• 26.04.2020 13:34

  • von Roland Hildebrandt

VW Bora (1998-2005): Kennen Sie den noch?

Die Stufenheck-Ableger des VW Golf hatten es hierzulande immer schwer - 1998 kam man deswegen auf die Idee, den Bora eigenständig zu positionieren

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig zu Lebzeiten Flops gewesen sein. Aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers.

In unregelmäßiger Folge wollen wir ab sofort unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens holen.

Nobel statt normal: So lautete 1997 die Devise für die vierte Generation des VW Golf. Sie überraschte mit schmalen Fugen und einem hochwertig gemachten Innenraum. Doch was sollte aus dem Jetta werden, der Stufenheck-Version des Golf? In Europa hieß sie seit 1992 Vento, was die Verkaufszahlen jedoch nicht gerade explodieren ließ. 

Auch der Nachfolger des Vento trug einen stürmischen Namen:  Ab 1998 wurde er in China und Europa als "Bora", "kalter Nordwind", verkauft. In Südafrika und Nordamerika fuhr er weiter mit dem ursprünglichen Namen. Der VW Jetta IV alias Bora sollte sich optisch noch deutlicher abheben. Es gab nur noch wenige gleiche Blechteile zum Golf.

Der Bora sollte ursprünglich zu einer komplett eigenständigen Modellreihe ausgebaut werden. Außer der klassischen Limousine waren ein sportlicher Lifestyle-Kombi, ein Coupé (als Ersatz für den im Herbst 1995 eingestellten VW Corrado, 1998 als Studie CJ in Detroit gezeigt) und ein Cabriolet geplant.

Aber der Reihe nach: Beim 4,38 Meter langen Bora ließ sich VW bei der Ausstattung nicht lumpen. Serienmäßig waren unter anderem ABS, zunächst vier und später acht Airbags sowie eine Zentralverriegelung. Außerdem verfügte der Bora über eine vollverzinkte Karosserie. Er war in den vier Ausstattungsvarianten Basis, Trendline, Comfortline und Highline erhältlich.

Volkswagen Bora

Volkswagen Bora Zoom

Ab Mai 1999 wurde der Limousine der Bora Variant zur Seite gestellt. Ab der A-Säule war die Karosserie identisch mit der des Golf IV Variant. Im Gegensatz zu diesem war ihm am Markt aber kein Erfolg beschieden. Die wenigsten Kunden waren bereit, für einen etwas besser ausgestatteten Golf Variant einen deutlich höheren Preis zu zahlen.

Generell verfügte der Bora/Jetta IV über eine bessere Ausstattung als ein vergleichbarer VW Golf. Die Basismotorisierung des Golf (1,4 Liter mit 55 kW/75 PS) war zunächst nicht lieferbar. Diese wurde nachgeschoben, als der Absatz weit hinter den Erwartungen zurückblieb.

Volkswagen Bora

Volkswagen Bora Zoom

Am anderen Ende der Fahnenstange gab es einen 2,3-Liter-Fünfzylinder mit bis zu 170 PS, der 2.8 V6 lieferte 204 PS und wurde stets mit Allradantrieb ausgeliefert. Diese kräftigen Motoren waren insbesondere mit Blick auf den Bora ins Programm gehievt worden. Der Bora sollte höher als der Golf positioniert werden und zielte unter anderem gegen die 3er-Reihe von BMW. Optisch und technisch nicht unmöglich, das Design des Bora vermag noch heute nach über 20 Jahren zu gefallen.

Aber da war die Sache mit dem mangelnden Prestige, ein Problem, das sich kurze Zeit später beim Phaeton wiederholte. In der öffentlichen Wahrnehmung blieb der Bora der "Golf mit Stufenheck", während umgekehrt der BMW 3er Compact zum "Golf von BMW" avancierte. Hinzu kam konzerneigene Konkurrenz durch den Audi A4, den Seat Toledo und den Skoda Octavia.

Dennoch war der Bora/Jetta IV mit 4,6 Millionen gebauten Exemplaren weltweit sehr erfolgreich. 2005 wurde der VW Bora parallel zum Modellwechsel beim Golf abgelöst, der Nachfolger durfte nun auch in Europa wieder Jetta heißen. Ab 2007 gab es eine optisch und technisch überarbeitete Version des Jetta IV weiterhin in Südamerika, Mexiko (seit 2011 als Volkswagen Clasico) und Kanada (als City Jetta).

Volkswagen Bora

Volkswagen Bora Zoom

Die Frontpartie ähnelte seit 2008 stark der des VW Passat B6 und das Heck war optisch an Phaeton- und Touareg-Modelle der ersten Generation angelehnt. In den meisten dieser Länder wurde der Bora/Jetta IV parallel zum Jetta V angeboten.

Auf dem chinesischen Markt wurde er dagegen weiter als VW Bora angeboten. 2006 gab es eine Modellpflege, unter der das Modell unter der Bezeichnung VW Bora HS (Bild oben) auch als Steilheck auf der Basis des Golf IV zur Wahl stand.

Volkswagen Bora

Volkswagen Bora Zoom

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