Renault Megane I (1995-2003): Kompakte 30
Vor 30 Jahren begründete Renault die Megane-Baureihe: Wir werfen einen Blick zurück auf die erste Generation, die einst den 19 beerbte
(Motorsport-Total.com/Motor1) - Wie ersetzt man eine ganz große Nummer? Mit einem Namen. Auf den auch in Deutschland sehr erfolgreichen Renault 19 folgt vor 30 Jahren der erste Megane. Damals noch mit Akzent auf dem ersten E. Und enorm vielen Karosserievarianten bis hin zum Vorreiter der Kompakt-Vans. Wir werfen einen Blick zurück.

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Renault Megane I Zoom
Der Megane folgt auf neue Namen bei Renault wie Clio, Safrane, Twingo und Laguna. Er steht vor der Herausforderung, den Renault 19 zu ersetzen, der sich in Europa und vor allem in Deutschland sehr gut verkauft.
Die Entwicklung des X64 (so der interne Codename des ersten Megane) beginnt Anfang 1990, wobei die ersten Skizzen des X64-Programms in den ersten sechs Monaten des Jahres 1990 gezeichnet werden. Sehr schnell skizziert man mehrere Themen entwickelt diese bis September 1990 zu vier Modellen im kleinen Maßstab (1:5). Der Name Megane stammt von Manfred Gotta, der auch den Namen Twingo prägt.
Im Zeichen der Ellipse
Die beibehaltenen Entwürfe werden zu vier Themen entwickelt. Thema A: eine Version mit sechs Scheinwerfern, die an die Laguna erinnert; Thema B: ein Modell mit deutlich keilförmiger Linienführung; Thema C: ein weiteres Design mit ellipsenförmiger Verglasung und hinterer Einkerbung; Thema D: ein Modell mit derselben ellipsenförmigen Verglasung und abgerundetem Heck.
Im März 1991 werden alle vier Entwürfe im Maßstab 1:1 umgesetzt. Das Thema C von Michel Jardin wird von Renault-Designchef Patrick Le Quement ausgewählt und im April 1992 für die Produktion eingefroren. Die ersten Prototypen entstehen und werden der Geschäftsleitung im Dezember 1992 vorgestellt. Ungefähr 432 Prototypen werden gebaut und während der Entwicklung zerstört.
Im Juni 1993 kauft Renault die Produktionswerkzeuge für den X64, im Oktober 1994 wird im Werk Douai das erste Testexemplar montiert, und von Dezember 1994 bis Mitte 1995 werden Vorserienfahrzeuge gebaut.
Premiere auf der IAA 1995
Der Mégane I wird schließlich im September 1995 auf der Frankfurter Automobilausstellung IAA als Ersatz für den Renault 19 vorgestellt. Der Wagen ist im Wesentlichen eine Neuauflage seines Vorgängers und übernimmt die Bodengruppe, die Motoren, das Getriebe und das Fahrgestell des 19er, wenn auch mit vielen Änderungen.
Der Mégane, der seinen Namen von einem 1988 gezeigten Renault-Konzeptfahrzeug erhält, entwickelt das von Patrick Le Quément beim Laguna eingeführte neue Designthema weiter, insbesondere den "Vogelschnabel"-Kühlergrill - ein Designmerkmal, das vom Renault 16 der 1960er-Jahre übernommen ist. Renault beschließt, dem Fahrzeugnamen (Mégane) einen Akzent hinzuzufügen, um seine europäische Identität angesichts der wachsenden Konkurrenz neuerer Automobilhersteller aus Japan zu unterstreichen.

