• 25.04.2022 13:18

  • von Roland Hildebrandt

Von Golf bis Uno: Diese 10 Autos retteten ihre Marke

Ohne den Golf würde es VW heute vielleicht nicht mehr geben - Auch andere Marken verdanken ihr Comeback einem bestimmten Modell

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Als Auto-Fan stellt man sich manchmal die Frage: Was wäre gewesen, wenn gewisse Marken überlebt hätten oder diverse Modelle in Serie gegangen wären? Aber es hätte auch umgekehrt kommen können und einige heute große Marken gäbe es gar nicht mehr. Wir zeigen Ihnen 10 Typen, die ihrem Hersteller das Überleben gesichert (oder zumindest erleichtert) haben.

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Audi 100 (C1, 1968-1976)

Eigentlich hätte es den ersten Audi 100 gar nicht geben dürfen. Ab 1964 hatte der Volkswagen-Konzern die damalige Auto Union gekauft und Ingolstadt wäre heute womöglich ein VW-Werk. Entwicklungsarbeiten sollten auf ein Minimum beschränkt sein, neue Autos nur noch in Wolfsburg konstruiert werden. Doch Technikdirektor Ludwig Kraus widersetzte sich diesem Befehl und ließ heimlich den ersten Audi 100 entwickeln.

Das Resultat fand die Zustimmung des allmächtigen Volkswagen-Chefs Heinrich Nordhoff und ebnete den Weg zum Erfolg für Audi und spätere Modelle wie den 80. Über 800.000 Exemplare des 100 liefen in acht Jahren vom Band.

BMW 700 (1959-1965)

1959 stand BMW haarscharf vor der Übernahme durch Daimler-Benz. Eine 7er-Reihe, die später Mercedes zusetzen sollte, hätte es also nie gegeben. Doch bei der entscheidenden Aktionärsversammlung fand ein Anwalt einen Bilanzfehler: Die Entwicklungskosten des neuen BMW 700 waren nicht richtig verbucht worden. Das schaffte Zeit für den Einstieg der Quandt-Familie bei BMW.

Zwischen 1959 und 1965 wurden über 180.000 BMW 700 (später LS Luxus) gebaut, heute ist der Heckmotor-Wagen fast vergessen. Dabei rettete er als sportliche Alternative zum VW Käfer mit schickem Limousinen-Look die Marke aus München und verdiente das Geld für die Entwicklung der späteren "Neuen Klasse" rund um den BMW 1500.

Fiat Uno (1983-2014)

Noch gut zehn Jahre zuvor war Fiat der größte Automobilkonzern Europas mit Fahrzeugen in fast jedem Segment. Doch Anfang der 1980er-Jahre hatte sich die Marke aus Turin verzettelt: Mängel bei der Qualität, häufige Streiks und eine undurchdachte Modellpolitik ließen die Käufer abwandern.

Die Rettung war Anfang 1983 der selbstbewusst "Uno" (italienisch für Eins) genannte Kleinwagen, den Giugiaro adrett eingekleidet hatte. 1985 folgten die von Robotern gebauten FIRE-Motoren. Schon ein Jahr zuvor war der Uno "Auto des Jahres" in Europa, über viele Jahre lang war er dort das meistverkaufte Auto überhaupt.

Auf dem Bild sehen wir das Facelift von 1989, 1995 endete die Produktion in Italien. In Brasilien wurde der Fiat Uno als "Mille" noch bis 2014 gebaut. Über 8,8 Millionen Uno liefen insgesamt vom Band.

Ford Focus I (1998-2004)

Der letzte Ford Escort verkaufte sich zwar nicht schlecht, war aber uninspiriert. Beim Nachfolger setzte man alles auf eine Karte: Ein revolutionäres "New Edge"-Design mit Ecken und Kanten, außerdem ein neuer Name.

Das Risiko zahlte sich für Ford aus, der erste Focus wurde weltweit zu einem vollen Erfolg und "Auto des Jahres" 1999 in Europa. 2005 erschien das Nachfolgemodell, bis 2009 gab es den Focus Mk1 noch in Brasilien. Knapp fünf Millionen Ford Focus liefen bis 2005 vom Band.

Nissan Qashqai I (2006-2013)

Im Jahr 1999 gelangte die Marke Nissan unter das Dach des Renault-Konzerns und schrieb ab 2001 wieder Gewinne. Der ganz große Wurf gelang im Jahr 2006 (noch vor dem VW Tiguan) mit einem fast unaussprechlichen Kompakt-SUV: dem Qashqai.

