• 23.02.2012 17:17

Gobmeier: "BMW-Team ist eine Einheit geworden"

2012 will BMW endlich den ersten Sieg feiern - Motorsport Direktor Bernhard Gobmeier blickt im Interview auf die neue Saison der Superbike-WM voraus

(Motorsport-Total.com) - Diplom-Ingenieur Bernhard Gobmeier ist seit über 20 Jahren in verschiedenen Funktionen für BMW tätig und wurde im Oktober 2010 zum BMW Motorrad Motorsport Direktor berufen. 2012 geht er in seine zweite Saison in der Superbike-Weltmeisterschaft. "Ich freue mich sehr darauf", erklärt er. "Es gibt viele Gründe, die mich und das gesamte Team für die neue Saison sehr optimistisch stimmen. Wir sind gut gerüstet und gehen die anstehenden Rennwochenenden voller Zuversicht an."

Titel-Bild zur News:

Bernhard Gobmeier sieht BMW für die Saison 2012 gut aufgestellt

Frage: "2011 war deine erste Saison als BMW Motorrad Motorsport Direktor. Wie fällt im Rückblick deine Bilanz dieser Saison aus?"
Bernhard Gobmeier: "Die Saison 2011 war gekennzeichnet durch große Veränderungen, sowohl auf der organisatorischen als auch auf der technischen Seite. Wir haben uns definitiv enorm verbessert. Allerdings war auch die Konkurrenz bedeutend stärker als 2010. So hat sich unsere Steigerung nicht unbedingt so stark in Podiumsplatzierungen bemerkbar gemacht, aber in der Summe durch die Anzahl der Punkte, die wir erreicht haben."

"Gleichzeitig hatten wir in Leon Haslam einen sehr starken neuen Fahrer an Bord. Er hat nicht nur frischen Input gegeben, sondern auch durch seine Leistungen überzeugt. Das war ein weiterer positiver Aspekt der Saison 2011. Wir haben im vergangenen Jahr auch intensiv an der Gestaltung des neuen Reglements und damit an der Weichenstellung für 2012 mitgewirkt. Und unsere Mannschaft ist im vergangenen Jahr sehr stark zusammengewachsen. Das Team hat sich stark verbessert, es ist eine richtige Einheit geworden."

Frage: "Nun startet die neue Saison. In welchen Bereichen wurden für 2012 Optimierungen vorgenommen?"
Gobmeier: "Zum einen gab es im Technikbereich wesentliche Änderungen. Wir haben den Motor, das Getriebe, das Fahrwerk, die Aerodynamik und die Elektronik unserer RR verbessert. Hier handelt es sich um keine Revolutionen, aber um sehr konsequente Weiterentwicklungen der guten Basis. Des Weiteren haben wir unser Team mit sehr erfahrenen Leuten aus dem MotoGP- und Superbike-Bereich verstärkt. Sie sind eine wertvolle Ergänzung zu unseren etablierten bisherigen Mitarbeitern. Und dazu kommt natürlich unser neuer Fahrer Marco Melandri, in den wir große Erwartungen setzen."

Frage: "Welche Eindrücke hat die 2012er-Rennversion der RR bei den Testfahrten hinterlassen?"
Gobmeier: "Die Eindrücke waren sehr positiv. Das Fahrzeug hat auf alles so reagiert, wie man es erwartet hat. Der Verstellbereich ist gegenüber dem 2011er-Fahrzeug größer geworden. Wir haben nun mehr Möglichkeiten, das Motorrad auf die einzelnen Strecken einzustellen."


Fotos: Präsentation BMW S 1000 RR


Frage: "Was sind die Stärken der Fahrerpaarung Marco Melandri und Leon Haslam?"
Gobmeier: "Wir haben jetzt zwei Fahrer, die beide bewiesen haben, dass sie im Wettbewerb ganz vorn mitfahren können. Beide haben ein sehr gutes technisches Verständnis - zwischen dem, was sie einerseits fühlen, und dem, was andererseits von der Technik umgesetzt wird. Beide haben neben ihrem reinen fahrerischen Können unheimliche Kämpfer- und Steherqualitäten. Es sind Fahrer, die nie aufgeben, sondern wirklich bis zur letzten Minute alles geben. Und beide sind Fahrer, die vor allem in den letzten Minuten kämpfen. Hier liegt ihre ganz große Stärke: Aufgrund ihrer physischen und psychischen Fitness sind sie im Rennen wirklich bis zur letzten Minute gefährlich."

Frage: "Wie gut arbeiten die beiden zusammen?"
Gobmeier: "Marco und Leon kennen sich schon sehr lange. Die beiden haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander, und sie respektieren sich entsprechend. Auch wenn im Motorsport der Teamkollege immer der erste Konkurrent und ein wichtiger Referenzpunkt ist, verläuft die Zusammenarbeit sowohl zwischen den Fahrern als auch im gesamten Team sehr harmonisch."


Fotos: Superbike-Tests auf Phillip Island


Frage: "Ab dieser Saison gilt die Ein-Motorrad-Regel - was sind die Vorteile, und was sind eventuelle Nachteile?"
Gobmeier: "Vorteile haben in erster Linie kleine Teams. Durch den geringeren Materialaufwand, den man mit einem Motorrad hat, werden sowohl die Material- als auch die Logistikkosten reduziert. Der Nachteil ist, dass ein Fahrer nun nicht mehr einfach an die Box kommen und auf das Ersatzbike umsteigen kann, wenn im Training, in der Qualifikation oder in der Superpole irgendetwas passiert. Unter Umständen kann er nun in der nächsten Superpole-Session nicht starten, obwohl er qualifiziert wäre. Oder er kann innerhalb einer Session keinen weiteren Versuch mehr starten, seine Zeit noch zu unterbieten. Es kann sein, dass Fahrer, die bisher stark am Limit gefahren sind, nun etwas vorsichtiger agieren."

Frage: "Wie schätzt du den Wettbewerb in der Superbike-Weltmeisterschaft 2012 ein?"
Gobmeier: "In Yamaha ist ein ganz großer Wettbewerber weggefallen. Doch wir werden ein wiedererstarktes Honda-Team erleben, das mit den beiden Fahren Rea und Aoyama sicherlich die Rolle spielen wird, die Yamaha im vergangenen Jahr gespielt hat. Aprilia ist mit den beiden Spitzenfahrern Biaggi und Laverty immer eine sichere Bank. Sie sind beide immer für ein Podium gut."

"Ducati mit Weltmeister Checa ist die Messlatte, daran wird sich nicht großartig etwas ändern. Hier sehe ich in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit das sicherlich ausgereifteste Paket. Und auch Kawasaki wird sich stärker präsentieren. Das bedeutet: Der Wettbewerb wird 2012 trotz des Ausstiegs von Yamaha sicherlich nicht einfacher werden."

Frage: "Was wird dein persönliches Highlight in der kommenden Saison?"
Gobmeier: "Das wird das Rennen, in dem wir unseren ersten Sieg feiern."