• 13.09.2024 11:00

  • von Jason Vogel

Bizarre Welt: China baut gefälschte VW Käfer aus Fiberglas

Der Wecan Beetle ist eine Nachbildung des Volkswagen-Klassikers mit Elektromotor und wird für Hochzeiten und Promotionen eingesetzt

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Jeder, der Cartoons oder Comics mag, wird sich an die Figur Bizarro, Supermans Gegenspieler, erinnern. Der Bösewicht wurde durch einen Duplikatorstrahl erschaffen und ist ein defekter Klon von Superman. Sein Planet, Bizarro World, hat die Form eines Würfels und ist eine auf den Kopf gestellte Erde: Alles, was wir hier haben, gibt es auch dort, aber auf eine unglückliche Weise.

Titel-Bild zur News: Wecan Modelle aus Fiberglas in China

Wecan Modelle aus Fiberglas in China Zoom

Die Autos haben viereckige Räder, die Vorhänge ragen aus den Fenstern, die Zahlen auf den Uhren sind durcheinander und die Schilder sind rückwärts geschrieben. Und siehe da, beim Googeln entdecken wir, dass die Chinesen einen VW Käfer aus der Bizarro-Welt herstellen - und wir reden hier nicht vom Ora Ballet Cat, einem viertürigen Elektroauto im Stil des Käfer, der vom GWM-Konzern in mühevoller Kleinarbeit hergestellt wird.

Unser VW Käfer aus dem Paralleluniversum ist grob und schlecht verarbeitet. Man kann ihn nicht einmal als richtiges Auto bezeichnen. Er ist ein Produkt der Firma Wecan, die ihren Sitz in Qingdao hat, einer Stadt auf halbem Weg zwischen Peking und Schanghai.

Wecan hat sich vor allem auf die Herstellung von Anhängern und Food Trucks spezialisiert, die sich an Vorbildern aus der Vergangenheit orientieren. Ihre Elektromotoren dienen nur dazu, die Fahrzeuge über kurze Strecken leichter zu bewegen, da diese Wagen nicht zugelassen werden können.

Bulli, Citroën und Vespa Ape

Das Flaggschiff des Unternehmens ist ein Anhänger mit Edelstahlwänden, der an die berühmten Airstreams aus den Vereinigten Staaten erinnert. Die Palette wird mit Fahrzeugen fortgesetzt, die sich aus eigener Kraft fortbewegen können - aber nicht zu schnell und nicht zu weit.

Auf einem Fahrgestell aus Vierkantrohr, das mit einem Elektromotor ausgestattet ist, montiert Wecan Aufbauten aus Fiberglas im Retro-Look und einen Kofferraum, der als Küche, Eisdiele oder Verkaufsstelle dient. Alles wird je nach Bestellung des Kunden individuell gestaltet. (Manch einer wird sich noch an Retro-Eiswagen auf Ford-Transit-Basis erinnern ...)

So gibt es Wagen, die verschiedene Versionen der dreirädrigen Piaggio Ape imitieren, sowie Nachbildungen des Citroën Typ H (1948-1981) und des VW T1 "Bulli" (1949-1967).

Erinnerung an Revell-Bausätze

Mit "Nachbauten" meinen wir fast karikaturhafte Kopien der Originalfahrzeuge. Einige sind nicht einmal von den echten Autos abgeformt, sondern von 3D-Modellen, die von Wecan entworfen wurden. Und so hat vieles den Charme eines Revell-Modellbausatzes, den ein Achtjähriger verleimt hat.

Die Neuheit des Tages ist der Wecan Beetle, ein recht fieser VW-Käfer-Klon. Die Karosserie ist ein einteiliger Glasfaserklotz, der die Kotflügel mit der zentralen Karosserie verbindet und diese in einem Guss integriert. Man sieht, dass er auf dem deutschen Modell von 1968 basiert, mit aufrechten Scheinwerfern und schlichten Stoßstangen. Seine Abmessungen entsprechen denen des echten Volkswagen. Das war es dann aber auch schon.


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Laut der Wecan-Preisliste wird das Auto mit einer kompletten Beleuchtungsanlage geliefert, aber die Anbauten auf den Fotos haben nichts mit dem Original zu tun. Die Griffe und Knöpfe sind unverhältnismäßig groß und wurden sicherlich aus Material gefertigt, das bereits im Werk vorhanden war.

Digitalanzeige im Innenraum

Die Stoßstangen, ebenfalls aus Glasfaser, sind silbern lackiert und unterhalb ihrer ursprünglichen Position angebracht, was der Wölbung der vorderen Kotflügel ein seltsames Aussehen verleiht. Laut Prospekt ist das Auto aus echter Glasfaser und nicht aus Acryl, wie man vielleicht vermuten könnte.

Das originale Motorkühlungsgitter unter der Heckscheibe wurde verdeckt. Die Trittbretter wurden entfernt und die Außenspiegel sind Motorradspiegel. Die Türen hingegen sind mit normalen Scharnieren befestigt und passen nicht zur Karosserie. Das Seltsamste von allem ist, dass die Karosserie weit über dem Fahrgestell zu liegen scheint. Auch die Räder und Reifen ragen aus den Kotflügeln heraus.

Innen sieht der Wecan noch weniger wie ein VW Käfer aus. Der Boden ist glatt, ohne den Mitteltunnel. Das Armaturenbrett ist ebenfalls geglättet und vereinfacht, und es gibt eine kleine Digitalanzeige. Es gibt zwei Pedale, wobei das Bremspedal oben angelenkt ist. Die Sitze sind mit Kunstleder gepolstert und dünn. Sowohl das Türglas als auch die Windschutzscheibe scheinen fest zu sein, und eine Polyurethanschicht versucht, die Hitze zu dämpfen.

Maximal 35 km/h

Der hinten angebrachte Elektromotor wird von einem Paket gewöhnlicher Blei-Säure-Batterien gespeist. Mit dieser Ausstattung erreicht das Auto eine Höchstgeschwindigkeit von 35 km/h und kann zwischen zwei Aufladungen (die zwischen sechs und acht Stunden dauern) 80 Kilometer zurücklegen.

Das reicht für die Zwecke, die man von dieser chinesischen Volkswagen-Attrappe erwartet: Hochzeitsfahrten, Kurzstreckenfahrten für Touristen, Werbeauftritte und Schaufensterdekorationen. Es sei darauf hingewiesen, dass die deutsche Marke den originalen VW Käfer in China nie offiziell verkauft hat. Wer keinen Käfer hat, nimmt einen Wecan.

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Und wer glaubt, dass dieser Käfer aus dem Multiversum billig ist, der irrt. In China beträgt sein FOB (Export)-Wert 7.513 US$ beziehungsweise rund 6.800 Euro nach dem aktuellen Wechselkurs. Wer mehr als fünf Exemplare bestellt, zahlt 6.990 US$ (ca. 6.300 Euro) für jedes einzelne. Hierzulande könnte man für diese Preise schon recht gute Original-Käfer finden.

Und es sieht so aus, als würde Wecan es nicht dabei nicht belassen. Auf den Fotos sind weitere Modelle auf dem Werksgelände zu sehen, zum Beispiel ein Mini aus der Zeit vor 2000, ein Mercedes L 319 Kleinbus (1955-1968) und ein VW T2. Der Vervielfältigungsstrahl von Mundo Bizarro ist in vollem Gange.