• 22.09.2020 11:15

  • von Roland Hildebrandt

Mazda MX-3 (1991-1998): Kennen Sie den noch?

Die Vielfalt im Modellprogramm kannte in den 1990er-Jahren bei Mazda keine Grenzen. Der MX-3 punktete mit einem extrem kleinen Sechszylinder.

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen.

Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig zu Lebzeiten Flops gewesen sein. Aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge wollen wir ab sofort unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" Youngtimer und Oldtimer aus dem Nebel des Vergessens holen.

Mazda war immer schon für ungewöhnliche Lösungen bekannt. In den 100 Jahren seines Bestehens schuf der japanische Konzern Lastenmotorräder, winzige Kei-Cars, Wankelmotoren und mit dem MX-5 den wohl berühmtesten Roadster der Welt. Doch als vermutlich kreativste Phase können die frühen 1990er-Jahren gelten. 

Im Frühjahr 1984 wurde Wankel-Papst Kenichi Yamamoto Präsident von Mazda und beschloß das sogenannte "Off-Line Go-Go"-Programm. "Go-Go" steht für die japanische Zahl 55, da alle Projekte in diesem Programm eine mindestens 55-prozentige Chance auf Realisierung haben mussten, um weitergeführt zu werden.

MX-Palette in den 1990ern: Mazda MX-5 (vorne), MX-6 (hinten links) und MX-3

Auf dieser Basis entstand der Mazda MX-5, aber auch Modelle wie der eiförmige 121 von 1991 dürften hier ihren Ursprung haben. Ebenfalls 1991 lancierte Mazda den MX-3, ein kompaktes Coupé mit einer Glasheckklappe im Stil des Porsche 924. Darunter passen übrigens 289 Liter Gepäck.

International wurde der MX-3 unter verschiedenen Bezeichnungen angeboten: In Nordamerika als Mazda MX-3 Precidia, in Japan und anderen Märkten wurde es als Eunos Presso oder Autozam AZ-3 verkauft. Denn auch das waren die 1990er: Mazda gönnte sich Submarken wie Xedos, Eunos und Autozam. 

Der 4,22 Meter lange und 1,31 Meter hohe MX-3 basierte (der Name verrät es) auf dem Mazda 323 von 1989, der seinerseits mit teils ungewöhnlichen Design für Aufsehen sorgte. Und so geriet der MX-3 in seiner Basis relativ bieder: Frontantrieb, dazu ein 1,6-Liter-Vierzylinder mit 88 PS.

Doch soweit war es erst 1992. Beim Debüt des Mazda MX-3 auf der IAA 1991 sorgte sein nur 1,8 Liter großer Sechszylinder in V-Form für Furore. Damals war dieses Aggregat der kleinste Sechszylinder der Welt. Downsizing mal anders, möchte man in heutiger Zeit sagen: Aus der halben Zylinderzahl werden heute, Turbo sei Dank, wie im Toyota GR Yaris bis zu 261 PS geholt. 

Bei doppelter Zylinderzahl kam der V6 im MX-3 auf "nur" 133 PS und 157 Newtonmeter Drehmoment. Aber dank eines eng abgestuften Fünfgang-Getriebes war die Beschleunigung auf 100 km/h dennoch ansehnlich: 8,5 Sekunden. Dabei ging es nicht um die Leistung, sondern vielmehr um "weiche" Kraftentfaltung und Laufkultur.

Der V6 hat jeweils zwei obenliegende Nockenwellen pro Zylinderreihe, von denen zwei über einen gemeinsamen Zahnriemen angetrieben werden. Dieser Nockenwellenantrieb ist aus dem Grunde bemerkenswert, da er in zwei Stufen erfolgt. Mit einer weiteren technischen Finesse konnte das Aggregat auch noch aufwarten: Der Zylinderblock ist ein Präzisionsgußteil aus Aluminium.

Ab 1994 wurde das Facelift-Modell mit ABS, vier Scheibenbremsen, Fahrer- und Beifahrerairbags sowie Seitenaufprallschutz ausgestattet. Der Innenraum erhielt ein neu gestaltetes Armaturenbrett mit runden Luftauslässen. Auch die Motoren wurden modifiziert: der Vierzylinder mit 16 Ventilen wurde zu einem DOHC-Motor mit 107 PS, der Sechszylinder mit 24 Ventilen leistete jetzt nur noch 129 PS.

39.650 DM kosteten die "Sechs zum Knuddeln", wie es die Tester von ADAC ausdrückten, anno 1996. Und man fragte sich, ob es angesichts der Laufruhe des V6 Sinn mache, den Vierzylinder zu wählen, nur um gut 5.000 Mark zu sparen. Eigentlich nicht, wenngleich der Sechszylinder erst oberhalb von 4.000 Umdrehungen in die Puschen kommt. 

Zwischen 3.000 und 4.000 Exemplare des MX-3 plante Mazda jährlich auf dem deutschen Markt zu verkaufen. Nicht schlecht prognostiziert: Bis 1998 wurde der MX-3 hierzulande angeboten, rund 20.000 Fahrzeuge fanden ihre Liebhaber.

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