• 24.02.2013 10:52

BMW: Melandri kämpft mit Schmerzen um den Sieg

BMW-Werksfahrer Marco Melandri erobert in Australien trotz Schulterschmerzen einen Podestplatz - Chaz Davies mit Höhen und Tiefen

(Motorsport-Total.com) - Das BMW-Team feiert zum Auftakt der Saison 2013 einen Podiumsplatz. Am ersten Rennwochenende der Superbike-Weltmeisterschaft in Phillip Island sicherte sich Werksfahrer Marco Melandri in Lauf zwei den dritten Rang. Er war ein tapfer erkämpftes Podium, denn seine Schulter bereitete ihm starke Schmerzen, nachdem er in Lauf eins gestürzt war. Sein neuer Teamkollege Chaz Davies beeindruckte in seinem Debütrennen auf der BMW S 1000 RR mit einem vierten Platz. Im zweiten Lauf hatte er jedoch Pech: ein Sturz und eine Durchfahrtsstrafe beraubten ihn aller Chancen auf ein weiteres gutes Ergebnis.

Titel-Bild zur News: Marco Melandri

Marco Melandri kämpfte sich trotz Schulterschmerzen auf das Podest Zoom

Beim Start des ersten Rennens verbesserte sich Melandri von Rang fünf auf Platz drei. Seine strategische Herangehensweise war, in der ersten Rennhälfte die Reifen zu schonen und dann seine Jagd auf die Spitze zu eröffnen. Dieser Plan ging zunächst auf. Während der ersten Runden verlor der Italiener ein paar Positionen und fiel zurück auf Rang sieben, doch dann arbeitete er sich wieder durch das Feld nach vorn. Diese Aufholjagd fand jedoch in Runde 13 ein unfreiwilliges Ende, als er bereits Dritter war. Beim Einlenken in Kurve vier wurde er von hinten von Carlos Checa (Ducati) getroffen, sein Rennen war damit beendet.

"Als ich mich im ersten Rennen in Richtung Spitze arbeitete und mich auf Rang drei verbessert hatte, traf mich Carlos am Heck", schildert Melandri die unglückliche Szene. "Dabei bin ich unglücklicherweise auf meine rechte Schulter gefallen. Ich weiß nicht, warum das passiert ist. Vielleicht hat er einen Fehler gemacht, oder er hatte ein technisches Problem - ich ging einfach plötzlich zu Boden. Es tut mir leid für Carlos. Er ist ein sehr professioneller Fahrer, und ich hoffe, dass er so schnell wie möglich wieder fit wird."


Fotos: Superbike-WM auf Phillip Island, Sonntag


Teamkollege Davies zeigte in seinem allerersten Rennen auf der RR eine beeindruckende Leistung. Der Waliser stand zwar nur auf Startplatz zwölf, doch er arbeitete sich mit spannenden Zweikämpfen durch das Feld nach vorn. Drei Runden vor Schluss hatte er sich bis auf Rang vier verbessert, und er verteidigte diese Position bis ins Ziel gegen alle Angriffe von Tom Sykes (Kawasaki). "Nach dem ersten Rennen habe ich mich über die Punkte gefreut, die ich mit Rang vier geholt habe. Aber um ehrlich zu sein, wäre ich gern auf das Podium gefahren", merkt Davies an.

"Ich wusste nach dem Warmup, dass ein Podestplatz ein realistisches Ziel ist. Deshalb war ich fast ein bisschen enttäuscht, auch wenn Platz vier viel mehr war, als ich mir zu Beginn des Wochenendes erwartet hatte. Das Rennen war recht hektisch. Hier in Phillip Island muss man beim Überholen in Sekundenbruchteilen Entscheidungen treffen, und es geht sehr eng zu, vor allem beim Anbremsen der Kurven. Aber mein Bike hat auf der Bremse hervorragend funktioniert, und das war ein Vorteil. Es war schade, dass ich ganz am Anfang etwas aufgehalten wurde. Hätte ich da den Anschluss an die Führungsleute halten können, hätte ich mit ihnen davonziehen können. Den Speed dazu hätte ich gehabt."

Melandri kämpft sich mit Schmerzen auf das Podest

Im zweiten Rennen wechselte das Glück innerhalb des Teams die Seiten. Melandri übernahm in der zweiten Runde Rang drei, und von da an heftete er sich an die Fersen des Aprilia-Führungsduos Sylvain Guintoli und Eugene Laverty. Dabei ließ er den Rückstand nie größer als ein paar Zehntelsekunden werden und bereitete sich darauf vor, sie in der Schlussphase des Rennens zu überholen. Teil eins dieses Plans setzte Melandri in Runde 16 um, als er an Laverty vorbeiging und Platz zwei übernahm.

Eugene Laverty, Marco Melandri

Marco Melandri (33) duellierte sich im zweiten Rennen mit Eugene Laverty (59) Zoom

Danach begann er, auf den Führenden Guintoli aufzuschließen. Doch der Dreikampf setzte sich fort. und in Runde 20 ging Laverty sowohl an Melandri als auch an Guintoli vorbei und übernahm die Führung. Dadurch rutschte Melandri zurück auf Rang drei. Er trotzte den Schmerzen, wehrte sich erfolgreich gegen Michel Fabrizio (Aprilia) und sicherte sich den Podiumsplatz. "Im zweiten Rennen kämpfte ich trotz meiner Schulterschmerzen von Anfang an in der Führungsgruppe mit."