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Cockpit des Renault Megane I Zoom
Wie der 19 und der 11 wird der Mégane ab Juli 1995 im Renault-Werk Douai in Nordfrankreich und im spanischen Werk Palencia produziert. Die Markteinführung beginnt am 15. November 1995 in Frankreich und am 15. Dezember 1995 für das Coupé. Der Verkauf im Vereinigten Königreich geht im April 1996 los. In Deutschland starten die Preise bei 22.500 DM für den 1,4-Liter mit 70 PS und fünf Türen.
Bereits zum Marktstart ist der Mégane als fünftüriges Schrägheckmodell und dreitüriges Coupé namens "Coach" verfügbar. 1996 folgt das Stufenheckmodell "Classic", 1997 das Mégane Cabriolet und 1999 der Kombi "Grandtour". Auch der 1996 vorgestellte Kompaktvan Scénic firmiert anfangs als Mégane Scénic.
Der rundliche Stil des Fünftürers (im Trend des Bio-Designs) erinnern an seinen großen Bruder, den Laguna, der fast zwei Jahre früher, im Januar 1994, auf den Markt kommt. Die hinteren Türen des 4,17 Meter langen Mégane sind, wie bei vielen Renaults, elliptisch ausgeschnitten und gehen nicht um den Radkasten herum, der das eigentliche stilistische Markenzeichen der Marke ist.
Von Beginn an sind Fahrer- und Beifahrerairbag Standard, 1998 kommen Seitenairbags hinzu. Wegweisend ist auch die besonders stabile Karosseriestruktur mit definierten Verformungszonen an Front und Heck sowie die Ausstattung mit pyrotechnischen Gurtstraffern und Gurtkraftbegrenzern.
Enorme Modellvielfalt
Das 3,94 Meter kurze Coupé ist eine Innovation, da es eine konventionelle dreitürige Version ersetzen soll, indem es die Preise nach oben zieht. Topaggregat im Mégane Coupé ist seit 1998 der erste europäische Benzin-Direkteinspritzer 2.0 16V IDE (Injection Directe Essence) mit 103 kW/140 PS. In Irland gibt es sogar eine Nutzfahrzeugversion des fünftürigen Megane mit verblechten hinteren Seitenfenstern und ohne hintere Haltegriffe, die Renault Megavan genannt wird.
Im September 1996 kommt das Modell Mégane Scénic auf den Markt, der erste relevante europäische Kompakt-Van. Im selben Jahr erscheint zudem die Stufenheck-Version namens "Classic" und 1997 das Cabriolet. Hierin liegt die Philosophie der Megane-Reihe: das Angebot zu diversifizieren. So werden im Laufe von sieben Jahren sieben Modelle mit unterschiedlichen Karosserien herausgebracht.

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Renault Megane I als Cabrio Zoom
Apropos Scenic: Der Name stammt von dem kompakten Konzeptfahrzeug S.C.E.N.I.C. aus dem Jahr 1991, was für "Safety Concept Embodied in a New Innovative Car" steht. Die erste Generation des Scenic ist sofort ein Erfolg und verkauft sich fast 2,8 Millionen Mal.
Die Kombiversion, die im September 1998 auf den Markt kommt, wird von Oyak-Renault in der Türkei hergestellt und zunächst nur in diesem Land vermarktet. Im Ausland kommt er erst mit dem Facelift 1999 auf den Markt.
Bei jenem leichten Facelift im Frühjahr 1999 erhält der Megane I einen modifizierten Kühlergrill, fortschrittlichere Sicherheitsmerkmale und eine verbesserte Ausstattung, und in der gesamten Baureihe kommen 16-Ventil-Motoren zum Einsatz.
Im Schatten des Scénic
Die Megane-Familie ist zwar umfangreich, steht aber im Schatten des Scénic (60 % der Verkäufe der Modellreihe im Jahr 2000). Die Käufer werden von seinem Komfort, seiner Straßenlage und seinem Understatement angezogen. Die Ergonomie leidet jedoch unter Mängeln (schlecht platzierte Tasten für Warnblinkanlage und Zentralverriegelung, zu kurze Kopfstützen, Zigarettenanzünder und Aschenbecher zu nah am Schalthebel), die auch der Presse missfallen. Besonders miserabel sei die Rundumsicht, moniert damals der ADAC. Doch selbst die Modellpflege von 1999 verzichtet auf Modifikationen an der Innenausstattung.

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Renault Megane I als Kombi Zoom
In dieser zweiten Version wird auch einer der ersten Common-Rail-Dieselmotoren von Renault eingeführt, der 1,9 dCi ("F-Motor"). Bei diesem Motor handelt es sich um eine Anpassung der Hochdruckeinspritzung an einen älteren Motor, den 1,9 dTi.
In den sieben Jahren seines Bestehens in Europa wird der Mégane jedoch in allen Karosserievarianten insgesamt fünf Millionen Mal produziert und für einige Märkte (allen voran Argentinien) weiterhin im Ausland gefertigt. In Lateinamerika wird der Megane I noch bis 2011 neben der Megane-II-Baureihe zu einem deutlich niedrigeren Preis verkauft. Insgesamt entstehen gut sieben Millionen Megane I.
Ein wenig Motorsport
Renault Sport entwickelt in den 1990er-Jahren ein Rallyeauto, das vom 2-Liter-Coupé mit einem "F-Motor" des Typs F7R abstammt und den Kit-Car-Regeln entspricht. Der Maxi Mégane vertritt die Marke 1996 und 1997 offiziell in der französischen Rallye-Meisterschaft mit Philippe Bugalski, Jean Ragnotti oder Serge Jordan am Steuer. Nach dem Rückzug des offiziellen Teams setzen viele Privatfahrer das Auto weiterhin ein.
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