• 29.04.2020 12:13

  • von Stefan Leichsenring

Skoda-Historie: Der Buggy Typ 736 von 1973 war ein Spaßauto für Sand und Sonne

In den 70er-Jahren experimentierte Skoda mit Buggys: Das Spaßauto mit der Bezeichnung Typ 736 wurde positiv bewertet, ging aber nie in Serie

(Motorsport-Total.com/Motor1) - In der 125-jährigen Skoda-Historie gab es immer wieder ungewöhnliche Prototypen. Eines dieser Fahrzeuge war der Buggy Typ 736: Er basierte auf dem Serienmodell 110, der zusammen mit dem Skoda 100 der Nachfolger des Skoda 1000 MB/1100 MB war.

Der Buggy knüpfte an die Tradition des Baus von Autocross-Rennwagen an, mit denen der tschechische Hersteller Anfang der 70er-Jahre Meisterschaftserfolge feierte. Der Motor des türenlosen Cabriolets der Serie 1100 leistete 45 PS. Der letzte von insgesamt fünf Prototypen wurde 1975 gebaut und gehört heute dem Skoda-Museum in Mladá Boleslav.

Ende der 60er-Jahre hielten Autocross-Rennen Einzug in die europäische Motorsportszene. Auf unbefestigten Strecken traten dabei minimalistische, leichte Fahrzeuge gegeneinander an. 1970 gewann Skoda-Werksfahrer Milan ?id in Pardubice die Klasse bis 1.000 ccm. Um das Gewicht seines Skoda 1100 MB zu optimieren, wurde auf Stoßstangen und hintere Türen verzichtet und die Innenausstattung auf das Notwendigste reduziert.

Bei der ersten tschechischen Autocross-Meisterschaft 1971 dominierte Skoda mit einem Buggy auf der Basis des Skoda 100/110 L. Trotz der Erfolge beendete das Werksteam das Autocross-Engagement in der folgenden Saison, da man mit den anderen Rennen ausgelastet war.

Puristische Dünen- oder Strandbuggys wurden dann aber zuerst in Kalifornien und Florida und bald auch in Europa populär. Oft waren es modifizierte Kleinwagen mit Karosserien aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK), die als Bausatz verkauft wurden.

Zu den aktivsten Buggy-Herstellern gehörte damals Francois Vernimmen aus Belgien. Er verwendete 1971 die Plattform des Skoda 100 für seinen Buggy VF. Er hatte einen kürzeren Radstand, ein Planendach und innen kaum mehr als ein Lenkrad und Schalensitze. Der Einliter-Vierzylinder im Heck mit 42 PS und das Vierganggetriebe waren vom Serienmodell abgeleitet.

Der damalige italienische Skoda-Generalimporteur Motorest bot den Kirby an, eine Entwicklung des Kleinwagenherstellers Autozodiaco aus Pianoro bei Bologna. Er basierte ebenfalls auf dem Skoda 100, hatte aber einen unveränderten Radstand. Insgesamt wurden jedoch nur zwei Exemplare gebaut.

Skoda selbst beschloss 1973, einen Buggy zu entwickeln, den Typ 736. Für die fünf Prototypen wurde der Radstand des 110 L auf 2.000 Millimeter verkürzt, zwei Längsstreben, ein Rohrrahmen und ein Überrollbügel sorgten für Stabilität. Für den Vortrieb sorgte der Vierzylinder aus dem Skoda 110. Das reichte, denn der nur 3,32 Meter lange Buggy wog lediglich 710 Kilo.

Besonders auffällig waren die beiden aufgesetzten Scheinwerfer sowie das Reserverad hinten. Die Insassen waren durch ein Stoffverdeck und Seitenverkleidungen geschützt. Die Zuladung von 400 Kilo reichte für vier Erwachsene und 100 Kilo Gepäck - für das es aber keinen Platz gab, wenn vier Personen an Bord waren.

Skoda Buggy (Typ 736, 1973)

Skoda Buggy (Typ 736, 1973) Zoom

Obwohl der Buggy nach 30.000 Testkilometern positiv bewertet wurde und Möglichkeiten zur Vereinfachung der Produktion (zum Beispiel durch eine GFK-Karosserie) aufgezeigt wurden, ging das Auto nicht in Serie. So wurde nur einer der Prototypen auf dem Prager Flughafen als "Follow-me"-Fahrzeug eingesetzt.

Mehr aus der Skoda-Historie:

Skoda-Historie: Warum der Kombi "Hajaja" nie in Serie ging

Skoda-Historie: Der Typ 998 "Agromobil" von 1962

Neueste Kommentare