2008 folgte der um 21 Zentimeter verlängerte Qashqai+2. Von der ersten Generation des Qashqai entstanden bis 2013 rund 2,5 Millionen Exemplare.
Peugeot 205 (1983-1998)

"Le sacre numero", die heilige Nummer. So heißt der Peugeot 205 angeblich intern. Doch der Spitzname ist durchaus berechtigt, denn der 205 sicherte dem PSA-Konzern das Bestehen. Vor dessen Debüt im Jahr 1983 hatte sich PSA mit der Übernahme von Citroen und insbesondere Simca (später Talbot) und der daraus resultierenden Modellpalette verzettelt.

1978 begann die Entwicklung unter dem Projektnamen M24, Ende Februar 1983 kam der Peugeot 205 in Frankreich auf den Markt. Vom Stand weg räumte der hübsch gezeichnete Kleinwagen viele Preise ab. Auch dank der zeitlosen Optik wurde der 205 bis 1998 gebaut, knapp 5,3 Millionen Exemplare sicherten die Zukunft von Peugeot. Der Nachfolger 206 verkaufte sich übrigens noch häufiger ...

Porsche Boxster (Typ 986, 1996-2004)

Anfang der 1990er-Jahre stand Porsche mit dem Rücken zur Wand, die Pleite galt nur als Frage der Zeit. Doch dann riss der neue Vorstandschef Wendelin Wiedeking das Ruder herum: Verschlankung der Produktion und des Modellprogramms. 1993 sorgte eine Studie namens "Boxster" für Aufsehen, 1996 ging der Mittelmotor-Roadster in Serie.

Die Baureihe 986 teilte sich aus Kostengründen Teile wie die berühmt-berüchtigten "Spiegelei"-Scheinwerfer mit dem Porsche 911 (996) von 1997, dem Erfolg tat das keinen Abbruch. Mit einem Einstiegspreis von gut 76.000 DM lockte der Boxster neue Kunden zur Marke. Bis 2004 entstanden gut 100.000 Exemplare. Die Zukunft der heute 718 Boxster genannten Baureihe wird aber elektrisch sein.

Renault 19 (1988-1997)

1984 schrieb Renault rote Zahlen in Milliardenhöhe. Kurz hatten die Entwicklungsarbeiten am Projekt X-53 begonnen, dass den Renault 9 und 11 ersetzen sollte. Für das Design sorgte Giugiaro. Mit dem 1988 präsentierten Renault 19 landete der Konzern einen der größten Erfolge der Unternehmensgeschichte.

Insgesamt 3,2 Millionen Exemplare des Kompaktmodells produzierte der französische Automobilhersteller bis 1995. In Deutschland gelang dem Renault 19 ein besonderes Kunststück: Nach der Wiedervereinigung verkaufte sich der Franzose in den neuen Bundesländern zeitweise besser als der VW Golf.

Skoda Favorit (1987-1994)

Trotz der von Bertone stammenden Optik geht der Skoda Favorit von 1987 nicht als Naturschönheit durch. Und trotzdem war der Kleinwagen ein wichtiger Bestandteil für das Überleben der Marke Skoda nach der politischen Wende 1989. Gerade noch rechtzeitig hatten die Tschechen ihre Palette von Heckmotor-Autos durch den modern konzipierten Favorit mit Motor vorne ersetzt.

Die eigentliche geplante Favorit-Modellfamilie kam bis auf den Kombi namens Forman (Foto) zwar nie zustande, aber der Wagen dürfte mit dafür verantwortlich gewesen sein, dass VW 1991 bei Skoda einstieg. Über eine Million Favorit wurden bis 1994 gebaut, dann folgte der technisch ähnliche Felicia. 1996 gelang Skoda der endgültige Durchbruch mit dem neuen Octavia auf Basis des VW Golf IV.

VW Golf I (1974-1983)

Sagten wir gerade Golf? Längst haben die Autos mit diesem Namen am Heck von den Stückzahlen her den legendären VW Käfer übertroffen. Zwar ebnete schon 1973 der auf dem ersten Audi 80 basierende Passat den Weg für VW in die Neuzeit, doch erst der ein Jahr später debütierende Golf führte den Konzern aus der Krise.

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Fest steht: Ohne den Erfolg des Golf I, der bis 1983 sechs Millionen mal vom Band lief (davon eine Million Diesel), hätte VW ein ernsthaftes Problem gehabt. Wie erstaunlich viele Autos in unserer Liste wurde auch der erste Golf in weiten Teilen von Giugiaro gestaltet. Kurios: Benannt ist der Golf nicht etwa nach dem Golfstrom oder der Sportart, sondern nach dem Pferd eines VW-Managers.

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