• 08.07.2008 12:17

  • von Marco Holzer

Holzer-Kolumne: Perfektes Wochenende im Regen

Marco Holzer berichtet über das turbulente Supercup-Regenrennen in Silverstone, in dem er mit Platz sechs sein bisher bestes Porsche-Ergebnis geholt hat

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',
Mit Platz sechs bei meinem Gaststart im Porsche-Mobil1-Supercup in Silverstone habe ich mein bisher bestes Ergebnis als UPS-Porsche-Junior geholt. Dass mir der englische Kurs liegt, hat sich gleich im Freien Training gezeigt, in dem ich den achten Platz belegt habe. Im Vorfeld hatte mir jeder gesagt, dass es in Silverstone besonders schwierig ist, eine gute Runde hinzubekommen. Denn nur in der ersten Runde ist man richtig schnell, in der nächsten Runde kann man schon wieder zwei oder drei Zehntelsekunden langsamer sein. Das liegt daran, dass die Runde recht lang ist und die Reifen durch die vielen schnellen und langgezogenen Kurven besonders stark beansprucht werden.

Titel-Bild zur News: Marco Holzer

Nullsicht im Regen: Marco Holzer schwamm in Silverstone auf Platz sechs

Deshalb war es für mich etwas überraschend, dass ich im Training gleich auf Rang acht gefahren bin. Natürlich bin ich dann entsprechend zuversichtlich ins Qualifying gegangen. Dort war es noch wichtiger, gleich die erste Runde perfekt hinzubekommen, da direkt vor uns die Formel 1 gefahren ist und entsprechend viel Gummi auf der Strecke lag. Dank meines guten Trainingsergebnisses konnte ich als Achter ins Qualifying starten.#w1#

Enttäuschung im Qualifying

Eines war klar: Meine erste gezeitete Runde musste passen. Leider hatte ich auf meiner schnellen Runde aber Verkehr und im letzten Sektor bin ich auf einen Vordermann aufgelaufen, der sich vor mir gedreht hatte. In dem Moment wusste ich, dass die Qualifikation damit für mich gelaufen war. Ich habe es dann zwar noch mit einem anderen Satz Reifen versucht, konnte mich aber nicht mehr verbessern und musste mich mit Startplatz 15 begnügen. Das war natürlich sehr enttäuschend. Gerade in einem Markenpokal. in dem die Leistungsdichte extrem hoch ist, ist es sehr wichtig, in der Startaufstellung vorn zu stehen.

"Da war ich dann wohl der glücklichste Pilot im ganzen Fahrerlager." Marco Holzer

Am Sonntagmorgen habe ich mich dann richtig gefreut, als ich im Hotel aus dem Fenster geschaut und gesehen habe, dass es draußen regnet. Als ich an der Strecke war, hat es noch stärker geschüttet. Da war ich dann wohl der glücklichste Pilot im ganzen Fahrerlager, denn ich wusste, dass das meine Chance sein würde.

Gefahr durch Aquaplaning

Das Rennen selbst war wohl eines der härtesten Rennen, das ich je gefahren bin - das war der Nachteil des Wetters. Der Regen war extrem und vor allem auf dieser Strecke stellt einen das Aquaplaning vor große Probleme. Es gibt auf dem Kurs viele kleine Unebenheiten und wenn dort zu viel Wasser steht, hat man sofort Aquaplaning. Das sieht man aber vorher nicht und merkt es leider erst, wenn man drüber fährt.

"Auf den Geraden bin ich immer Zick-Zack gefahren, damit ich zumindest ein bisschen Sicht habe." Marco Holzer

Doch für mich ging alles gut. Ich habe diesmal am Start keine Positionen verloren und konnte mich in der ersten Runde aus allen Problemen heraushalten. Man hat wirklich gar nichts gesehen. Auf den Geraden bin ich immer Zick-Zack gefahren, damit ich zumindest ein bisschen Sicht habe. In der ersten Runde konnte ich mich von Platz 15 schon auf Platz zehn verbessern, denn ich habe mich außen vorbeigekämpft. Nach einer Safetycar-Phase konnte ich mich weiter nach vorn verbessern auf Platz sechs. Denn vor mir haben sich noch zwei Piloten von der Strecke gedreht, zwei andere habe ich überholt.

Jagd nach vorn, Druck von hinten

Dann begann die Jagd auf Platz fünf. Ich war an meinem Vordermann dran, bekam aber auch Druck von hinten. Es war ein wirklich hartes Rennen: Ich wollte meinen Vordermann überholen, musste aber gleichzeitig aufpassen, dass ich selbst nicht überholt werde. Und das bei null Sicht.

"Das habe ich gerade so aus dem Seitenfenster gesehen, denn in meinem Auto war alles beschlagen." Marco Holzer

Wir sind nicht alle Runden gefahren, sondern das Rennen wurde nach Zeit beendet. In der letzten Kurve war ich schon ganz knapp an meinem Vordermann dran, aber dann wurde das Rennen plötzlich abgewinkt. Das habe ich gerade so aus dem Seitenfenster gesehen, denn in meinem Auto war alles beschlagen. Doch ich bin richtig happy, dass es mir gelungen ist, von Startplatz 15 auf Rang sechs vorzufahren. Mein Team hat einen guten Job gemacht und mir ein perfektes Auto hingestellt. Es war ein perfektes Wochenende und meine bisher beste Porsche-Platzierung.

Die Heimat des britischen Motorsports

Silverstone gilt als die "Heimat des britischen Motorsports" und es war schon faszinierend zu sehen, wie groß dort die Begeisterung ist. Am ersten Tag standen wir auf dem Weg zur Strecke über eine Stunde im Stau, weil so viele Zuschauer das Event sehen wollten. Auch die vollen Zuschauerränge waren wieder a bsolut beeindruckend. Wir sind am Sonntag wieder genau vor der Formel 1 gefahren und es war ein Riesenerlebnis, vor so vollen Tribünen über die Strecke zu jagen.

"Meine Leistungskurve geht immer weiter nach oben und das macht mich sehr zufrieden." Marco Holzer

Gewöhnungsbedürftig ist natürlich der Linksverkehr in Großbritannien. Zum Glück bin ich nicht selbst gefahren, ich saß immer auf dem linken Sitz. Aber auch das ist ein komisches Gefühl - dort zu sitzen, aber kein Lenkrad vor sich zu haben. Richtig schwierig wird es dann, wenn man nach Deutschland zurückkommt und in seinem eigenen Auto erst einmal wieder alles anders ist.

Die nächste Aufgabe steht gleich am kommenden Wochenende an: In Zandvoort fahren wir das nächste Rennen im Carrera Cup Deutschland. Ich habe in Silverstone - wie schon die gesamte Saison über - viel gelernt. Meine Leistungskurve geht immer weiter nach oben und das macht mich sehr zufrieden. Im Carrera-Cup bekomme ich - anders als im Supercup - auch wieder Punkte. Deshalb ist das Ziel für Zandvoort, wieder fleißig Punkte zu sammeln und für Manthey Racing ein gutes Teamergebnis nach Hause zu fahren.

Bis zum nächsten Mal,

Ihr
Marco Holzer