Roczen: Mit dem WM-Titel in die USA
Ken Roczen ist mit gerade mal 17 Jahren ganz oben angekommen - Der Motocross-Pilot aus Thüringen wurde Weltmeister in der MX2-Klasse
(Motorsport-Total.com/SID) - Als sich Ken Roczen seinen großen Traum erfüllt hatte, wurde der knallharte Motocross-Pilot ganz weich. Nach dem Gewinn des Weltmeistertitels in der MX2-Klasse kamen dem 17-jährigen Thüringer die Tränen. Auch bei der Siegerehrung konnte Roczen sein Glück und seine Emotionen noch nicht so recht fassen. Als erster Deutscher seit 43 Jahren ist Roczen Motocross-Weltmeister. In den USA soll nun der nächste Karriereschritt folgen.

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Ken Roczen hat sich mit 17 Jahren zum MX2-Weltmeister gekrönt
"Es war ein unglaubliches Jahr für mich. Ich bin hin und weg und einfach nur überglücklich", sagt Roczen nach dem Rennen in Gaildorf, bei dem ihm der dritte Platz an sein großes Ziel brachte. Zweieinhalb Jahre hat er dafür geschuftet und geschwitzt, um in der WM-Wertung ganz oben zu stehen. Nun ist es vor 22.000 Fans sogar vorzeitig gelungen, der Niederländer Jeffrey Herlings muss sich mit Platz zwei der Gesamtwertung begnügen.
Das letzte Rennwochenende in Fermo (Italien) wird für Roczen zum reinen Schaulaufen. Roczen am Montag zu erreichen, könnte schwierig werden, ließ Manager Bert Poensgen bereits am Vormittag wissen. Die Partynacht sei lang und intensiv gewesen, man habe den Triumph gebührend gefeiert. Nach dem Rennen sprach Roczen von den längsten drei Runden seines Lebens, denn der Titelgewinn hing am seidenen Faden und wurde mit nur einem Punkt Vorsprung entschieden.
"Zum Glück ist alles gut gegangen", sagt Roczen, der nach Paul Friedrichs im Jahr 1968 wieder einen WM-Titel nach Deutschland holte. Auf den Schultern seiner Betreuer und Teamkollegen ließ sich Roczen, der mit zweieinhalb Jahren zum ersten Mal auf einem Crossmotorrad saß, in Baden-Württemberg mit Champagnerflasche in der Hand feiern.
Es wird vorerst das letzte Mal gewesen sein, dass seine Fans ihren Helden auf einer heimischen Piste bejubeln konnten, denn Roczen will sein Glück künftig im Land der unbegrenzten Möglichkeiten suchen. "Mein Flug geht am 18. Oktober. In den USA habe ich einfach die besten Möglichkeiten", sagt er der 'Bild am Sonntag'.
Jenseits des Atlantiks ist Roczen bereits ein Superstar, diesen Status will er nutzen. Mit seinen strahlend blauen Augen, seinem strohblonden Haar und dem perfekten Sonnyboy-Lächeln ist er ein absoluter Frauentyp. Und das, obwohl er weder singt noch schauspielert, sondern stattdessen mit seiner KTM 250 SX-F über Dreckpisten jagt.
"Ich habe gerade als Motocrossprofi Amerika lieben gelernt. Der Sport hat in den USA einen deutlich höheren Stellenwert als in Europa. Die besten Fahrer der Welt sind dort, hunderte Strecken kann man befahren", sagt Roczen. Vor bis zu 50.000 US-Fans fuhr er bereits von Januar bis Mai die hochklassigen Rennen der AMA Supcross Lites West Coast Serie.
Der Verkauf von Fanartikeln mit seiner Startnummer 94, dem Geburtsjahr des Weltmeisters, läuft in Übersee besonders gut. Insgesamt weit über 30.000 Fans folgen ihm bei Facebook und überschütteten ihn nach seinem WM-Triumph förmlich mit Glückwünschen.
Eigentlich kann die Karriere im Stile eines Hollywood-Drehbuchs nur weiter steil bergauf gehen. Den Superlativen jüngster deutscher Motocross-Meister, jüngster Gewinner des ADAC MX Masters, jüngster Grand-Prix-Sieger in der MX2 und MX2-Weltmeister dürften weitere folgen. Dass Roczen dabei abhebt, glaubt Manager Poensgen trotzdem nicht: "Die Gefahr besteht natürlich immer, aber er hat es bis heute geschafft, auf dem Boden zu bleiben. Ich weiß, dass viel auf ihn einströmen wird. Doch Ken schafft das."

