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Villeneuve: "Ich vermisste die Ovale"
Der Kanadier über seinen ersten NASCAR-Test, die Rückkehr auf die schnellen Ovale und seine Politikverdrossenheit in der Formel 1
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wann hast du zum ersten Mal über den Atlantik geschaut und gemerkt, dass die NASCAR etwas ist, was du machen möchtest?"
Jacques Villeneuve: "Vor einigen Jahren war das das erste Mal, so 2004, als eine Auszeit in der Formel 1 hatte. Aber da wusste ich, dass ich zurück in die Formel 1 wollte, daher nahm ich das nicht so ernst. Ich wartete, bis ich im Vorjahr aus der Formel 1 flog. Ich brauchte etwas im Motorsport mit einem extrem hohen Niveau. Das bietet die NASCAR. Zudem vermisste ich die Ovale."

© xpb.cc
Jacques Villeneuve freut sich auf seine Rückkehr in die Ovale
Frage: "Kannst du erklären, warum gerade jetzt so viele Rennfahrer aus Formel-Serien in die NASCAR kommen?"
Villeneuve: "Nun, ich glaube, dass die NASCAR Jahr für Jahr stärker wird. Jeder achtet auf sie, auch international. Daran liegt es wohl. Aber viele Leute in Europa wissen nicht, worum es im Ovalsport geht. Das werden sie noch herausfinden."#w1#
Frage: "Vielleicht hast du ja auch die Presse bei Juan Pablo Montoya verfolgt. Viele haben sich über ihn und seinen aggressiven Fahrstil beschwert. Glaubst du, dass du ähnliche Probleme haben wirst?"
Villeneuve: "Egal, wie man fährt, als den Neuen mag niemand. Wenn jemand in die Formel 1 kam, mochten wir ihn nicht, wir machten ihnen das Leben schwer. Das ist ganz normal. Aber er war auch in der Formel 1 so. Ich schätze, dass er diese Persönlichkeit auch in die NASCAR mitnahm. Wenn er sich aber eingelebt hat, ist alles in Ordnung. Er fährt hart und schnell und macht sich einen Namen. Man zollt ihm auch Respekt dafür, das ist gut. Aber ich war nie so aggressiv wie wer. Auf der anderen Seite ist NASCAR aber auch anders. Ich werde es erleben, wenn ich dort bin."
"Keine Roboter" in der NASCAR
Frage: "Wir haben auch mit Montoya über dich geredet und er sagte, dass ihr in der Formel 1 nicht immer gut miteinander ausgekommen seid. Was hat sich dann geändert, damit eure Beziehung anders wurde?"
Villeneuve: "Ja, wir hatten eine schwierige Zeit zu Beginn, aber dann wurden wir abgeklärter. Abseits der Strecke kamen wir aber immer gut miteinander aus, nur im Auto auf der Strecke gab es einige übermutige Dinge. Wenn alle am Limit sind und unter Druck stehen, dann rastet man vielleicht etwas früher aus. Das ist bei uns in ein paar Rennen passiert."
Frage: "Wie fühlte sich das Auto beim Test am Montag an und wie am Dienstag? Konntet ihr schon Fortschritte erreichen?"
Villeneuve: "Ja, wir haben über Nacht ein paar Fortschritte erreichen können, es fühlt sich jetzt normaler an. Ich fühle mich nun wohler im Truck und weiß, was ich zu erwarten habe, wenn ich in eine Kurve fahre, und wie ich am Lenkrad zu drehen habe. Das macht das Fahren einfacher, ich kann nun schon in den ersten beiden Runden schnell fahren und muss nicht auf die vierte warten. Es ist nun einfacher, auf Geschwindigkeit zu kommen und den Grip der Reifen zu nutzen."
Frage: "In der Formel 1 warst du dafür bekannt, deine Meinung immer offen zu äußern. In der NASCAR gehört das dazu, auch wenn es zuweilen Strafen dafür gibt. Freust du dich darauf?"
Villeneuve: "Ja, das ist toll. Das zeigt, dass die Serie noch menschlich und nicht abgehoben ist. Da fahren keine Roboter, sondern Menschen mit Gefühlen, die das sagen, was in ihrem Kopf herumschwirrt. Ich bin da sicher nicht der einzige."
