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  • 12.12.2021 11:11

  • von Roland Hildebrandt

H-Kennzeichen 2022: Diese Autos werden bald 30 Jahre alt

Wie schnell die Zeit vergeht: Autos, die früher allgegenwärtig waren, sind bald ganz offiziell Oldtimer - Wir stellen den Auto-Jahrgang 1992 vor

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Die Zeiten ändern sich: Dachte man früher beim Begriff "Oldtimer" an ein altes Auto mit geschwungenen Formen und viel Chrom, so müssen wir unsere Sehgewohnheiten langsam umstellen. Modelle, die 30 Jahre alt sind, können nach Prüfung und Erstellung eines Gutachtens ein H-Kennzeichen erhalten. Damit verringert sich die jährliche Kfz-Steuer auf rund 192 Euro.

Titel-Bild zur News:

H-Kennzeichen 2022 Zoom

Gut für Besitzer hubraumstarker Youngtimer. Schlecht für Oldtimer-Puristen, denn bald dürfen sich auch Autos des Jahrgangs 1992 um die H-Kennzeichen-Weihe bewerben. Modelle, die gefühlt noch nicht so lange aus dem Alltag verschwunden sind. Die selbst ernannten Gralshüter der Oldtimerei und Originalitäts-Fetischisten werden mal wieder aufheulen: Plastikbomber! Einheitsbrei! Langeweile! Nicht aufhebenswert!

Dabei vergessen sie gern, wie sie selbst mit dem Oldtimer-Hobby angefangen haben. Viele von ihnen haben nämlich zu einem Zeitpunkt die alten Autos ihrer Kindheit gekauft, als diese keiner mehr fuhren mochte und scharenweise in die Schrottpresse wanderten. Für heutige Jugend kann ein BMW E36 oder VW Vento der geliebte Held der Kindheit sein.

Und hinsichtlich der Angst einer Inflation der H-Kennzeichen zeigt die Statistik: Alles halb so wild. Viele Besitzer von Youngtimern mit Katalysator verzichten auf den Aufwand, um das H zu bekommen, da sie dadurch keine Steuerersparnis haben.

VW Vento

VW Vento Zoom

Lassen Sie uns trotzdem in die Modellneuheiten des Jahres 1992 eintauchen. Ein paar Erklärungen zur Auswahl: Wir haben uns auf Fahrzeuge beschränkt, die auch 1992 auf den Markt kamen. Reine Vorstellungen mit Marktstart 1993 (wie etwa beim Renault Twingo) würden wenig Sinn ergeben. Zudem haben wir weitestgehend auf Motorvarianten als Neuheit verzichtet, da sonst der Rahmen gesprengt würde. Trotz alledem bleibt so mancher Geheimtipp und künftiger Klassiker übrig.

Beginnen wir beim Buchstaben A wie Alfa Romeo und Audi: Vor 30 Jahren kam der Alfa 155 auf den Markt. Diese Mittelklasse-Limousine mit Fließheck, Frontantrieb und Quermotor basierte auf einer Fiat-Plattform, die unter anderem auf Tipo und Tempra nutzten. Einzig die Motoren bis hin zum 2,5-Liter-V6 versprühen Alfa-Charme.

Alfa Romeo 155

Alfa Romeo 155 Zoom

Weniger auf Charme, sondern mehr auf Nutzwert setzte der Audi 80 Avant. Endlich gab es auch in dieser Klasse bei Audi einen Kombi und das sogar mit bis zu 174 PS aus 2,8 Liter Hubraum. Kurioserweise war Audi sogar fast eine Art Vorreiter neben BMW, denn das T-Modell der Mercedes C-Klasse erschienen erst später.

Apropos BMW: Dort debütierte anno 1992 das bildhübsche 3er Coupé der Baureihe E36, das im Vorfeld als "4er" durch die Medien geisterte. Heutzutage sind die Sechszylinder gefragt, aber gute Fahrzeuge ohne Tuning-Exzesse sind selten geworden. Wem die elegante Optik genügt, kann nach einem 316i mit 102 PS aus Rentnerhand gucken.

BMW 3er Coupé der Baureihe E36

BMW 3er Coupé der Baureihe E36 Zoom

Kaum ein anderer Sportwagen der 1990er-Jahre war so brachial wie die Dodge Viper. Das Urmodell RT/10 orientierte sich optisch nah an der Studie von 1989. Unter der Haube wütete ein namensgebender V10 mit satten 8,0 Liter Hubraum. Deutlich angenehmer zu fahren war da doch der Scorpio Turnier, den Ford sieben Jahre nach dem Start der Baureihe endlich nachschob. Doch da waren fast alle Besitzer eines Granada Kombi bereits zur Konkurrenz abgewandert.

