• 09.07.2007 10:37

  • von Nimmervoll/Weddige

Stinksaurer Westbrook fühlt sich verraten

Westbrook fühlt sich ausgerechnet von den Rennkommissaren in seiner Heimat verraten - 2.500 Euro Strafe für Zampedri nach Handgreiflichkeiten

(Motorsport-Total.com) - Was für ein dramatisches Porsche-Supercup-Rennen in Silverstone! Zwar rollten die Top 3 von der ersten bis zur letzten Runde unverändert über den 5,141 Kilometer langen Kurs, doch Lokalmatador Richard Westbrook sorgte mit seiner furiosen Aufholjagd für jede Menge Spektakel - und dennoch wurde er am Ende nur 18.

Titel-Bild zur News: Richard Westbrook

Ausgerechnet in Silverstone waren die Rennkommissare gegen Westbrook

Was war passiert? Nach seiner Pole Position am Samstag wurde er von den Rennkommissaren ans Ende des Feldes versetzt, weil ein HISAQ-Mechaniker ein paar Meter im Auto saß, während Westbrook von den Medien belagert wurde - ein lange Zeit übliches Vorgehen im Supercup, das allerdings neuerdings strikt geahndet wird und über das es schon vor einer Woche in Magny-Cours Diskussionen gegeben hatte. Auch Gaststarter Derek Warwick war betroffen.#w1#

War die Durchfahrstrafe gerechtfertigt?

Und im Rennen lief Westbrook dann im Kampf um Platz zwölf auf Alessandro Zampedri auf, der naturgemäß nicht kampflos Platz machte, sondern sich wehrte, wodurch ihn der heranstürmende Brite einfach in einen Dreher schob. Die Rennleitung belegte Westbrook mit einer Durchfahrstrafe, nach der er ausgerechnet hinter Zampedri wieder auf die Strecke kam - und nach der Zieldurchfahrt kam es in Copse noch einmal zu einer unglücklich aussehenden Berührung der beiden.

Diese unnötige Attacke nach Rennende muss der Meisterschaftsführende wohl eher auf seine Kappe nehmen, auch wenn er das selbst anders sieht: "Nach der Zielflagge hat er mein Auto gerammt - und das Komische daran: Die Stewarts wollten mir daran auch noch die Schuld geben!" Zurück in der Box hatte die ganze Aktion aber noch ein viel unnötigeres Nachspiel, als Zampedri fuchsteufelswild zu Westbrook stürmte, dessen Visier hochklappte und ihm mit den Fingern ihn die Augen stach!

"Ich habe eine geplatzte Ader im linken Auge, es schwillt immer mehr an und tut weh. Ich werde nicht davon sterben, ich bin hart im Nehmen, aber die Fakten sind klar: Ich habe ein verletztes Auge", erklärte Westbrook vom Krankenhaus aus gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Was ihn besonders ärgerte: "Er bekommt dafür gerade mal 2.500 Euro Strafe, das ist schon seltsam. Ich möchte das nicht kommentieren."

Westbrook: "Ich bin kein Weichei!"

"Ich betone noch einmal, es ist keine schwere Verletzung, ich werde es überleben. Momentan wird es immer schlimmer und schwillt weiter und blutet, aber die Ärzte haben gesagt, es wird wieder ganz heilen und es wird keine bleibenden Schäden geben. Ich bin auch kein Weichei, das möchte ich betonen, ich bin hart im Nehmen. Es ist nur eine leichte Verletzung und es wird schon wieder werden", meinte er weiter.

"Ich bin kein Weichei, das möchte ich betonen, ich bin hart im Nehmen." Richard Westbrook

Dass die ganze Sache überhaupt durch die Durchfahrstrafe so eskalieren konnte, versteht Westbrook sowieso nicht, "denn das war ein sauberes Überholmanöver. Zampedri wollte mich wohl nicht sehen. Ich habe alles getan, um eine Berührung zu vermeiden, war sogar mit allen vier Rädern auf dem Gras. Es war eine minimale Kollision, aber er drehte sich dabei", schilderte der HISAQ-Fahrer. Nur: Die Rennleitung sah den Zwischenfall komplett anders - und Zampedri offenbar auch.

Unnötige Rückversetzung in der Startaufstellung

Schon die Rückversetzung am Samstag sei ungerecht gewesen: "Der Porsche-Parc-Fermé ist meilenweit von den Formel-1-Boxen entfernt. Normalerweise lässt du halt einen Mechaniker schnell einsteigen, aber in Magny-Cours wurde gewarnt, dass wir das nicht mehr tun dürfen. Ich ließ - wie immer - einen Mechaniker rein, als ich schaltete und ihn aus dem Auto holte. Er war vielleicht zehn Sekunden im Auto."

Die Schuld schob Westbrook auf die Rennkommissare: "Porsche ist brillant, ich bin auch stolz darauf, in ihrer Meisterschaft mitzufahren und diese anzuführen, aber wir verwenden bei jedem Rennen die lokalen Rennkommissare, was eindeutig ein Problem sein kann. Wenn das die Art und Weise ist, wie ich in meiner Heimat behandelt werde, dann sollte ich die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen. Es ist einfach unglaublich", gab er achselzuckend zu Protokoll.

Und noch eine kleine Speerspitze konnte er sich nicht verkneifen: "Wenn Zampedri nur 2.500 Euro Strafe dafür kriegt, dass er mich ins Krankenhaus bringt, dann muss ich sagen: Die 2.500 Euro zahle ich gerne, wenn ich dafür das Gleiche mit anderen Leuten machen kann!" Besser nicht, Richard - denn bei nur noch fünf Punkten Vorsprung in der Meisterschaft auf Uwe Alzen wäre jede weitere Strafe fatal...