das Wasserstoff-Projekt betrifft, steht noch nicht fest. "Jetzt wäre der nächste Schritt, dass man das Ganze inklusive Brennstoffzellen-Antrieb entsprechend umsetzt in ein neues Rennwagen-Konzept, so wie das Fahrzeug ja gezeigt war", deutet Kresse eine mögliche Richtung an, in die es gehen könnte.
Aber er betont: "Die Hyraze-League ist nach wie vor in unseren Köpfen fest verankert." Den Zeitrahmen bis zur Premiere beziffert Kresse jedoch auf zwei Jahre. Denn: "Wir müssen einen komplett neuen Prototypen entwickeln, mit neuem Chassis, mit der ganzen Antriebstechnik, eine neue Software dafür entwickeln, damit das alles funktioniert."

© HWA AG
Die HWA AG steht nach wie vor zur Hyraze-League Zoom
Kresse weiter: "Und dann muss das natürlich erprobt werden, weil wir es ja dann entsprechend als Einheitsfahrzeug haben wollen, das alle gleich nutzen. Dazu muss es natürlich entsprechend erprobt sein und einen verifizierten Stand haben, der dauerhaft haltbar ist, und der auch gut funktioniert. Da sind zwei Jahre das Mindeste."
Hyraze-League im Rahmen des ADAC GT Masters
Der ADAC hält ebenfalls an dem Projekt fest. Man arbeite immer noch eng zusammen, erklärt Kresse. Aber: "Beim ADAC geht es immer in Richtung: Wie setzt man da Rennkonzepte auf? Wie sieht so ein Wochenende aus für so eine Rennserie?" Motorsport-Leiter Voss möchte die Hyraze-League jedenfalls in die GT-Masters-Plattform aufnehmen.
"Wie und an welcher Stelle ist davon abhängig, wie das endgültige Format aussehen soll. Das ADAC GT Masters ist unsere medien- und zuschauerwirksame Plattform, dort passt es perfekt hin. Das ist für mich ein Projekt, das auf so eine Plattform gehört, um der Öffentlichkeit zu zeigen, was Motorsport für die Serienentwicklung zu leisten im Stande ist."
Generell zeigt sich Voss vom ZEDU-1 begeistert. Die dort entwickelten Systeme stellen für ihn "den Sinn und Ursprung des Motorsports dar. Das ist für den Motorsport konzipiert und entwickelt worden, und zeigt sich jetzt wieder in einem seriennahen Fahrzeug."
Thomas Voss wünscht sich mehr Mut
"Das ist das, wo wir wieder ein bisschen hin müssen, und was die Rolle von Motorsport sein kann und sein muss." Dementsprechend wünscht sich Voss auch mehr Mut, was die Entwicklung und Förderung von Technologien betrifft. Und verweist dabei auf die schwedische Tourenwagen-Meisterschaft, die "jetzt mit Elektro-Autos fahren möchte."
"Autos, die in Deutschland so nie vorstellbar wären. Mit Serien-Silhouetten, wo in Deutschland kein Hersteller sagen würde: Damit möchte ich durch die Gegend fahren. Das geht da oben, weil man da scheinbar ein bisschen mutiger ist, was diese Dinge angeht. Und diesen Mut würde ich mir insgesamt in der Branche wieder ein bisschen mehr wünschen."
Doch dazu gehört auch, in Sachen Investitionen mutig zu sein. Das war jedoch zuletzt ein großes Thema beim Hyraze-Projekt von HWA, wie Kresse offenbart hat. Mehr Hintergründe dazu gibt es demnächst auf 'Motorsport-Total.com' zu lesen.


Neueste Kommentare
Erstellen Sie jetzt den ersten Kommentar