Sykes lobt Geste von Rea: "Das schätze ich sehr!"

Tom Sykes ist überwältigt von der Geste seines Teamkollegen - Jonathan Rea bedankt sich bei Kawasaki und betont die wichtige Rolle Sykes' bei der Entwicklung

(Motorsport-Total.com) - Das Kawasaki-Stallduell verlief in den vergangenen beiden Jahren nicht immer reibungslos. Newcomer Jonathan Rea und Platzhirsch Tom Sykes lieferten sich auf der Strecke viele Duelle und auch abseits wurde diskutiert. Sportlich gesehen hatte Rea seinen Teamkollegen im Griff. Die WM-Titel 2015 und 2016 sprechen eine deutliche Sprache. Das Saisonfinale in Katar endete schließlich versöhnlich. Der bereits als Weltmeister feststehende Rea überließ seinem Landsmann den zweiten Platz, womit Sykes Vizeweltmeister ist.

Titel-Bild zur News: Jonathan Rea, Tom Sykes

Versöhnt: Tom Sykes und Jonathan Rea vergraben das Kriegsbeil Zoom

"Ich bin sprachlos", sagt Sykes nach dieser besonderen Szene und findet große Worte: "Die Geste von Jonathan, die nicht abgesprochen war, ist fantastisch. Das schätze ich sehr! Diesen Moment werde ich in mein Grab mitnehmen. Als Gentleman schätze ich das sehr. Ich hätte das in dieser Situation auch getan. Dass er es gemacht hat, würdige ich sehr. Vielen, vielen Dank! Die Vizeweltmeisterschaft ist viel besser als Platz drei."

Im Rennen waren die Positionen bereits bezogen. Chaz Davies führte mit der Ducati, Rea hatte sich Platz zwei von Sykes abgeknöpft und die Vize-WM war in den Händen von Konkurrent Davies. "Kawasaki hat mir so viel gegeben und Tom war ein Schlüssel bei der Entwicklung", nennt Rea die Beweggründe seiner Entscheidung. "Jetzt war meine Chance, mich zu bedanken." In der letzten Kurve ging er vom Gas und Sykes überholte.

Stallduell: Stimmung wieder gut

Diese Geste nahm die Schärfe aus dem Stallduell. Sykes zeigte sich anschließend sehr emotional und erinnert an die Vergangenheit, als es mit Loris Baz nicht so harmonisch zuging: "Alle Hersteller geben Teamorder aus, wodurch ich schon eine Weltmeisterschaft verloren habe", spricht er 2014 an. "Diese Geste habe ich in der Vergangenheit erwartet. Dass ich sie jetzt erhalten habe, bedeutet mir viel."

Jonathan Rea, Tom Sykes

Zuerst ein Duell und dann Teamgeist: Rea schenkt Sykes Platz zwei Zoom

Sykes wurde 2012 und 2013 als neuer Kawasaki-Star gefeiert, doch seit Rea im Team ist, sind die rosigen Zeiten vorbei. In den beiden gemeinsamen Jahren gewann Rea 23 Rennen, Sykes kommt auf neun Siege. "Es war ein schwieriges Jahr", spricht Sykes offen seine Probleme an. "Jonathan ist zum Team gekommen, als das Paket sehr gut entwickelt war. Während ich in den vergangenen Jahren mit den technischen Änderungen Schwierigkeiten hatte, ist er mit dem Bike eine Einheit. Ich muss aufholen. Es ist kein Geheimnis, dass er besser fährt als ich."

In diesem Jahr war Sykes wieder etwas stärker, wie er hoffnungsvoll betont: "Dass ich die WM bis zum letzten Wochenende offenhalten konnte, ist ein großer Fortschritt im Vergleich zum Vorjahr. Ich hoffe, dass wir dieses Momentum halten können und den Rückstand weiter reduzieren." Doch Kawasaki muss die Augen offenhalten, denn Davies wird 2017 in der WM mitmischen. "Der Fokus liegt jetzt auch auf Chaz, er fährt sehr gut", weiß Sykes. "Er hat einen unglaublichen Speed. Wir müssen ihn als Referenz nehmen."

Chaz Davies erwächst zu einem starken Gegner

Seit der Sommerpause konnte Davies mit Ausnahme des zweiten Laufes auf dem Lausitzring alle Rennen gewinnen. Auf der einen Seite konzentrierte sich Rea auf die WM und vor allem auf seinen Teamkollegen. Dass Kawasaki dennoch einen schweren Stand gegen Ducati hat, zeigte das zweite Rennen in Katar. Ohne WM-Druck fuhr Rea befreit: "Als das große Ziel erreicht war, habe ich Vollgas gegeben und zu 110 Prozent gepusht", sagt der Doppelweltmeister. Nachdem er im Duell mit Davies von der Strecke abgekommen war, zeigte er eine starke Aufholjagd.

Jonathan Rea, Tom Sykes, Chaz Davies

Sykes, Rea und Davies: Wer wird im nächsten Jahr Weltmeister? Zoom

Zum Zeitpunkt des Neustarts lag Rea an der neunten Stelle. "Ich war voll motiviert und wollte das Rennen gewinnen. Dann wurde ich hinter Haslam und Tom etwas zu lange aufgehalten. Ich konnte Chaz einholen, aber wenn er so gut fährt, dann wäre es schwierig gewesen, ihn zu überholen. Also spielte ich die Teamkarte aus und fühle mich stolz."

Hinter den Kulissen wurde bereits für 2017 gearbeitet. Rea probierte am Sonntag eine komplett andere Abstimmung aus, wie er verrät: "Neben Änderungen bei der Dämpfung verkürzten wir den Radstand etwas. Das brachte uns einige Vorteile, aber auch Nachteile. Im kurzen Warmup war es schwierig, die Traktion und die Motorbremse richtig einzustellen, weil es eine große Veränderung war. Meine Mechaniker haben hart gearbeitet, um für das Rennen das beste Paket zusammenzustellen. Die rote Flagge hat mich auch noch gerettet, weil ich ein Problem mit einem Sensor hatte und auf die altmodische Art schalten musste."

Für Kawasaki geht eine der erfolgreichsten Jahre zu Ende. In der Fahrer-WM wurden zum ersten Mal überhaupt die ersten beiden Plätze belegt und auch die Marken-WM wurde gewonnen.