Honda überraschte vier Jahre vor dem ersten Mercedes SLK mit dem CRX del Sol. Er war kein kleiner Sportwagen mehr, sondern eine Art Targa-Cabrio, dessen Dach optional elektrisch arbeitete. 1992 kam endlich der Jaguar XJ220 auf den Markt, auf den die Fans seit 1988 sehnlichst gewartet hatten. Sein Ziel waren 220 mph respektive 354 km/h, deshalb auch der Name. Doch statt des eigentlich geplanten V12 gab es nun einen Twinturbo-V6 mit 3,5 Liter Hubraum und 549 PS Leistung. Genug für 3,8 Sekunden auf Tempo 100, aber auch für einen Listenpreis von einer Million DM.


Fotostrecke: H-Kennzeichen 2022

Dagegen muteten die 85.000 Mark für den neuen Mazda RX-7 fast bescheiden an, obgleich man dafür auch locker einen schönen Mercedes bekam. Rund 70.000 Exemplare des Wankel-Sportwagens mit 239 PS Leistung entstanden bis 2002, in Deutschland endete der Verkauf bereits 1996. Neben dem RX-7 rollte vor 30 Jahren auch der neue Mazda Xedos 6 zu den Händlern. Die hübsch gezeichnete Limousine zielte auf den BMW 3er. Als Besonderheit steckte anfangs ein 2,0-Liter-V6 mit 144 PS unter der Haube. Immerhin gut 20.000 Fahrzeuge konnten die Japaner hierzulande absetzen.

Jaguar XJ220

Jaguar XJ220 Zoom

Erwähnten wir gerade Mercedes? Dort gab es 1992 mit dem 400 E und dem fast 400 PS starken 600 SL neue Motorvarianten. Allerdings galt der V12-SL stets als recht kopflastig. Den gleichen Motor konnte man auch im neu aufgelegten Mercedes SEC der Baureihe C 140 bekommen. Ihre damals aggressiv wirkende Frontpartie sorgte für den wenig schmeichelhaften Spitznamen "Mörderbiene".

Ganz lieb und artig schaut dagegen die zweite Generation des Nissan Micra aus der Wäsche. Der Kleinwagen wurde vor 30 Jahren für seine Vollwertigkeit und den Komfort gelobt. Als erstes japanisches Auto wurde der Micra II 1993 zum "Auto des Jahres" in Europa gekürt. So viel Glück hatte der Opel Frontera A, ein Geländewagen auf Isuzu-Basis nicht.

Nissan Micra (K11)

Nissan Micra (K11) Zoom

Der Porsche 928 hatte schon 1978 den Titel "Auto des Jahres" gewonnen, als GTS mit 350 PS aus 5,4 Liter Hubraum bog er auf die Zielgerade seines Lebens ein, das 1995 endete. Für den Renault Safrane als Erbe des R25 blieb bei der Wahl zum "Auto des Jahres" nur der dritte Platz. In Deutschland stand er stets im Schatten seiner deutschen Kontrahenten.

Für eine flotte Überraschung sorgte 1992 das Suzuki Swift Cabriolet. Mit 27.300 DM Neupreis war der 3,74 Meter kurze Wagen seinerzeit eines der günstigsten offenen Autos auf dem deutschen Markt. Deutlich biederer, aber gewohnt unerhört zuverlässig geriet im gleichen Jahr die Neuauflage des Toyota Corolla mit dem internen Kürzel E10.

Suzuki Swift Cabrio

Suzuki Swift Cabrio Zoom

Klassiker von morgen:

Ford Streetka (2003-2005): Klassiker der Zukunft?
BMW 5er (E39) (1995-2004): Klassiker der Zukunft?

Mittels eines neuen Namens wollte der Golf mit Stufenheck sein piefiges Image entstauben. Jetta war tot, die Zukunft hieß VW Vento. Die Limousine mit dem gewohnt hohen Heckabschluss fand ihre Fans im Osten Deutschlands, aber auch in Südeuropa. Highlight mit Blick auf das H-Kennzeichen ist hier der 2.8 VR6 mit 174 PS Leistung. Der Basis-Vento bot übrigens 75 PS.