"In der Schlussphase des Rennens lauerte Michel dicht hinter mir und versuchte, mich zu überholen. Aber es gelang mir, meinen Platz zu verteidigen und auf das Podium zu fahren. In dieser Situation ist das wie ein Sieg für mich", sagt Melandri erleichtert. "Bezüglich meiner Schulter ist für Mittwoch ein Eingriff geplant. Zuvor werde ich am Montag untersucht, und dann wird entschieden, was für eine Operation gemacht wird."

Davies stürzt im zweiten Rennen

Unterdessen war Davies dieses Mal der Pechvogel. Mit einem guten Start verbesserte er sich gleich auf den achten Platz, stürzte dann aber noch in der ersten Runde. Er fuhr mit einem platten Hinterreifen zurück an die Box, ließ den Reifen wechseln und nahm das Rennen mit einer Runde Rückstand auf den Rest des Feldes als Letzter wieder auf. Zudem bekam er danach eine Durchfahrtsstrafe, da die Renndirektion entschied, dass der Reifenwechsel nicht regelkonform durchgeführt wurde. Davies beendete das Rennen auf Rang 17.

Chaz Davies

Chaz Davies räumte im zweiten Rennen Loris Baz von der Strecke Zoom

"Im zweiten Rennen ist mir nach der ersten Runde das Heck weggerutscht. Ich weiß nicht genau, warum. Ich kann es mir nur so erklären, dass mich entweder jemand berührt hat oder dass die äußerste rechte Seite des Reifens noch nicht ganz eingefahren war, und das hat vielleicht dazu geführt, dass das Hinterrad weggerutscht ist", berichtet der Brite. "Leider war Loris außen neben mir, und er hatte keinen Platz zum Ausweichen. Das war natürlich sehr enttäuschend, doch wir nehmen vor allem die positiven Aspekte aus dem ersten Lauf mit und bauen darauf in den nächsten Rennen auf."

Somit war es ein gemischter Saisonauftakt für BMW, wie Teamchef Andrea Buzzoni erläutert: "Als Marco im ersten Rennen um die vordersten Plätze kämpfte, wurde er von Carlos getroffen und stürzte. Das kann im Rennsport passieren. Ich wünsche Carlos das Beste und hoffe, dass er schnell wieder fit wird", richtet Buzzoni aus. "Chaz gelang es in seinem ersten Rennen auf der BMW S 1000 RR, von Startplatz zwölf aus vor auf den vierten Platz zu fahren. Damit bewies er, dass sein Gefühl für die RR immer besser wird."

Verantwortliche sehen Potenzial

"Im zweiten Rennen stürzte Chaz in der vierten Kurve. Das Feld lag dabei wirklich eng beieinander, und es ist nicht ganz klar, wie es passiert ist. Leider waren seine Chancen damit dahin. Marco hat einen sehr guten Job gemacht. Trotz seiner Schulterschmerzen hat er das ganze Rennen über in der Führungsgruppe gegen die schnellen Aprilias gekämpft. Rang drei ist unter diesen Bedingungen ein herausragendes Ergebnis. Gratulation an Marco."

Fischer, Buzzoni

Stephan Fischer (li.) und Andrea Buzzoni sind mit der Performance der RR zufrieden Zoom

"Sobald er zurück in Italien ist, lässt er sich untersuchen, und dann wird entschieden, wie er behandelt wird, damit er bis zum nächsten Rennen in eineinhalb Monaten wieder fit ist. Insgesamt muss ich sagen, dass ich mit der Arbeit, die das Team über den Winter geleistet hat, sehr zufrieden bin. Und in den sieben Test- und Renntagen hier in Phillip Island wurde das Bike in allen Bereichen weiter verbessert. Das zeigt, welche hervorragende Arbeit die neu strukturierte Kombination aus Entwicklungsabteilung und Team geleistet haben."

Technikdirektor Stephan Fischer ist mit der Performance des Motorrades zufrieden. "Wir haben gezeigt, dass unsere RR konkurrenzfähig ist, und die Ergebnisse spiegeln nicht ganz unsere wahre Performance wider. Wir konnten kontinuierlich niedrige 1:31er-Zeiten fahren und hatten speziell im ersten Lauf ein sehr hohes Renntempo. Wir waren hier auf dieser Strecke, auf der die Reifen sehr belastet werden, mit unserer Abstimmung sehr gut aufgestellt. Es ist schade, dass Marco der Unfall passiert ist, sonst wäre deutlich mehr drin gewesen. Aber wir hoffen natürlich, dass es Carlos gut geht."

"Chaz vierter Platz im ersten Rennen hat uns sehr gefreut, und die Tatsache, dass beide Fahrer so wettbewerbsfähig waren zeigt, dass unser Motorrad hier gut funktioniert hat. Im zweiten Rennen hatte Chaz dann leider das Pech mit dem Unfall und der Durchfahrtsstrafe. Marco hat eine unglaubliche Performance abgeliefert, nachdem er im ersten Rennen wieder auf seine verletzte Schulter gefallen ist. Insgesamt kann man sagen: Es hätte besser laufen können, aber es war auch nicht schlecht. Wir konnten unter Beweis stellen, dass das Team und das Bike gut funktionieren, und jetzt schauen wir bereits nach vorn nach Aragon."

In der Fahrerweltmeisterschaft belegt Melandri nach dem ersten Rennwochenende mit 16 Punkten den fünften Rang, Davies ist Zehnter mit 13 Punkten. In der Herstellerwertung belegt BMW mit 29 Zählern den zweiten Rang.