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  • 28.02.2021 10:28

  • von Mael Pilven, Übersetzung: Roland Hildebrandt

Vergessene Studien: Renault Avantime (1999)

Wir zeigen die Geschichte des Renault Avantime, der 1999 als Konzeptfahrzeug vorgestellt wurde und zwei Jahre später in Produktion ging

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Avantime. Ein Name, der in den Herzen vieler Sammler auf besondere Weise mitschwingt. Dieses ganz spezielle Modell, das von Renault, übrigens auch von Matra selbst, zwischen 2001 und 2003 produziert wurde und nie sein Publikum fand. Es wurden nur 8.557 Einheiten produziert. Und doch stellt er mit genau dieser Matra-Produktion ein Stück französischer Industriegeschichte dar, kurz vor dem Untergang der Firma aus Romorantin.

Aber wenn der Renault Avantime so besonders ist, dann vor allem wegen seines Concept-Car-Designs. Wir neigen sogar dazu, zu vergessen, dass es tatsächlich ein Avantime-Konzept gab, das bereits 1999 auf dem Genfer Automobilsalon vorgestellt wurde, da das Serienmodell ihm so unglaublich nahe kam. So gesehen passt "Vergessene Studie" eigentlich nur zur Hälfte.

Umso merkwürdiger ist es, in der heutigen Zeit auf die Geschichte des Avantime zurückzublicken, denn wenn man ihn mit dem wachsenden Erfolg von Crossovern, also buchstäblich Modellen, die zwischen zwei Fahrzeugtypen liegen, aber auch sogenannten Coupé-SUVs in Relation setzt, erkennt man, dass dieses Konzept seiner Zeit tatsächlich voraus war. Zu weit voraus?

Basis des Konzepts war der Espace 3

Die ursprüngliche Idee des Renault-Designteams unter der Leitung von Patrick Le Quément war es, ein "Coupé" zu entwerfen. Eine Art von "Coupéspace", dem Kofferwort für "Coupé" und "Espace". Unter dem Bleistiftstrichen von Thierry Metroz (heute Designdirektor von DS) entstand der zweitürige Avantime-Prototyp. Der Name passte: Avantime - der Zeit voraus.

Über das Design des Avantime Concept gibt es viel zu sagen. Schon wegen seiner Proportionen. Denn auf der Basis des Renault Espace 3 wurde das Projekt geboren. Etwas niedriger, aber auch etwas länger und breiter, und vor allem mit zwei Seitentüren, fällt der Avantime auf. Die Glasflächen sind immens, gerade um ein enormes Raumgefühl zu erzeugen.

Renault Avantime

Renault Avantime Zoom

Ein weiteres Detail, das zu diesem Raumgefühl beiträgt, ist das Fehlen einer B-Säule und das Fehlen eines Rahmens für die Fenster. Für das Serienmodell wurde dies natürlich zu einem technischen Problem in Bezug auf die Steifigkeit. Dadurch sind die hinteren Säulen sehr dick, aber der Trick, sie zweifarbig zu gestalten, mit dem Wechsel zwischen der Composite-Karosseriefarbe und dem Aluminiumdach, hilft, die optische Schwere zu reduzieren.

Cabrio-Gefühl dank großer Glasflächen

Das Dach ist voll verglast, was sich beim Serienmodell teilweise wiederholte, und die Heckscheibe ist gewölbt, eine weitere Herausforderung für das zukünftige Serienfahrzeug.

Offensichtlich ist es das Ziel all dieser Glasflächen, den vier Passagieren das Gefühl zu geben, so viel wie möglich draußen zu sein. Ein Cabrio-Gefühl, das der Serien-Avantime mit der Grand-Air-Funktion, mit der sich auf Knopfdruck alle Fenster ohne Mittelsäule absenken und das große Schiebedach (das nur beim Konzept verglast ist) öffnen lässt, noch verstärkt. Ein Muss!

Renault Avantime

Renault Avantime Zoom

Wenn es ein weiteres Element gibt, das den Matra-Ingenieuren sowohl beim Konzept als auch beim daraus resultierenden Modell zu schaffen machte, dann sind es die "doppelkinematischen" Türen. Um den Platzbedarf der sehr großen Vordertür zu reduzieren und auch den Zugang zu den Rücksitzen zu erleichtern, verfügt der Avantime über ein Doppelscharnier. Ein aufwendiges Detail an der Karosserie, aber es ist auch ein Teil seines Charmes.

Avantime wird zum kommerziellen Misserfolg

Unter der Motorhaube des Renault Avantime Concept hatte Renault Sport die Sache selbst in die Hand genommen und einen 3,0-Liter-V6 mit 24 Ventilen untergebracht. Er entwickelte nicht weniger als 250 Pferdestärken. Kombiniert mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe sollte es offensichtlich die spaßige Seite dieses Konzepts betonen.

Auf dem Weg zum Serien-Avantime verlor der Motor etwas an Leistung auf 207 PS. Es sollte noch mehr als ein Jahr dauern, bis er von anderen, weniger edlen, aber auch günstigeren Motoren unterstützt wurde, einem seltenen und ziemlich gesuchten 2.0-Benziner mit 165 PS und einem 2.2 dCi-Diesel mit 150 PS. Offenbar wollte Renault so die mäßigen Verkaufszahlen steigern

Während die Entwicklung des Serien-Avantime noch einige Zeit in Anspruch nehmen und sich sogar noch verzögerte, kam das Serienmodell, das auf dem Pariser Autosalon 2000 vorgestellt wurde, im September 2001 zu den Händlern. Es wurde damals gesagt, dass es über 95 Prozent des Konzepts übernommen hat!

Nur: Wo Renault dachte, im ersten Jahr 15.000 Autos zu verkaufen, sollten es letztendlich nur etwa 3.900 sein. Die Originalität, auf die Renault und Matra gesetzt hatten, zahlte sich am Ende nicht aus und der kommerzielle Misserfolg beschleunigte das Ende des ohnehin geschwächten Unternehmens Matra.

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Die Fabrik in Romorantin, in der der Avantime produziert wurde, wurde im Mai 2003 geschlossen, nachdem nur 8.557 Exemplare hergestellt worden waren. Damit hatte man den einzigen Versuch eines "Coupéspace" endgültig begraben.

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