• 21.09.2015 15:15

Jonathan Rea im Interview: "Immer an mich geglaubt"

Die Superbike-Saison 2015 steht ganz im Zeichen von Jonathan Rea - Sein Triumphzug ist die Belohnung jahrelanger Rückschläge und Verletzungen

(Motorsport-Total.com) - Jonathan Rea ist zum ersten Mal Superbike-Weltmeister. Der Nordire zeigte eine unglaubliche Saison 2015, die in die Geschichte eingeht. In den ersten 20 Rennen stand Rea immer (!) auf dem Podest. Er feierte zwölf Siege, während zwei dritte Plätze seine schlechtesten Ergebnisse waren. Das zeigt, dass selbst an schlechten Tagen Topresultate möglich waren. Es kam alles zusammen. Nur in Jerez schaffte er es nicht auf das Podest, trotzdem durfte der vorzeitige Titelgewinn gefeiert werden.

Titel-Bild zur News: Jonathan Rea

Jonathan Rea ist verdient Superbike-Weltmeister 2015 Zoom

Rea ist Jahrgang 1987 und seit 2009 eine Fixgröße in der Superbike-WM. Von Beginn an war er vorne dabei und konnte schon in seiner Debütsaison gewinnen. Er war jahrelang der einzige Fahrer, der mit der Honda um Siege und Podestplätze kämpfen konnte. Mit dem WM-Titel klappte es bei Ten Kate aber nie. Auf der einen Seite waren Aprilia, BMW und Kawasaki stärker, auf der anderen Seite gab es auch mehrere schwere Verletzungen. Erst mit dem Wechsel zu Kawasaki für dieses Jahr startete der große Erfolgslauf.

Frage: "Johnny, wie fühlt es sich für dich persönlich an, dass du nach so langer Zeit jetzt endlich Weltmeister bist?"
Jonathan Rea: "Mir ist eine Last von den Schultern gefallen. Ich habe immer daran geglaubt, dass ich eine Weltmeisterschaft gewinnen kann, schon nach meinem Wechsel von der Supersport-WM in die Superbike-WM. Es fühlt sich jetzt so an, dass jetzt meine Zeit gekommen ist. Alles ist für mich gut gelaufen, selbst wenn es schlecht hätte sein können.

"Zum Beispiel als es in Portimao geregnet hat und ich über das Vorderrad gerutscht bin. Ich habe es mit meinem Knie abgefangen. In Donington hatte ich in der ersten Runde auch einen brenzligen Moment, aber ich landete wieder im Sitz und konnte noch Zweiter werden. Es hat für mich einfach alles geklappt. Das ist mir noch nie zuvor passiert. Ich bin jetzt schon länger in der Superbike-WM. Zwei Jahre lang hatte ich mit Verletzungen Probleme, mit meinem Handgelenk und meinem Oberschenkelbruch 2011 und 2013."


Fotostrecke: Die Karriere-Highlights von Jonathan Rea

Frage: "Wie speziell war diese Saison, nachdem du so viele Rückschläge erleben musstest?"
Rea: "Besonders ist jetzt nicht nur meine aktuelle Position. Ich bin zu Kawasaki gekommen, einem Team, das in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich war. Ich wurde der Teamkollege von einem der stärksten Fahrer im Feld. Dass ich gleich das erste Rennen in Phillip Island gewonnen habe, werde ich lange in Erinnerung behalten. Das fühlte sich unglaublich an."

"Von diesem Punkt an haben wir einige Rennen gewonnen, selbst wenn ich im Qualifying nur Siebter oder Achter war. Das zeigt die harte Arbeit von meinem Crew-Chief Pere Riba und meinem Elektroniker Paolo Marchetti. Meine Mechaniker haben sichergestellt, dass wir am Sonntag ein funktionierendes Paket hatten. Die Ninja ZX-10R ist eines der besten, wenn nicht das beste Paket im Feld."


Fotos: Superbike-WM in Jerez, Girls


Frage: "Wenn du an der Spitze fährst, sieht es sehr geschmeidig und einfach aus, obwohl es natürlich nie einfach ist. Was hilft dir beim Motorrad, dass du so souverän fahren kannst?"
Rea: "Ich hatte auch das Gefühl, dass mir mein altes Bike (Honda; Anm. d. Red.) sehr gut gepasst hat. Aber von der Elektronik her haben wir das beste Paket im Feld. Das macht das Motorrad so gut. Vom Chassis her lenkt das Motorrad auch gut um."

"Positiv ist auch, dass wir von Showa die 100 prozentige Aufmerksamkeit für die Entwicklung bekommen. Die Dämpferelemente von Showa und die Art wie wir miteinander zusammenarbeiten, gibt uns eine tolle Plattform. Sie haben gezeigt, dass sie wirklich dahinterstehen. Da sie ausschließlich für uns arbeiten, konnten wir massive Fortschritte schaffen."


Superbike-WM in Jerez

Frage: "Du weißt, dass viele gute Fahrer nie die Chance bekommen, Weltmeister zu werden. Ist deswegen dieses Jahr für dich noch schöner?"
Rea: "Jeder Weltmeister hat das nicht nur in einem Jahr geschafft. Jeder hatte Schwierigkeiten und harte Zeiten. Es ist ein langer Weg. Seit ich fünf Jahre alt bin, bin ich Motocross gefahren. Ich fahre also schon seit einer sehr langen Zeit. Mit 20 bin ich in die WM gekommen, also noch relativ jung, aber ich bin schon so viele Jahre Motorradrennen gefahren."

"Für mich fühlt es sich deshalb so an, dass es sehr lange gedauert hat, bis ich mein Ziel erreicht habe. Das Schöne ist, dass ich meinen Kindheitstraum nie aufgegeben habe. Ich habe immer an mich geglaubt. Natürlich gab es auch schöne Momente, aber es gab auch unendliche Stunden und Wochen in Krankenhäusern oder bei Physiotherapien. Ich habe schon genug Verletzungen gehabt. Deshalb ist es schön, so eine Saison zu erleben. Das macht die harten Zeiten, die eigentlich niemand sieht, wieder wett."