Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt
Rast: "DTM wäre ein Riesending"
René Rast im Exklusiv-Interview über seinen kometenhaften Aufstieg im Porsche-Carrera-Cup, die Meisterschafts-Chancen und die Pläne für die Zukunft
(Motorsport-Total.com) - Sein Nachname steht im krassen Gegensatz zum Verhalten: René Rast ist eher rastlos, denn er rast konstant im Porsche-Carrera-Cup ganz vorne mit. Nach sieben von neun Saisonrennen führt der 21-Jährige aus Minden die Gesamtwertung deutlich an und scheint seinen beeindruckenden Vormarsch ungehindert fortzusetzen. 2005 VW-Polo-Cup-Meister, 2006 Vizemeister im SEAT-Leon-Supercopa, danach "Rookie des Jahres" im Porsche-Carrera-Cup und nun Champion? Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' beschrieb René Rast seine Chancen und seine Hoffungen für die weitere Karriere.

© Porsche
René Rast rast im Porsche seinen Konkurrenten regelmäßig davon
Frage: "René, du bist am Nürburgring Siebter geworden, nachdem du mit deinem Meisterschafts-Kontrahenten Chris Mamerow kollidiert bist. Ist die Sache für dich abgehakt?"
René Rast: "Ja, ich denke schon. Das war an dem Wochenende sicherlich ein bisschen bitter, aber in Endeffekt ist es für mich ja noch besser gelaufen als ich gedacht hätte. Wenn er gewonnen hätte und ich Zweiter geworden wäre, dann hätte ich jetzt nicht diesen Abstand."#w1#
Der Titelkampf ist noch nicht entschieden
Frage: "Der liegt jetzt bei zwölf Punkten auf Mamerow und 13 Zähler Vorsprung hast du auf Jan Seyffarth, bei noch zwei ausstehenden Rennwochenenden. Wie sicher fühlst du dich?"
Rast: "Sicher noch gar nicht. Ich gucke immer von Rennen und zu Rennen und sehe, dass ich die Führung nach jedem Lauf weiterhin habe. Es kann so viel passieren. Wenn ich mir einen Ausfall leiste, dann sieht die Geschichte schon wieder ganz anders aus. Ich habe ein kleines Polster, was ich auch behalten will, aber deswegen ist das Thema noch lange nicht gegessen. Ich werde versuchen, in den nächsten zwei Rennen kein Risiko einzugehen und Punkte einzufahren. Ich glaube, zwei Mal ein dritter Platz würde mir reichen, dann würde ich die Meisterschaft gewinnen, auch wenn Chris die beiden Läufe gewinnt. Aber sicher bin ich auf keinen Fall."
Frage: "Im Porsche-Carrera-Cup geht es so eng zu. Kann man da wirklich auf Sicherheit fahren?"
Rast: "Man kann nur versuchen, sich aus Rangeleien herauszuhalten. Wenn man von hinten abgeschossen wird, dann ist das Schicksal. So eine Aktion wie mit Chris am Nürburgring, die werde ich natürlich versuchen zu vermeiden. Dabei kann mal ganz schnell ein Kühler zum Beispiel kaputt gehen. Ich habe jetzt nicht den Druck, dass ich das Rennen unbedingt gewinnen muss. Daher kann ich mich etwas zurückhalten und kann Chris und Seyffarth wenigstens in einem Rennen mal fahren lassen."
Erst nach dem letzten Rennen wird abgerechnet
Frage: "Eine ähnliche Situation kennst du schon aus deiner Zeit im SEAT-Leon-Supercopa. Damals in Hockenheim ging es nicht so gut aus..."
Rast: "Genau. Das ging echt nicht so gut aus und war wirklich ähnlich. Da hatte ich auch einige Punkte Vorsprung und hätte eigentlich auch nur zwei Rennen noch durchfahren müssen, egal auf welchem Platz. Aber im letzten Rennen wurde ich dann unglücklich abgeschossen. Das war keine mutwillige Aktion, sondern einfach nur ein Rennunfall, der hinter mir passiert ist. Da wurde ich unfreiwillig abgeräumt sozusagen. Dadurch bin ich dann ausgefallen und kein Meister geworden. Da kann man nichts machen. Mit solch einer Situation muss man jetzt auch wieder rechnen, wo man nichts dafür kann. Ich sage erst das ich Meister bin, wenn ich das letzte Rennen beendet habe und dann auch noch vorne bin."
Frage: "Die zwölf Punkte Vorsprung hast du erst einmal noch und die kommen ja nicht von Ungefähr. Was macht dich so stark? Wo bist du besser als die Gegner?"
