Razgatlioglu erinnert an WSBK 2019: "Am Ende wurde Johnny Weltmeister"

(Motorsport-Total.com) - Aus eigener Kraft kann Toprak Razgatlioglu (Yamaha) momentan nicht viel gegen Weltmeister Alvaro Bautista (Ducati) ausrichten. Mit drei zweiten Plätzen holte Razgatlioglu bei der Superbike-WM in Barcelona immerhin das Maximum aus seinen Möglichkeiten heraus. Die Situation erinnert an die WSBK-Saison 2019, als Bautista ebenfalls von Sieg zu Sieg fuhr.

Damals wendete sich die Saison im Sommer. Bautista stürzte in Jerez, Misano, Donington und Laguna Seca und verlor seinen Vorsprung und wenig später den Anschluss an Rea. Bautista ist überzeugt, dass sich das in diesem Jahr nicht wiederholt (warum das so ist). Razgatlioglu verliert aber noch nicht die Hoffnung.

"Ich erinnere mich an das Duell von 2019 zwischen Johnny und Alvaro. Damals gewann Alvaro viele Rennen und Johnny wurde immer wieder Zweiter. Doch am Ende wurde er Weltmeister", blickt der Yamaha-Werkspilot auf die Situation vor vier Jahren zurück.

"Warum soll sich das nicht wiederholen? Ich gebe an jedem Wochenende mein Bestes. Vielleicht kann ich in einigen Rennen um den Sieg kämpfen. Ich hoffe, dass das in Misano und danach möglich ist. Die Saison ist sehr lang", betont Razgatlioglu.

Alvaro Bautistas Seriensiege langweilen Toprak Razgatlioglu

"Alvaro fährt sehr gut. Wir brauchen aber Strecken mit mehr Kurven, um mit der Ducati und mit Alvaro kämpfen zu können", erklärt Razgatlioglu. "Misano ist gut, aber Ducati ist dort auch stark. Immerhin müssen wir dort nicht den Hinterreifen für die finalen Runden schonen."

"Vielleicht kann ich ihn aufhalten. Es reicht mit seinen Siegen. Das langweilt mich. Wir müssen gewinnen!", stellt der Weltmeister der WSBK-Saison 2021 klar. Für Rekord-Champion Jonathan Rea ist die Jagd nach dem WM-Titel aber praktisch gelaufen. Nach Barcelona liegt der Kawasaki-Pilot bereits 136 Punkte zurück.

"Es ist nicht einfach für ihn", bemerkt Razgatlioglu. "Er erlebt eine merkwürdige Saison und hatte keinen guten Saisonstart. Ich verstehe das alles nicht so richtig, aber er ist nach wie vor ein sehr starker Fahrer. Ich rechne damit, dass er in Misano sehr stark zurückschlagen wird. Er ist ein Siegfahrer und eine WSBK-Legende."

Toprak Razgatlioglu fährt taktisch clevere Rennen

Für Yamaha war Barcelona in der Vergangenheit eine der größten Herausforderungen im Kalender der Superbike-WM. Razgatlioglu war mit drei zweiten Plätzen mehr als zufrieden. Vor allem in den beiden Hauptrennen musste der Türke aber hart kämpfen und setzte sich jeweils in der letzten Runde durch.

Im ersten Rennen fuhr Razgatlioglu rundenlang hinter Rea und schlug in der letzten Runde zu. Im zweiten Rennen profitierte Razgatlioglu von Michael Rinaldis Reifenproblemen gegen Rennende und setzte in der Zielkurve zum Manöver an.

"Ich erkannte, wie Michaels Reifen in den beiden finalen Runden stark abbauten. Deshalb wollte ich in der letzten Kurve den zweiten Platz sicherstellen. Es war nicht wie bei Jorge Lorenzo und Valentino Rossi. Ich setzte auf einen anderen Stil", scherzt der Türke.

Verpokert sich Manager Kenan Sofuoglu für die Saison 2024?

Vor dem Beginn des Rennwochenendes in Katalonien verkündete Bautista seine Vertragsverlängerung für 2024. Ducati hat für die kommende Saison also bereits einen Spitzenfahrer unter Vertrag. Offen ist nach wie vor, wie es bei Razgatlioglu weitergeht und welche Änderungen es bei den anderen Herstellern gibt.

Yamaha-Teammanager Paul Denning erklärte im Rahmen des WSBK-Events in Barcelona gegenüber der offiziellen Website der Superbike-WM, dass Yamaha eine Vertragsverlängerung vorbereitet hat. Laut Denning ist das Angebot aus finanzieller Sicht "überwältigend". Doch wenig später kursierte das Gerücht, dass Razgatlioglu-Manager Kenan Sofuoglu dieses Angebot abgelehnt hat.

Sofuoglu verhandelt angeblich mit anderen Herstellern. Zumindest behauptet der ehemalige Profi im Gespräch mit anderen Medien, dass er Angebot von anderen Herstellern vorliegen hat.

Bei Kawasaki sucht man langfristig nach einem Nachfolger für Rekord-Champion Jonathan Rea. BMW wollte sich in Barcelona nicht zu den Fahrerverträgen für 2024 äußern. Offen ist, ob Honda mit Iker Lecuona und Xavi Vierge weitermacht. Ein Wechsel in die MotoGP rückt für Razgatlioglu immer weiter in die Ferne.

Es besteht der Verdacht, dass Sofuoglu den Druck auf Yamaha steigern will, indem er andere Hersteller als Druckmittel einsetzt. Die Verhandlungen werden bei der nächsten WSBK-Runde in Misano in die nächste Runde gehen. Ein Verbleib bei Yamaha gilt nach wie vor als wahrscheinlichstes Szenario.