• 14.05.2024 11:19

  • von Roland Hildebrandt

VW Scirocco I (1974-1981): Der schicke Golf-Bruder wird 50

Noch vor dem ersten Golf präsentiert VW vor 50 Jahren den Scirocco: Wir blicken zurück auf die bis 1981 gebaute erste Generation

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Alles redet in diesem Jahr vom VW Golf und dessen 50. Geburtstag. Dabei wird glatt übersehen, dass der Golf einen schicken Bruder hatte, der sogar schon ein paar Wochen früher vorgestellt wurde. Vorhang auf für den VW Scirocco!

Titel-Bild zur News: VW Scirocco I (1974-1981)

VW Scirocco I (1974-1981) Zoom

Bereits 1971 beschließt das VW-Management, dem später als Golf bekannten Kompaktwagen ein schickes Coupé zur Seite zu stellen. Beide Modelle gestaltet Giorgio Giugiaro, heraus kommt ein eckiges, aber fast zeitloses Design.

Der Typ 53, wie der spätere Scirocco intern heißt, debütiert bereits vor dem Golf I und kommt vor diesem auf dem Markt. So kann VW diverse Kinderkrankheiten ausbügeln (die der Golf immer noch genug hat) und die Resonanz testen. Schließlich ist der Nachfolger des Karmann-Ghia trotz gleichem Produktionstandort völlig anders: Ecken statt Rundungen, Motor vorne statt hinten, Wasser- statt Luftkühlung.

Angeblich ist der Name Scirocco für Golf und Scirocco geplant, letzterer wäre dann das Scirocco Coupé. So weit kommt es dann doch nicht. Scirocco bezeichnet übrigens einen heißen Wüstenwind, der von der Sahara in Richtung Mittelmeer weht.

Am 24. Februar 1974 stellt Volkswagen das neue Modell erstmals einem ausgewählten Kreis von Journalisten vor, noch drei Monate vor der Präsentation des Golf. Anfang März dürfen die Händler den Wagen begutachten. Am 14. März 1974 erfolgt die Weltpremiere auf dem Genfer Salon.

Eine Frage der Scheinwerfer

"Scirocco. Ein Sportcoupé in Bestform." lautet der Slogan des neuen Volkswagen, dem man nicht ansieht, dass er auf der Basis des späteren Golf I steht. Entwickelt wird der Scirocco bei Karmann in Osnabrück - dort benötigt man dringend einen Nachfolger des Karmann Ghia Typ 14. Man realisiert schließlich ein kompaktes, von Giorgetto Giugiaro entworfenes, klassisches 2+2-sitziges Coupé, 3.850 Millimeter lang und nur 1.310 Millimeter hoch. Ohne Fahrer bringt der erste Scirocco nur 800 Kilogramm auf die Waage.

Motorisch startet der Scirocco mit drei Leistungsstufen. Basis für Sparfüchse ist der 1,1 Liter mit 50 PS, darüber rangiert der 1,5 Liter mit 70 PS sowie als Scirocco TS mit 85 PS. Alle Motoren sind modernste Konstruktionen: zahnriemengesteuerte, drehzahlfeste Reihenvierzylinder mit obenliegender Nockenwelle.


Fotostrecke: VW Scirocco I (1974-1981)

Es gibt drei Ausstattungsvarianten: N als Grundmodell, L mit mehr Luxus, S und TS mit stärkeren Motoren, der TS mit besonders sportlicher Ausstattung. Äußerlich unterscheiden sich die Modelle durch die Scheinwerfer: Rechteck-Scheinwerfer bei N und L, markante Doppelscheinwerfer bei der Sportversion TS.

Ab Januar 1975 ist der Scirocco in Verbindung mit den 1,5-Liter-Motoren mit automatischem Getriebe lieferbar. Im August wird der 1,5-Liter-Motor im TS durch einen gleichstarken Nachfolger mit 1,6 Liter und 85 PS ersetzt. Zudem erhalten alle Modelle den großen Einarm-Scheibenwischer, der für den Scirocco von nun an charakteristisch ist.

Der doppelte GTI

Wiederum kurz vor der Einführung im Golf ist der Scirocco ab 1976 in einer GTI- beziehungsweise GLI-Variante zu haben. Der 1,6-Liter-Motor mit 110 PS verfügt über eine mechanische K-Jetronic-Benzineinspritzung. Wegen der höheren Leistung wird das Fahrwerk angepasst: Tieferlegung, Stabilisatoren vorne und hinten, innenbelüftete vordere Bremsscheiben, breitere Felgen und Reifen mit höherem Geschwindigkeitsindex.

Cockpit des VW Scirocco I (1974-1981)

Cockpit des VW Scirocco I (1974-1981) Zoom

Äußerlich sind die GTI- und GLI-Modelle vor allem am vorderen Spoiler erkennbar. Innen freut man sich beim GTI über Sportlenkrad, Drehzahlmesser, Mittelkonsole mit Zeit- und Öltemperaturanzeige und vor allem über die Sportsitze mit dem charakteristischen Karobezug. Der GLI ist die luxuriöse Variante: mit getönten Scheiben, Teppicheinlagen in den Türverkleidungen sowie höhenverstellbaren Vordersitzen mit speziellen Sitzbezügen.

Im Rahmen eines Facelifts im Jahr 1977 werden die Stoßfänger kunststoffummantelt und bis an die Radausschnitte herumgezogen, die vorderen Blinker vergrößert sowie B-Säule und Spiegelgehäuse schwarz lackiert.

Neuer Basismotor ist ab 1979 ein 1,3-Liter-Benziner mit 60 PS. 1981 erfolgt die Ablösung durch den VW Scirocco II: Zwischen Februar 1974 und Februar 1981 laufen insgesamt 504.153 Scirocco der ersten Serie bei Karmann vom Band.

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