• 07.11.2022 12:19

  • von Heiko Stritzke, Co-Autoren: Jamie Klein, Rachit Thukral

Super GT 2022: Erster Nissan-Titel seit 2015 durch Baguette/Hiramine

Die ehemalige belgische Formel-1-Hoffnung Bertrand Baguette feiert gemeinsam mit Kazuki Hiramine den Titel in der stark umkämpften Super GT

(Motorsport-Total.com) - Nissan hat es gepackt: Bertrand Baguette und Kazuki Hiramine holten im Nissan Z GT500 vom Team Impul im legendären Calsonic-Design den Titel in der Super GT 2022. Der Titel in der mit Class-1-Boliden ausgetragenen Serie gilt als eine der am schweren zu gewinnenden Meisterschaften überhaupt. (Endstand Super GT 2022)

Titel-Bild zur News: Bertrand Baguette und Kazuki Hiramine sind Meister der Super GT 2022

Bertrand Baguette und Kazuki Hiramine sind Meister der Super GT 2022 Zoom

Platz zwei reichte dem belgisch-japanischen Duo, um die Meisterschaft dingfest zu machen. Baguette, nach seinem Titel in der Formel Renault 3.5 World Series im Jahr 2009 einst eine belgische Formel-1-Hoffnung, die aber nie das nötige Kleingeld dafür aufbringen konnte, brauchte neun Jahre, um in der hochprofessionellen Meisterschaft den Titel zu holen.

Er kam im Jahr 2014 nach Japan, nachdem sein LMP2-Klassensieg samt Titel in der Kategorie in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) auch zu keinem LMP1-Engagement geführt hat. "Seitdem ist der Titel immer mein Ziel gewesen", so der mittlerweile 36-Jährige. "Seit dem WEC-Titel habe ich nichts mehr gewonnen. Das bedeutet mir sehr viel."

Baguette und seine Familie mussten große Opfer in Kauf nehmen, seit die COVID-19-Pandemie ausgebrochen ist. Zwei Jahre lang verfolgte Japan eine extrem restriktive Einreisepolitik. Daher konnte er seine Familie in Belgien zwei Jahre lang kaum sehen, erst 2022 besserte sich die Situation.


Highlights Super-GT-Finale Motegi

Die besten Szenen vom 300-Kilometer-Rennen in Motegi, dem Saisonfinale der japanischen Super GT 2022

"Ich habe eine Frau und zwei Söhne in Belgien. Ich war so viel weg von ihnen. Wenn ich jetzt zurückkomme, kann ich ihnen sagen: 'Papa ist Super-GT-Champion!' Das bedeutet mir alles." Baguette fuhr zunächst acht Jahre lang bei den Teams Nakajima und Real Racing für Honda, erst 2022 wechselte er zu Impul ins Nissan-Lager.

Hiramine, 30 Jahre alt, fährt erst sein drittes Jahr in der GT500-Kategorie. Seit 2020 ist er Teil des Teams Impul, nachdem er zuvor sieben Jahre lang GT300 gefahren war. Auch für den in Osaka geborenen Japaner ist es der größte Erfolg der Karriere.

Tabellenführer zeigt Nerven

Baguette nahm das Rennen von Startplatz drei in Angriff und hielt diesen Rang zunächst. Ein schlechter Boxenstopps des Toyota GR Supra von Bandoh brachte Hiramine den zweiten Platz hinter dem führenden Honda NSX Type S von Naoki Yamamoto und Tadasuke Makino ein, der nicht mehr im Titelrennen war. Platz zwei reichte für den Titel.

Das Impul-Duo war mit 2,5 Punkten Rückstand auf den NDDP-Nissan von Katsumasa Chiyo and Mitsunori Takaboshi zum Finale nach Motegi gereist. Der Nissan nahm sich allerdings selbst aus dem Titelrennen, als Chiyo in der ersten Runde den ARTA-Honda von Tomoki Nojiri in Kurve 5 abschoss. Das brachte ihm eine Durchfahrtsstrafe ein. Der Nissan beendete das Rennen auf Platz vier. Dabei half eine SC-Phase durch einen Unfall mit fünf Fahrzeugen in Runde neun.

