• 07.11.2023 11:37

  • von Roland Hildebrandt

VW Citi Golf: Ewiger Einser-Golf für Südafrika

Während seine Produktion hierzulande 1983 endete, konnte man in Südafrika bis 2009 einen neuen Golf I alias Citi Golf kaufen

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Wir waren kürzlich geschäftlich in Südafrika. Dort sieht man noch relativ häufig den ersten VW Golf, der dort aber noch recht jung wirkt. Ladenfrische Oldtimer? Kein Problem.

Titel-Bild zur News: VW Citi Golf in Südafrika

VW Citi Golf in Südafrika Zoom

Der Hintergrund: Außerhalb Europas hat VW viele Klassiker aus seinen Programm noch eine Ewigkeit weitergebaut. Über 30 Jahre lang etwa den Santana in China, 14 Jahre lang die letzte Generation des Gol in Südamerika oder natürlich am prominentesten den Käfer, dessen finales Exemplar 2003 nach über sechs Jahrzehnten in Mexiko vom Band rollte.

Auch die erste Generation des VW Golf durfte in Übersee deutlich länger existieren als hierzulande. In Deutschland wurde der Golf I zwischen 1974 und 1983 angeboten. In Südafrika dagegen lebte er noch satte 26 Jahre weiter.

Golf II war für Südafrika zu teuer

1978 begann die Produktion des VW Golf I im südafrikanischen VW-Werk Uitenhage, heute Kariega. 1984 sollte ähnlich wie in Europa der Golf II folgen. Doch er war teurer als sein Vorgänger und sorgte dadurch für Kaufzurückhaltung. So wurde die Produktion des Golf I als Citi Golf wieder aufgenommen. VW Südafrika stellte fest, dass die Nachfrage nach einem kleinen, erschwinglichen Einstiegsauto enorm war.

Zusätzliche Werkzeuge wurden 1988 aus dem VW-Montagewerk in Westmoreland (USA) importiert, als die Produktion des Golf I dort eingestellt wurde. VW Südafrika entschied sich, nur die 5-türige Karosserie als Plattform für den Citi Golf zu verwenden, da die Werkzeuge für die 3-türige Karosserie Platz wegnehmen würden, der eher für die Produktion des Golf II genutzt werden konnte.

Das erste Konzept für den "neuen" Golf I war eine einfache, abgespeckte Version des Ur-Golf, die "EconoGolf" genannt wurde. Dieses Konzept wurde jedoch bald verworfen, da es den Modellen der 1970er-Jahre zu sehr ähnelte.

Zuerst gab es ihn nur in drei Farben

Nach umfangreichen Marktforschungen wurde beschlossen, dass der Mk.1 ein "Re-Branding" erhalten sollte, um dem Mk.1-Design neues Leben einzuhauchen. Die ersten drei Prototypen wurden leuchtend rot, gelb und blau lackiert, mit weißen Rädern, Stoßstangen und Aufklebern auf den Türen, letztere mit dem "CITI"-Schriftzug auf der unteren Hecktür. Auf der Heckklappe wurden ebenfalls Aufkleber mit dem Schriftzug "CITIGOLF" angebracht. Der 1,3-Liter-Standardmotor wurde in einer etwas stärkeren, in Südafrika modifizierten Version eingebaut.


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Der ursprüngliche Citi Golf war nur in 3 Farben erhältlich (eine Tatsache, die in der zeitgenössischen Werbekampagne mit dem Slogan "Red, Yellow, Blue... Nicht Grün!"). Die Farbthemen der Werbekampagnen der ersten Produktionsjahre wurden teilweise von den Werken des niederländischen Künstlers Piet Mondrian inspiriert.