Rast: "Das kann man kaum sagen. Es geht ständig hin und her. Wir sind vorne fast alle auf dem selben Niveau, das nimmt sich alles nicht viel. Ich habe vielleicht ein bisschen mehr Konstanz in der Sache. Ich bin ein Mal Sechster geworden und jetzt Siebter am Nürburgring. Das waren die schlechtesten Ergebnisse. Bei normalem Rennverlauf war ich immer in der Lage, unter die ersten Drei zu fahren. Das war bei den anderen halt nicht. Sie waren vielleicht auch in der Lage dazu, haben es dann aber nicht so umgesetzt. Ich war immer vorne dabei, ein Mal Erster, drei Mal Zweiter, ein Mal Dritter. Ich stand bei sieben Rennen jetzt fünf Mal auf dem Podium. Diese Konstanz hat mich in der Tabelle auf den ersten Platz gebracht."
Erfolgreich in vielen Serien
Frage: "Du hast in den vergangenen Jahren einen steten Aufstieg hingelegt. 2005 hast du den Polo-Cup gewonnen, warst dann im SEAT Leon sehr stark und nun im Porsche. Das sind drei völlig unterschiedliche Fahrzeuge. Gewichtsverteilung, Leistung, Schaltung, Reifen und sogar Antriebsachse - alles ist anders. Wie schaffst du diese Umstellungen?"
Rast: "Ich weiß es auch nicht so genau. Der Polo und der SEAT waren noch einigermaßen gleich, da musste man sich nicht so sehr umstellen. Wobei 150 PS zu dann 300 PS schon ein Sprung waren. Der Sprung von SEAT zu Porsche war schon enorm. Man muss sich die Jungs anschauen, die Erfahrung haben und genau beobachten, was die machen. Das muss man dann reflektieren und dann genau das machen, was die auch machen. Dann gewöhnt man sich mit den Tests und den Kilometern einen Fahrstil an."
"Es ist nicht einfach, aber wenn man ein bisschen Köpfchen hat und ein nachdenkt und das Auto verstehen lernt sowie die Erfahrungen der anderen Fahrer mit einfließen lässt, dann ist es eigentlich gar nicht so schwierig. Man muss das ganze Prinzip verstehen, dann klappt das fast von alleine."
Und was bringt die Zukunft?
Frage: "Du bist von der Meisterschaft jetzt nicht mehr weit entfernt, also darf man schon einmal weiterdenken. Wo soll es danach hingehen?"
Rast: "Das ist schwer zu sagen. Da habe ich noch gar nicht wirklich darüber nachgedacht. Klar, man spielt schon mal mit dem Gedanken, wo es hingehen könnte. Ich habe noch keine richtige Wunschvorstellung, aber natürlich wäre DTM ein Riesending für mich - würde ich gerne fahren. Ich würde jetzt nichts ausschließen wollen. Tourenwagen-Weltmeisterschaft, oder als Werksfahrer für irgendein Werk zu fahren, wäre eine Alternative. Das würde ich auch gerne machen. Ich werde das auf mich zukommen lassen. Mal sehen, ob jemand ein Angebot für mich hat. Wenn ich dann mit dem Angebot zufrieden bin, werde ich es natürlich annehmen und versuchen, das Beste daraus zu machen. Aber eine konkrete Richtung, dass ich zum Beispiel sage: 'Ich will nur DTM fahren', habe ich nicht."
Frage: "Bist du bei Porsche fest verankert, oder noch bei VW im Boot, die dann indirekt mit Audi auch zum Beispiel in den Le-Mans-Serien vertreten sind?"
Rast: "Ich bin sozusagen VW-Junior-Werksfahrer. Da ich den Polo-Cup gewonnen habe, werde ich seitdem von VW unterstützt. Ich wurde ja auch schon beim 24-Stunden-Rennen von VW eingesetzt, aber direkte Kontakte zu Audi habe ich jetzt noch nicht. Aber vielleicht könnte das durch diese Verbindung entstehen. Das wäre auch nicht das Schlechteste."
Frage: "Die Pause bis zum nächsten Porsche-Carrera-Cup-Rennen in Barcelona ist sehr lang, jetzt noch über einen Monat. Was machst du in der Zeit?"
Rast: "Das nächste Porsche-Supercup-Rennen ist in Valencia ja schon am übernächsten Wochenende. Wir machen jetzt drei Tage lang eine Fitness-Überprüfung im Rahmen der Speed Academy. Ich habe in den Wochen ein bisschen Programm und versuche mich nebenbei auch mit viel Sport fit zu halten. Jetzt kommt aber am Wochenende endlich mal eine Zeit, wo ich mal ausspannen und erholen kann. Das ist auch mal nicht schlecht."

