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  • 16.05.2022 16:58

  • von Roland Hildebrandt

Renault 8 (1962-1973): Kennen Sie den noch?

Klein, kantig und mit Heckmotor: Der Renault 8 war vor 60 Jahren der Gegenentwurf zum VW Käfer und besonders im Motorsport erfolgreich

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig Flops gewesen sein, aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge holen wir hier unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" solche Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens.

Titel-Bild zur News: Renault 8 (1962-1973)

Renault 8 (1962-1973) Zoom

Knapp vier Meter lang, Heckmotor, 40 PS, 750 Kilogramm Gewicht. Das klingt auf den ersten Blick verdächtig nach VW Käfer. Falsch! Heute soll es um den Renault 8 gehen, der vor 60 Jahren auf den Markt kam.

Die kompakte, kantige Familienlimousine wurde von Mitte 1962 bis Mitte 1972 insgesamt 1.329.372-mal gebaut. Mit technischen Merkmalen wie Scheibenbremsen rundum und dem synchronisierten 4-Gang-Getriebe stand sie in den 1960er-Jahren an der Spitze ihres Segments.

Geschlossenes und wartungsfreies Kühlsystem

Ursprünglich als Nachfolgemodell für die beliebte Dauphine geplant, produzierte Renault beide Fahrzeuge bis 1968 parallel. Von der Dauphine stammte auch die technische Basis, der Radstand war mit 2,27 Metern identisch. Der Renault 8 hatte nach bewährtem Muster den Motor im Heck, was für Traktion, spielerische Wendigkeit und eine leichtgängige Lenkung auch ohne Servo-Unterstützung sorgte.

Der 956-Kubikzentimeter-Vierzylindermotor war mit fünffach gelagerter Kurbelwelle und oben liegender Nockenwelle eine moderne Konstruktion, die 29 kW (40 PS) mobilisierte. Eine Besonderheit war das geschlossene und damit wartungsfreie Kühlsystem nach Vorbild des 1961 erschienenen Renault 4. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 130 km/h.

Die Kraftübertragung erfolgte anfangs über ein 3-Gang-Schaltgetriebe, bereits 1963 folgte ein 4-Gang-Getriebe, bei dem die Gänge zwei bis vier synchronisiert waren - keine Selbstver­ständlichkeit in der Autowelt der Sechziger. Ebenfalls ab 1963 war ein Automatikgetriebe mit elektromagnetischer Kupplung verfügbar. Die Bedienung erfolgte über Drucktasten im Instrumententräger.

"Major" kam 1964 mit verbesserter Ausstattung

Ungewöhnlich für ein Fahrzeug dieser Klasse waren auch die vier serienmäßigen Scheibenbremsen. Lediglich die von der spanischen Tochter FASA-Renault für den iberischen Markt gebauten Modelle waren mit Trommelbremsen ausgestattet.

1964 kam der Renault 8 "Major" mit verbesserter Ausstattung, mehr Chromzierrat und größerem Motor auf den Markt. Sein 1.108-Kubikzentimeter-Vierzylinder stammte aus dem eleganten Coupé Caravelle, stellte 33 kW (45 PS) bereit und ermöglichte 135 km/h Spitze.


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Ab 1967 kam die stärkere Motorisierung auch in der Basisausführung des Renault 8 zum Einsatz. Ein Jahr später wurde die Limousine zum Pionier einer heute beliebten Marke: Von 1968 bis 1970 wurde der R8 als Dacia 1100 in Rumänien in Lizenz hergestellt. Insgesamt wurden 26.582 Dacia 1100 hergestellt.

Alle vier Vorwärtsgänge synchronisiert

Deutlich heißer war der ab 1964 erhältliche Renault 8 Gordini. Das 1,1-Liter-Aggregat aus dem "Major" mobilisierte in dieser Sportversion 63 kW (86 PS) und beschleunigte das gerade einmal 795 Kilogramm schwere Leichtgewicht auf bis zu 170 km/h - ein Wert, der Mitte der 1960er-Jahre selbst bei großen Limousinen die Ausnahme war.

Werkstuner Amédée Gordini schaffte dies durch halbkugelförmige Brennräume, einen Doppelvergaser und mittig zwischen Ein- und Auslassventilen platzierte Zündkerzen. Ebenfalls fortschrittlich: Alle vier Vorwärtsgänge waren synchronisiert. Der tiefergelegte Aufbau, verkürzte Federwege und hydraulische Stoßdämpfer ermöglichten optimale Straßenlage.

Kennzeichen des "Gorde", wie der werksgetunte Renault 8 bei seinen Fans heißt, ist die unverwechselbare Lackierung in der französischen Rennfarbe "Bleu France 418" mit weißen Doppelstreifen auf Kofferraumdeckel, Dach und Motorhaube.

Grundlage für die Mutter aller Markenpokale

1966 erfuhr der Renault 8 Gordini eine Leistungssteigerung: Der Vierzylinder wurde auf 1.255 Kubikzentimeter aufgebohrt. Statt der bisherigen Solex-Vergaser übernahmen jetzt zwei Weber-Doppelvergaser die Gemischaufbereitung. Als Ergebnis standen 65 kW (88 PS) zur Verfügung. Die Höchstgeschwindigkeit stieg auf 175 km/h. Eine Sensation im Kompaktwagensegment war das 5-Gang-Schaltgetriebe.

Zwei zusätzliche Scheinwerfer gaben dem Renault 8 Gordini einen noch dynamischeren Look. Noch in anderer Hinsicht schrieb der "Gorde" Geschichte: 1966 rief Renault mit dem Modell die Mutter aller späteren Markenpokale ins Leben, den "Coupe Gordini".

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Im Sommer 1965 brachte der französische Automobilhersteller den Renault 10 mit längerem Vorderwagen als größere Variante des Renault 8 heraus, die Version "Major" wurde durch den R10 "Major" ersetzt.

Als letzte Variante erschien 1968 der Renault 8 S mit zusätzlichen Scheinwerfern für Fernlicht im Stil des Renault 8 Gordini. Zum Hingucker machte den Renault 8 S war auch die gelbe Sonderlackierung. Dank eines Weber Doppelregistervergasers mobilisierte der bewährte 1,1-Liter-Motor 37 kW (50 PS) und erlaubte 140 km/h Spitze.

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