Katsumasa Chiyo nahm sich durch einen Abschuss aus dem Titelrennen

Katsumasa Chiyo nahm sich durch einen Abschuss aus dem Titelrennen Zoom

"Ich bereue es nicht, denn wir mussten an Impul vorbei, wenn wir den Titel gewinnen wollten", sagt Chiyo gegenüber unserem Schwesterportal, der englischsprachigen Edition von 'motorsport.com'. "Ich bin enttäuscht. Wir haben alles versucht. Der Vorfall hat es natürlich nicht einfacher gemacht. Ich habe es versucht, aber es ist sich nicht ausgegangen."

Der dritte Titelkandidat, der Real-Honda von Nobuharu Matsushita and Koudai Tsukakoshi, kam nicht über den fünften Platz hinaus. So fuhr Impul den ersten Titel für Nissan seit Nismo im Jahr 2015 (Ronnie Quintarelli/Tsugio Matsuda) ein. Für das Team von Nippon-Legende Kazuyoshi Hoshino war es gar der erste Titel seit 1995.

"Das war echt hart heute", sagt Baguette. "Der Druck war am ganzen Wochenende extrem. Ich habe beim Start versucht, Yuji Kunimoto [im Bandoh-Supra] zu überholen, aber er war in Kurve 3 sehr aggressiv. Das war ein Schock, denn hat die Linie beim Bremsen gewechselt. Wir haben uns berührt, aber glücklicherweise ist das Auto heile geblieben."


Fotostrecke: Super GT 2022: Teams & Fahrer der GT500

"Dann hat mich Matsushita attackiert, als ich in Kurve 9 etwas weit gerutscht bin. Aber ich wusste, dass ich [geradeaus] schneller war. Er hat mich kurz in der Spitzkehre überholt, aber ich bin auf der Geraden wieder vorbeigezogen. Kazuki hat letztlich einen perfekten Job gemacht - 40 Runden unter diesem Druck ohne Fehler mit guten Rundenzeiten."

Hiramine spricht von den "härtesten 40 Runden meines Lebens", nachdem er den Nissan Z GT500 übernommen hat. "Mir sind nach der Zieldurchfahrt die Tränen gekommen. Ich hatte mehrere schlechte Jahre in meiner Karriere. Da habe ich die Gesichter derjenigen vor meinen Augen gesehen, die mich wieder aufgebaut haben. Ich bin ihnen so dankbar."

Dramatisches GT300-Finale

Für Nissan war die Saison 2022 in der Super GT ein totaler Triumph. Auch in der GT300 ging der Titel an ein Nissan-Team: Ex-GT500-Pilot Joao Paulo "J.P." de Oliveira und Kiyoto Fujinami krönten sich zu den Champions, allerdings auf dramatischste Art und Weise. Ein Reifenschaden warf den Nissan GT-R Nismo GT3 von Kondo Racing auf Platz 19 zurück.

Joao Paulo de Oliveira, Kiyoto Fujinami

GT300-Champions: Joao Paulo de Oliveira und Kiyoto Fujinami Zoom

Das rivalisierende Gainer-Team, seinerseits auf einem Nissan unterwegs, konnte jedoch nicht die benötigten sechs Punkte einfahren. Ryuichiro Tomita, manchem vielleicht noch aus der GT-World-Challenge (GTWC) Europe bekannt, verlor in der letzten Runde zwei Plätze, was seinen Teamkollegen Riki Okusa letztlich am Titelgewinn hinderte.

Auch der Toyota GR Supra GT300 von Saitama Toyopet mit Kohta Kawaai and Hiroki Yoshida hätte den Titel zwischenzeitlich holen können, hätte dafür aber gewinnen müssen. Der Titel war verloren, als Yoshida nach dem Boxenstopp die Führung verlor. Den Sieg holte der ARTA-Honda von Ex-IndyCar-Pilot Hideki Mutoh und Iori Kimura.

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