Mitte 1985 wurde eine neue, leistungsstarke Variante des Citi Golf als 1,6-Liter-Vergasermotor Sport mit dem Werbeslogan "New Citigolf Sport, drive it home, Sport, drive it home" eingeführt. Der 1,6-Liter-Motor des Citi Golf Sport wurde später durch einen leistungsstärkeren 1,8-Liter-Vergasermotor ersetzt. Mit der Markteinführung des Citi Golf Sport wurde auch eine neue Farbe eingeführt, die speziell dem Sport-Modell vorbehalten war.

Citi CTi als sportliche Variante

Ursprünglich war die Karosserie identisch mit der des abgelösten Golf Mk.1, doch im September 1988 erhielt er im Rahmen eines lokalen Facelifts einen schrägen Kühlergrill, der dem des Golf II ähnelte, sowie modernere, tiefer angeordnete Stoßstangen mit zusätzlichen integrierten unteren Schürzen. Auch die Kotflügel wurden modifiziert.

VW Citi Golf in Südafrika

VW Citi Golf in Südafrika Zoom

Auffallend sind bei den jüngeren Exemplaren die modernisierten Rechteck-Rückleuchten, während die Frontpartie an späte Exemplare des Golf I Cabrio erinnert. Markant ist die Sicke in der C-Säule, sie sollte angeblich Ungenauigkeiten beim Pressen des C-Säulen-Bereichs kaschieren. Unter dem vertrauten Blechkleid steckte jedoch Golf III- und Polo III-Technik.

Im Jahr 1990 führte Volkswagen Südafrika den Golf Mk.1 GTi als Citi CTi wieder ein. Mit dem gleichen 112 PS starken 1,8-Liter-Motor mit K-Jetronic-Einspritzung wie der ursprüngliche Golf I GTi war der Citi CTi mit einer Höchstgeschwindigkeit von knapp über 180 km/h der schnellste Citi Golf, der je gebaut wurde. Er war eine willkommene Ergänzung der Citi Golf-Reihe, da er sich an jüngere Fahrer richtete, die ein schnelleres Auto zu einem günstigeren Preis suchten.

Ab 2004 neues Armaturenbrett aus dem Skoda Fabia

Ab etwa 2001-2002 waren alle Citi Golf-Modelle serienmäßig mit Vierfach-Scheinwerfern, Heckscheibenwischer und seitlich am Kotflügel angebrachten Blinkleuchten ausgestattet.

Cockpit des VW Citi Golf in Südafrika

Cockpit des VW Citi Golf in Südafrika Zoom

Im Jahr 2004 erhielt der Citi Golf ein Facelift, das unter anderem ein neues Armaturenbrett, das vom Skoda Fabia I übernommen wurde, das Lenkrad aus dem VW Lupo sowie größere vordere Seitenscheiben umfasste.

Das Facelift 2006 brachte Änderungen am vorderen Stoßfänger (mit einem zweiten Kühlergrill in der integrierten Schürze) sowie neue, für Südafrika einzigartige Rückleuchten mit einer kreisförmigen Rücklicht-Bremslicht-Kombination. Vor diesem Facelift waren alle Citi-Golfs mit Rückleuchten im Stil der frühen 1980er Jahre ausgestattet, die denen der europäischen Mark 1-Modelle sehr ähnlich waren, aber die neuen Einheiten wurden lokal von Hella hergestellt.

"Special Edition"-Golfs mit einzigartigen Ausstattungskombinationen

Während der 25-jährigen Lebensdauer des Citi Golf wurden außerdem Hunderte kleinerer und größerer mechanischer Änderungen an dem Modell vorgenommen, um die strengeren lokalen Emissions- und Sicherheitsstandards zu erfüllen. So wurden beispielsweise bis 2008 alle Vergasermotoren durch effizientere Motoren mit Kraftstoffeinspritzung ersetzt.

Während der gesamten Produktionszeit des Fahrzeugs wurden zahlreiche "Special Edition"-Golfs mit einzigartigen Ausstattungskombinationen herausgebracht, darunter der "Designa" und der "Citi.com", wobei letzterer theoretisch nur über das Internet bestellt werden konnte. Ein weiteres Sondermodell mit der Bezeichnung "Deco" führte 1995 farblich abgestimmte Ledersitze in das Fahrzeug ein.