NASCAR-Fahrplan noch nicht abgesteckt
Frage: "Du hast gesagt, dass einige Formel-1-Fans nicht wissen, worum es im Ovalsport geht und warum wir das so lieben. Kannst du kurz erklären, warum wir das so toll finden?"
Villeneuve: "Oh, das ist für europäische Fans schwer zu erklären, denn sie sehen nur zwei Kurven. Es sieht so aus, als könnte man da einfach mit Vollgas fahren. Was sie nicht erkennen, ist, dass es viel Finetuning gibt, damit das Auto noch etwas stabiler wird. Auch das Fahren im Verkehr und alles, was im Rennen passiert. Auf der Strecke passiert sehr viel mehr als im europäischen Formel-Sport. Dort passiert viel beim Start, das war es aber auch schon. Es ist eine andere Art des Motorsports. Im Fernsehen kommt das auch nicht richtig rüber. Man muss an der Strecke sein, um die Atmosphäre zu fühlen."
Frage: "Wie genau sieht dein Fahrplan in Richtung Nextel-Cup aus?"
Villeneuve: "Zuerst müssen wir diesen Test beenden. Dann sind einige andere Dinge angesetzt, aber der Vertrag muss auch noch geschlossen werden. Dahinter steht also noch ein Fragezeichen. Bis zum Ende der Saison wäre es aber sehr anstrengend, es ist in jeder Woche etwas. Ich teste einige Autos und fahre bei Rennen, um wieder etwas Fahrpraxis im Oval zu bekommen."
Frage: "Wie schnell gingen die Verhandlungen mit Bill Davis voran, und könnte es sein, dass Unternehmen aus Quebec, die schon in der NASCAR sind, auch in dein Programm eingebunden sind?"
Villeneuve: "Mit Bill Davis Racing passierte alles recht schnell. Alle waren sehr aufgeregt und offen, sie wollten mir eine Chance geben. Das passierte sehr schnell. Ich musste nur anreisen, einen Sitz machen lassen und testen. Und natürlich würde es einen Sinn ergeben, wenn Unternehmen aus Quebec oder Kanada mit an Bord wären. Daran arbeiten wir."
Frage: "Warum Bill Davis Racing? Sie sind ja nicht gerade eines der höchsten NASCAR-Teams."
Villeneuve: "Warum Bill Davis Racing? Schaut mal auf die Trucks, da führen sie die Meisterschaft an und schlagen sich gut. Es ist der beste Ort, um sich an die Geschwindigkeiten im Verkehr zu gewöhnen. Auch mit den Cup-Autos werden sie in jedem Rennen besser. Sie kommen nach vorn. Das ist besser, als wenn ein Team langsam zurückfällt."
Kein Interesse an der IRL
Frage: "Als du wieder nach Nordamerika geblickt hast, hattest du die anderen beiden Serien, vor allem die IndyCar im Blickfeld?"
Villeneuve: "Nein, ich habe nie auf die IRL geachtet. Ich habe mich nur auf die NASCAR konzentriert. Wenn man nach der Formel 1 mit dem Rennsport weitermachen möchte, dann sucht man etwas, was ganz oben ist. In Nordamerika ist das NASCAR."
Frage: "Ist der Wettbewerb und die Serie für dich Furcht erregend?"
Villeneuve: "Das Gute ist, dass ich bei den IndyCars schon vor Jahren auf Ovalen Rennen gefahren bin. Ich weiß also, um was es da geht und was die Gefahren sind. Da gibt es keine Überraschung für mich. Ich hatte auch schon einige Unfälle auf Oval, weiß also, was mich in etwa erwartet. Aber als ich mit europäischen Fahrern in der Formel 1 gesprochen habe, waren sie sprachlos, als ich über Ovale sprach. Sie nannten mich verrückt, auf Ovalen fahren zu wollen."
Frage: "Montoya hat sich darüber beschwert, wie viel Politik bei der Formel 1 im Spiel ist. Er hatte davon genug und wollte einfach nur Rennen fahren. Stimmst du ihm zu?"
Villeneuve: "Ich weiß noch nicht, wie es in der NASCAR ist, aber Politik gibt es überall. Das Niveau in der Formel 1 ist aber schwer zu schlagen. Das ist schon extrem hoch und überschattet meist auch den Sport. Für einen Fahrer ist das schade."