Das Modell "VeloCiti" war einer der Verkaufsschlager. Weitere limitierte Editionen waren der Citi Billabong und der Citi Xcite. Die jüngste Sonderedition ist der "GTS", der sich an den ursprünglichen GTS anlehnt. Nur 375 Citi GTS wurden jemals gebaut. Der "Chico" war eine weitere Variante, die in den späten 1990er Jahren angeboten wurde.

Top-Modell mit 122 PS

Die vorletzte Ergänzung der Citi-Golf-Baureihe waren der Citi 1.8iR und der Citi 1.8i (rote "i"-Plakette), die auf der Auto Africa Expo im Oktober 2006 in Johannesburg vorgestellt wurden. Er zeichnete sich durch ein verbessertes Design und eine verbesserte Ausstattung aus, darunter ein komplettes Karosserie-Kit, Teilleder-Vordersitze und Aluminiumleisten am Armaturenbrett.

Der Citi 1.8i hatte die gleiche Ausstattung wie der iR, mit Ausnahme des Karosseriekits. Bei dem Motor handelt es sich um einen 1,8-Liter-Motor mit Einspritzung, der zwar den gleichen Hubraum wie der legendäre CTi hat, aber 8 kW mehr leistete und damit auf 90 kW (122 PS) Leistung anstieg.

VWSA sprach von einer Beschleunigung in 8,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt werden kann. Auch dieser Wagen war limitiert und wurde zwischen 2006 und 2008 in nur 375 Exemplaren hergestellt.

2009 endete die Produktion nach 25 Jahren

Am 21. August 2009 endete die Produktion des Citi Golf in Südafrika nach 25 Jahren. Zur Feier des Tages wurde eine spezielle Version des Citi Golf, der Citi Mk1, herausgebracht. Diese sind von 1 bis 1000 nummeriert und verfügen über verschiedene Sonderausstattungen wie ein tiefergelegtes Fahrwerk, 15-Zoll-Leichtmetallfelgen, getönte Scheiben, ein Leder-Sportlenkrad mit Airbag und Seitenstreifen aus Chromfolie. Die für den Citi Mk1 erhältlichen Farben waren Shadow Blue Metallic und Black Magic Pearl.

Die Basismotorisierung leistete bei Produktionseinstellung 54 kW (73 PS) aus 1,4 Liter Hubraum. Insgesamt verließen exakt 377.484 Exemplare des Citi Golf die südafrikanischen Werke. Die Neuzulassungen in Südafrika erreichten noch 2005 einen neuen Rekord und waren etwa 3,5-mal so hoch wie die des ebenfalls angebotenen, aber wesentlich teureren Golf V.

Einen ladenneuen Golf I nach Europa importieren? Pustekuchen. Der Citi Golf wurde ausschließlich als Rechtslenker produziert und erfüllte nur die Abgasnorm EU2. Damit war er in der EU, wo seit dem 1. Januar 2005 EU4 als Mindeststandard gilt, als Neuwagen nicht zulassungsfähig. Auch sicherheitstechnisch konnte er mit europäischen Autos nicht mithalten. Der Basislistenpreis des Chico 1.4 betrug 2006 in Südafrika 67.780 Rand, der des VeloCiTi 1.6i 98.800 Rand, was etwa 6.025 beziehungsweise 8.785 Euro entsprach.

Golf-Klassiker im Fahrbericht:

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Die Nachfolge des Citi Golf trat der VW Polo Vivo an, eine vereinfachte Version des Polo IV. Und heute? Naturgemäß sind die meisten Citi Golf inzwischen in die Jahre gekommen und gelten eher als "Arme-Leute-Auto". Aber man sieht am Kap auch sehr gepflegte Exemplare von Fans. Nicht nur in Deutschland gibt es eine Golf-I-Szene ...

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